Various Artists | News | Klassik, Jazz, Zauberklang - Zacharias-CD-Box erschienen

Warum die Violine in der populären Musik so selten anzutreffen ist, darüber kann man nur mutmaßen. Liegt es daran, dass das Instrument vor allen Dingen mit der Klassischen Musik assoziiert wird? Oder an der technischen Finesse, die es braucht, das Instrument zu meistern? Sieht man einmal von sporadischen Ausflügen klassischer Violinisten in den Bereich der Pop-Musik ab, sind es vor allen Dingen Swing- und Jazz-Geiger wie Joe Venuti, Stéphane Grappelli und Jean-Luc Ponty, die das Instrument in die populäre Musik getragen haben. Swing und Jazz spielten auch eine maßgebliche Rolle in der Karriere von Helmut Zacharias, dem einzigen „Pop-Geiger“ von Weltgeltung.

Wie so oft stand jedoch auch bei ihm die Klassische Musik am Anfang. Zacharias wurde 1920 in Berlin in ein musikalisches Elternhaus geboren. Seine Mutter war Konzertsängerin, sein Vater Geiger und Komponist. Der drückte dem Zweieinhalbjährigen eine Kindergeige in die Hand, auf der der kleine Helmut schon bald fehlerfrei „Hänschen klein“ spielte. Wenige Jahre später trat er bereits mit seinem Vater auf und war 1931 zum ersten Mal als Solist eines Mozart-Violinkonzertes im Radio zu hören. Eine Laufbahn in der Klassischen Musik schien vor Helmut Zacharias zu liegen, die er allerdings als junger Mann durch seine Liebe zum in der NS-Zeit verpönten Swing in andere Bahnen leitete. 

Zacharias trat im Berliner Cabaret „Faun“ und im Uhland-Eck auf, nach Kriegsende stellte er ein Quartett zusammen, das auf der Bühne und im Rundfunk zu hören war. 1941 nahm er seine erste Schallplatte unter eigenem Namen beim Odeon-Label auf, in den darauffolgenden Jahren entstanden für Brunswick zahlreiche Swing-Titel. Ende der 1940er Jahre gewann Zacharias, inzwischen zum Beinamen „Hot-Geiger Nr. 1“ gekommen, den Jazz-Poll des AFN Frankfurt als bester Jazz-Violinist, bevor er sich mit einem Polydor-Schallplattenvertrag in der Tasche zu Beginn der 1950er Jahre mehr und mehr in Richtung Unterhaltungsmusik orientierte.

Die Swing-Aufnahmen Helmut Zacharias‘ und auch seine an ein größeres Publikum gerichteten Aufnahmen für das Polydor-Label in den 1950er und 1960er Jahren sind in der Vergangenheit bereits auf CD-Veröffentlichungen dokumentiert worden. In der BIG-BOX-Serie des Electrola-Labels erschien jetzt eine Folge, die sich dagegen Zacharias‘ produktivem Schaffen in den späten 1960er bis 1980er Jahre widmet. In jener Zeit war er aus dem bundesdeutschen Fernsehen und von den hiesigen Plattentellern nicht mehr wegzudenken, hatte seinen Sound vorsichtig in Richtung der Pop- und Soul-Musik jener Jahre geöffnet. Der neue Zacharias-Sound war schlanker und subtiler als zuvor, auf den EMI-Alben spielte Zacharias nicht nur so, als würde er singen, sondern als würde seine Geige einem die Lyrics der Pop-Songs direkt ins Ohr flüstern. Das erreichte er nicht nur mit virtuoser Beherrschung seines Instruments, sondern auch mit ausgefeilter Mehrspurtechnik (oft spielte er alle Streichinstrumente selbst ein) und Instrumentenpositionierung.

Evergreens, Folklore, Filmschlager und aktuelle Pop-Hits machte er sich im „Zacharias-Sound“ zu eigen und unverwechselbar. Seine ab Ende der Sechziger Jahre entstandenen Aufnahmen für die EMI mischten geschickt orchestralen Flair und moderne, poppige Rhythmen. Jene Jahre waren die Krönung einer einzigartigen Tonträger-Erfolgsgeschichte, mit bis heute 15 Millionen verkauften Schallplatten, ca. 450 Eigenkompositionen und 1400 selbst arrangierten und produzierten Titeln.

Die BIG BOX von Helmut Zacharias versammelt zwölf Albumklassiker plus Bonustracks auf fünf CDs, die insgesamt 141 Tracks wurden digital remastered, darunter befinden sich viele CD-Premieren. Die Box enthält die Alben: