Zum Tod von Chuck Mangione: Vollblutjazzer mit einem Händchen für Instrumentalhits
In den 1970er Jahren bewies Chuck Mangione, dass man auch mit eingängigen, jazzigen Instrumentalnummern die Popcharts erobern kann. Nun ist der Flügelhornist, Trompeter und Komponist am 22. Juli nach einer langen Karriere im Alter von 84 Jahren gestorben.
Chuck Mangione(c) A&M Records
29.07.2025
Als Chuck Mangione 1960 seine Aufnahmekarriere begann, hätte er sich wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass er mit seiner Musik einmal die Popcharts erobern würde. Seine Eltern, die mit Dizzy Gillespie befreundet waren, hatten Chuck (Jahrgang 1940) und seinen zwei Jahre älteren Bruder Gap früh mit ihrer Jazzbegeisterung angesteckt. Beide lernten bereits in der Grundschule Klavierspielen. Während Gap dem Instrument treu blieb, wechselte Chuck zur Trompete. Noch während er an der Eastman School of Music in seiner Heimatstadt Rochester, New York, studierte, gründete er 1958 mit Gap das Mangione Brothers Sextet. Unter dem neuen Namen The Jazz Brothers nahmen sie Anfang der 1960er Jahre drei Alben mit von Gillespie inspiriertem Bebop und Hard Bop für Prestige Records auf. Auch Chucks Trompete mit dem um 45 Grad nach oben gebogenen Schalltrichter erinnerte eindeutig an Dizzy. Das erste dieser Alben wurde von keinem Geringeren als Cannonball Adderley produziert, der auch gleich noch ein Stück von Chuck für eines seiner eigenen Alben einspielte.
Sein erstes Soloalbum “Recuerdo” nahm Chuck Mangione 1962 im Alter von 21 Jahren mit einer superben Rhythmusgruppe auf: Pianist Wynton Kelly, Bassist Sam Jones und Drummer Louis Hayes. Ende 1965 holte ihn dann Art Blakey auf ausdrückliche Empfehlung von Dizzy Gillespie in seine Jazz Messengers, wo er die nicht gerade leichte Nachfolge von Clifford Brown, Kenny Dorham, Bill Hardman, Lee Morgan und Freddie Hubbard antreten durfte. Zu Blakeys Band zählten in dieser Zeit auch die Pianisten Keith Jarrett, Chick Corea und Lonnie Liston Smith. Zum Album “Buttercorn Lady” der Jazz Messengers steuerte Mangione 1966 die Hälfte der Kompositionen bei.
Mangiones zweite Einspielung unter eigenem Namen, “Friends And Love”, erschien erst 1970. Auf dem ambitionierten Doppelalbum, das live aufgenommen wurde, präsentierte sich der Trompeter erstmals mit dem weicher klingenden Flügelhorn, mit dem ihn heute jeder in Erinnerung hat. Auch musikalisch betrat er hier Neuland, da er erstmals Elemente von Jazz, Rock, Folk und klassischer Musik miteinander vermischte. Mit dem Stück “Hill Where The Lord Hides” landete er zudem seinen ersten Hit in den Billboard Hot 100; das Album selbst wurde für einen Grammy nominiert. Kurzum: Ein neuer Chuck Mangione war geboren. Eben jener Chuck Mangione, der in den nächsten gut zehn Jahren mit Alben wie “Chase The Clouds Away”, “Main Squeeze”, “Feels So Good”, “Fun And Games” und “70 Miles Young” sowie dem Soundtrack zu dem Film “The Children Of Sanchez” Grammys gewinnen, die Charts aufmischen und Radio-Playlists erobern sollte. In den 1980er Jahren kehrte er wieder mehr zu seinen Jazzwurzeln zurück, legte dann eine fünfjährige Auszeit ein und feierte 1994 ein Comeback. Sein letztes Album “Everything For Love” veröffentlichte er im Jahr 2000 bei Chesky Records. Danach trat er nur noch live auf, bis er sich 2015 zur Ruhe setzte. Wie am Wochenende bekannt wurde, ist Chuck Mangione am 22. Juli 2025 im Alter von 84 Jahren zu Hause in Rochester während des Schlafs verstorben.