Wenn man sich liebt – Traumpaar Mouskouri und Legrand
Der dieses Jahr verstorbene Michel Legrand und Sängerin Nana Mouskouri haben seit den 60er Jahren wunderbare Kollaborationen aufgenommen. Jetzt erscheinen sie erstmals gesammelt auf einer Doppel-CD.
Nana Mouskouri & Michel Legrand / Universal Music France
20.06.2019
Dass Nana Mouskouri die vielleicht vielseitigste Sängerin der Welt ist, hat sich inzwischen auch in Deutschland herumgesprochen. Und doch werden immer wieder neue Aufnahmen ans Tageslicht befördert, die das Werk der Künstlerin komplettieren. “Quand on s’aime…” (Wenn man sich liebt…) heißt eine neue Doppel-CD, die jetzt erstmals alle Kollaborationen der Griechin mit dem im Januar dieses Jahres verstorbenen französischen Multitalent Michel Legrand zusammenfasst. Legrand war Jazzmusiker, Filmkomponist, enorm erfolgreicher Songschreiber und Sänger. Das CD-Set vereint alle Titel, die Mouskouri unter der Leitung von Legrand, der auch ein atemberaubender Arrangeur seiner und fremder Werke war, aufgenommen hat. Der Zeitraum spannt sich dabei von den 60er Jahren bis hin zu Mouskouris gefeiertem späteren Album mit Legrand, “Hollywood”, von 1993.
Im Booklet des schön gestalteten Sets erinnert sich Mouskouri mit berührenden Worten an ihren Freund und Kollegen: "Das Erste, was ich hörte, war seine Stimme, wie ein gutes Omen. Alles fing mit einem Telefonanruf an. Ich war damals eine junge Sängerin, die ihre Heimat Griechenland gerade zum ersten Mal verlassen hatte. Ich war sechsundzwanzig. An jenem Abend trat ich beim Festival of Mediterranean Song in Barcelona auf. Mr. Hazan, der damalige Präsident des Philips-Konzerns, plante, mir zu einer internationalen Karriere zu verhelfen, auch wenn ich selbst nicht genau wusste, was dies bedeutete. Er war zu der Zeit in Paris und hörte dort der Übertragung des Festivals zu. Als er erfuhr, dass ich gewonnen hatte, rief er mich sofort an, um mir zu gratulieren, und reichte den Hörer dann an zwei seiner Freunde weiter, die sich ebenfalls mit mir unterhalten wollten. Einer von ihnen war Amerikaner, Quincy Jones, der andere Franzose: Michel Legrand. Seit jenem Moment weiß ich, wie es sich anfühlt, wenn einem sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggezogen wird – im positiven Sinne. Michel gratulierte mir überschwänglich zu meinem Auftritt und sagte, er würde in Paris auf mich warten, worauf Quincy begeistert hinzufügte: “Hey, wir sehen uns in New York, Baby.”
Als Sänger, außergewöhnlicher Pianist und renommierter Komponist, der zahlreiche Instrumente beherrschte, verkörperte Michel Legrand die wahre Seele der Musik. Die ersten beiden Lieder, die ich für ihn sang, waren aus dem Film “Die Regenschirme von Cherbourg”. Später im selben Jahr, 1964, stellte Michel den Film in Cannes vor, wo er die Goldene Palme für die beste Musik gewann. “Cherbourg” öffnete zahlreiche Türen für mich und ich war stolz darauf, den Titelsong in sechs Sprachen singen zu dürfen. Meine Stimme und Michels Kompositionen hatten einander gesucht und gefunden und sollten sich nie wieder trennen. Er arrangierte viele meiner Lieder mit subtilen Veränderungen neu, etwa “Ses baisers me grisaient” (neu adaptiert mit einem wundervollen Text von Boris Vian), “L’enfant au tambour”, “Deux pour une chanson” und “Quatre Soleil”, die Adaption eines griechischen Lieds.
Michel war ein wahrer Mentor und anspruchsvoller Lehrer, von dem ich in Sachen Respekt und Emotionen viel gelernt habe. Er wurde mit Musik im Blut geboren, mit Noten als Wurzeln, tief in den Gefühlen verankert. Er gehört zu den Menschen, die mir beigebracht haben, eine wahre Sängerin zu sein und meine Leidenschaft zu leben, ohne dafür je meine Aufrichtigkeit zu opfern. Ich bin stolz und glücklich, diesen musikalischen Traum mit ihm geteilt zu haben. Wo immer er jetzt auch sein mag, ich sende ihm meinen innigen Dank. Ich bin mir sicher, dass er die Sterne zum Singen bringt."