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Ted Poor – Improvisationen zum Mitsummen

Mit “You Already Know” ist Schlagzeuger Ted Poor ein modernes Improvisationsalbum gelungen, das groovt und überraschend eingängige Melodien hat.
Ted Poor
Ted Poor
27.02.2020
“Er besitzt eine verblüffende Fähigkeit, der Musik Form zu geben”, schrieb Jazz Review vor ein paar Jahren über Ted Poor, “und er hat eine erfrischend einzigartige, organische Herangehensweise an das Schlagzeugspiel.” Seit der aus Rochester/NY stammende Schlagzeuger und Komponist 2003 auf der Musikszene des Big Apple auftauchte, führt er eine zweigleisige Karriere: zum einen als ungemein kreativer Impulsgeber hinter den Stars des zeitgenössischen Jazz und der modernen Improvisationsmusik, zum anderen als einfühlsamer Begleiter von Indie-Künstlern aus den Bereichen Folk, Rock und Pop. Auf “You Already Know”, seinem Debütalbum für Impulse! Records, hat der 38-Jährige nun versucht, diese beiden musikalischen Welten unter einen Hut zu bringen.
“Die Lieder, die ich schreibe, und sicherlich auch die Songs, die auf diesem Album erscheinen, kann man singen”, meint Poor selbstbewusst. Mit “You Already Know” ist ihm in der Tat ein minimalistisches und nicht zu kopflastiges, sondern ziemlich eingängies Improvisationsalbum gelungen, das unterschiedlichste Hörer/innen ansprechen dürfte. Nicht nur solche, die ihn von seinen Kollaborationen mit Bill Frisell, Pat Metheny, Kurt Rosenwinkel, Cuong Vu, Ben Monder, Myra Melford, Mark Turner, Aaron Parks und Ralph Alessi her kennen. Sondern auch alle, die mit den Alben vertraut sind, die Poor mit Singer/Songwritern wie Andrew Bird, Chris Thiele, Imani Coppola und Madison Cunningham oder unter der Federführung von Mitchell Froom eingespielt hat.
“You Already Know” ist im Grunde ein Duo-Album mit dem Altsaxophonisten Andrew D’Angelo (bekannt u.a. durch Either/Orchestra und Human Feel), mit dem Poor schon seit fünfzehn Jahren in den unterschiedlichsten Konstellationen und Kontexten zusammengespielt hat. Nachdem die beiden ihre Duette in New York aufgenommen hatten, ging es nach Los Angeles in die legendären Sound City Studios, wo Poor (diesmal als Pianist) mit Hilfe von dem Produzenten und Gitarristen Blake Mills, Rob Moose (Bon Iver, Antony & the Johnsons) und Andrew Bird noch einige ausschmückende Overdubs fertigte.
“Ich war wirklich dankbar dafür, wie zurückhaltend Blake in seinen Entscheidungen als Produzent war”, sagt Poor. “Es kam oft vor, dass ich mehr und mehr machen wollte oder ein Element – wie etwa die Streicher oder das Klavier – länger beibehalten wollte. Aber Blake achtete sehr darauf, den Fokus des Ohrs auf die beiden Hauptinstrumente zu legen und die anderen Sachen so schnell wie möglich ein- und auzublenden.”
In gewisser Weise erinnert “You Already Know” an die vielen großartigen, von Folk und Americana-Klängen eingefärbten Singer/Songwriter-Alben, bei denen Blake Mills Regie geführt hat. Es ist ein Folk-Album, obwohl es – wie Poor sagt – “nicht zum Folk-Genre zählt. Es geht viel mehr um die Vorstellung von Musik als mündliche Tradition – von Musik als Song.”