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Vier aufregende ECM-Neuheiten im Januar und Februar

Den Auftakt ins Jahr seines 50. Jubiläums begeht ECM mit neuen Alben von Mats Eilertsen und Ralph Alessi sowie den Labeldebüts von Joe Lovano und Yonathan Avishai.
ECM Records
ECM Records
10.01.2019
Dass ECM Records in sein großes Jubiläumsjahr 2019 gleich mit zwei Label-Debüts startet, ist ein sicheres Zeichen dafür, dass man auch im 50. Jahr seines Bestehens nicht im Stillstand zu verharren gedenkt und Manfred Eicher den Künstlerkatalog kontinuierlich erweitern möchte. Obwohl Joe Lovanos “Trio Tapestry” und Yonathan Avishais “Joys And Solitudes” erst am 25. Januar sowie Mats Eilertsens “And Then Comes The Night” und Ralph Alessis “Imaginary Friends” am 1. Februar erscheinen, können alle vier Alben schon jetzt vorbestellt und einige ausgewählte Tracks auf Streaming-Plattformen angehört werden.
Den in Frankreich lebenden israelischen Pianisten Yonathan Avishai kennen ECM-Fans schon durch die beiden Alben, die er als Mitglied von Trompeter Avishai Cohens “Dream Team” für das Label eingespielt hat: “Into The Silence” (2016) und “Cross My Palm With Silver” (2017).  Parallel entwickelte er in den letzten fünf Jahren mit dem ebenfalls aus Israel stammenden Bassisten Yoni Zelnik und Schlagzeuger Donald Kontomanou, einem Sohn der französischen Jazzsängerin Elisabeth Kontomanou, ein eigenes Projekt namens Modern Times, das sich in seiner Arbeit mit der sich stetig ändernden Bedeutung von Modernität auseinandersetzt. Exemplarisch ist dafür, wie das Trio auf “Joys And Solitudes” an Duke Ellingtons Klassiker “Mood Indigo” herangeht. “Ellington ist ein durch und durch moderner Pianist und Komponist”, sinniert Avishai. “Seine Art, eine Geschichte durch sein Spiel zu erzählen, hat mich beeinflusst, und ‘Mood Indigo’ ist ein Lied, das ich schon lange liebe.” In den sieben folgenden Eigenkompositionen reflektiert der Pianist, der 2017 vom Jazz Magazine als die “französische Entdeckung des Jahres” gefeiert wurde, ein breites Spektrum an Musiken und Erfahrungen: in “Les Pianos de Brazzaville” ruft er seine Reisen in die Republik Kongo in Erinnerung, in “Tango” gibt er eine spielerische Antwort auf “Ojos Negros” von Dino Saluzzi und Anja Lechner und zu “When Things Fall Apart” wurde er von Avishai Cohen inspiriert. Diese vielfältigen Einflüsse werden durch Yonathans traditionsbewusstes Klavierspiel gefiltert, wobei er stets seinen Respekt gegenüber den alten Werten von Blues und Swing zeigt, aber in seiner Entschlossenheit und Präzision Eigenständigkeit beweist. Als Appetizer auf das Album ist die Nummer “LYA” schon jetzt auf allen Streaming-Plattformen zu hören.
Gleichfalls am 25. Januar erscheint Joe Lovanos ECM-Solodebüt “Trio Tapestry” mit der Pianistin Marilyn Crispell und dem Schlagzeuger Carmen Castaldi, das auf JazzEcho schon im Dezember kurz vorgestellt wurde. Nachdem auf den Streaming-Plattformen zunächst der Track “Seeds Of Change” vorab veröffentlicht wurde, liegt dort nun mittlerweile mit dem sehr mystischen “Mystic” ein zweites Stück vor, in dem Lovano mit einem ungarischen Tárogató zu hören ist, einem aus Holz gefertigten Ableger des Saxophons.
Der norwegische Bassist Mats Eilertsen spielte schon auf ECM-Alben von Musikern wie Tord Gustavsen, Trygve Seim, Mathias Eick, Nils Økland, Wolfert Brederode und Jacob Young eine tragende Rolle. Parallel verfolgte er auch immer eigene musikalische Projekte. Sein Trio mit dem Schlagzeuger Thomas Strønen und dem niederländischen Pianisten Harmen Fraanje, das nun auf seinem zweiten Soloalbum für ECM zu hören ist, besteht bereits seit rund zehn Jahren.  Bei der Einspielung von “And Then Comes The Night” (benannt nach einem Roman des isländischen Schriftstellers Jón Kalman Stefánsson) machten sich die Musiker laut Eilertsen “den besonderen Charakter und die spezielle Atmosphäre” des Auditorio Stelio Molo in Lugano in ihrem überaus konzentrierten Zusammenspiel zunutze. “Wir fingen mit einigen kompositorischen Entwürfen an, um dann zu sehen, was wir mit Manfred Eichers Hilfe in diesen spezifischen Räumlichkeiten aus ihnen formen könnten.” Das Ergebnis ist ein Album mit subtiler Ensemblemusik, das viele Konventionen des Trio-Spiels elegant um kurvt. Es ist eine Aufnahme, die konzentriertes Hören fordert und umso mehr belohnt. Eine erste Kostprobe des Albums “And Then Comes The Night”, das am 1. Februar erscheint, liefert das Stück “Albatross”, dass man bereits auf Streaming-Plattformen hören kann.
Für seine ersten beiden ECM-Alben als Leader – “Baida” (2013) und “Quiver” (2016) – erntete der Trompeter Ralph Alessi zurecht großes Lob. Die New York Times pries “die elegante Präzision und Kraft” von “Baida”, während der Guardian in seiner Besprechung von “Quiver” Alessis “makellose Technik und seine Fähigkeit, an die Tradition des Jazz anzuknüpfen und zugleich ihre Klischees zu vermeiden” hervorhob. Nach diesen beiden Quartett-Alben präsentiert sich Alessi nun auf “Imaginary Friends” mit einem seit vielen Jahren eingespielten Quintett, und zwar in dessen erster Aufnahme seit 2010. Unter den Mitspielern befindet sich mit dem Saxophonisten Ravi Coltrane ein Seelenverwandter Alessis, der seit ihrem gemeinsamen Studium am California Institute of the Arts in den späten 80er Jahren ein konstanter Studio- und Bühnenpartner des Trompeters ist. Komplettiert wird das Ensemble durch Pianist Andy Milne, Schlagzeuger Mark Ferber und den Bassisten Drew Gress, der bereits auf “Baida” und “Quiver” zu hören war. Ein unwiderstehliches Highlight unter den neun Eigenkompositionen, die Alessi auf “Imaginary Friends” präsentiert, ist der Opener “Iram Issela”, der mit seiner bittersüßen Melodie und Ravi Coltranes einzigartigem Solospiel die Bühne für ein Album von quecksilbriger Schönheit bereitet. Auf den gängigen Streaming-Plattformen kann man sich vorab schon die Nummer “Oxide” anhören. Das Album selbst erscheint am 1. Februar.