Nach Hamburg kam er aus London im April 1965, Saxofonist Ronnie Scott brachte ihn mit – in dessen Club hatte der Gitarrist Wes Montgomery gerade gastiert. Aus England kamen auch Schlagzeuger Ronnie Stephenson und Scotts Saxofonkollege Ronnie Ross, im Gepäck hatte der fast alle Arrangements für ein sehr besonderes Konzert: den 39. NDR Jazzworkshop am 30. April. Montgomery war sozusagen Ehrengast – in einem Ensemble, zu dem neben Scott und Ross auch noch die Saxofonisten Johnny Griffin und Hans Koller sowie am Klavier der noch junge Pianist Martial Solal gehörten. Mikrofone und Kameras des NDR zeichneten das Konzert auf – jetzt erscheint die Musik dieses einzigartigen Abends erstmals auf CD.
Montgomery galt als Solitär – noch zu Zeiten früher musikalischer Erfolge arbeitete er in einer Fabrik, und er erfand eine ganz neue Technik des Gitarrenspiels, die die Welt in Erstaunen setzte – zum einen nutzte er den Daumen der rechten Hand (für “softere”, gedämpfte Sounds), zum anderen führte er viele Linien in der Improvisationen in Oktaven, mit hellen, hohen und den dunkleren, tieferen Tönen zugleich. Erstmals überhaupt kam Montgomery nach Europa in diesem Frühjahr, und er ließ sich ein auf die ungewohnte Rolle als Gast; auch im NDR, wo Jazzchef Hans Gertberg noch konsequent die Workshop-Idee verfolgte. Nur drei Jahre blieben dem Gitarristen nach diesem Hamburg-Besuch: 1968 schon ist er gestorben, nur 45 Jahre alt. Die glücklichen Stunden in Hamburg gehören zu den schönsten Erinnerungen an Wes Montgomery.