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Unvergleichlicher Gigant – Zum 40. Todestag von Cannonball Adderley

Cannonball Adderley
Cannonball Adderley
07.08.2015
Wie bei allen früh verstorbenen Künstlern, kann man auch bei Cannonball Adderley nur spekulieren, welche Höhen er in seiner späteren Karriere noch hätte erklimmen können. Als er am 8. August 1975 im Alter von nur 45 Jahren einem Schlaganfall erlag, steckte er gerade in einer musikalischen Umbruchsphase. Der Altsaxophonist, der die Entwicklung des Hardbop und modalen Jazz entscheidend mitgeprägt hatte, sowie als einer der “Erfinder” des Soul-Jazz galt (ein Meilenstein auf diesem Gebiet war das 1959 entstandene Album “Cannonball Adderley In San Francisco”), setzte sich nämlich gerade mit dem von Miles Davis elektrifizierten Jazz und auch gewissen Avantgarde-Einflüssen auseinander.
Der am 15. September 1928 in Tampa/Florida geborene Julian Edwin “Cannonball” Adderley spielte in den frühen 1940ern gemeinsam mit seinem Bruder Nat, einem Trompeter, in einer Band mit dem zwei Jahre jüngeren Ray Charles. Er absolvierte ein Musikstudium in Tallahassee und ging dann 1955 mit Nat nach New York. Bei einer Session mit der Band des Bassisten Oscar Pettiford konnte er sich so beeindruckend in Szene setzen, dass ihn die lokale Presse schon als den Erben des gerade verstorbenen Charlie Parker feierte. Dem widersprach später der Pianist Joe Zawinul, der in der Band von Adderley seinen Durchbruch geschafft hatte, vehement: “Er ist der meist unterschätzte Musiker des Jahrhunderts”, meinte Zawinul 1997. “Kaum einer spricht noch über Cannonball, aber er war ein Gigant. Er war unvergleichlich. Er spielte nicht wie Charlie Parker, er spielte wie niemand sonst.”
Miles Davis gefiel Cannonballs bluesige Altsax-Phrasierung so sehr, dass er ihn 1957 in sein Sextett holte. Gemeinsam spielten sie solche Klassiker wie “Milestones”, “Jazz At The Plaza”, “Porgy And Bess” und “Kind Of Blue” ein. Mit seinen eigenen Alben, auf denen neben Bruder Nat auch spätere Größen wie Charles Lloyd, Yusef Lateef, Bobby Timmons, George Duke und natürlich Joe Zawinul mitwirkten, festigte Adderley schnell seinen Ruf, einer der besten Altsaxophonisten seiner Generation zu sein. Mit dem von Zawinul geschriebenen Song “Mercy, Mercy, Mercy” und einer Coverversion von Pops Staples'"Why (Am I Treated So Bad)?" landete Cannonball Adderley in den späten 1960ern überraschend zwei Hits, die in die Pop-Charts gelangten. Aber nicht nur deshalb wird Adderley ganz sicher auch noch weit über 40 Jahre nach seinem Tod hinaus in Erinnerung bleiben.