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Ein Advokat des Jazz – zum Tod von Roger Willemsen

Roger-Willemsen © blu-news.org
Roger-Willemsen © blu-news.org
10.02.2016
“Viel zu früh” heißt es immer, wenn jemand stirbt, der eine Lücke hinterlässt, die nicht so ohne weiteres zu schließen sein wird. Eine solche Lücke (und von nicht unbeträchtlichem Ausmaß) hinterlässt nun Roger Willemsen, der am 7. Februar im Alter von 60 Jahren einem Krebsleiden erlag. Willemsen war ein ausgesprochenes Multitalent: ein begnadeter Autor, Essayist und Publizist sowie ein blitzgescheiter und einfühlsamer Interviewer, der für seine Fernseh- und Radiosendungen zahlreiche Preise erhielt. Und Willemsen war nicht zuletzt auch einer besten Advokaten, die der Jazz in den letzten zwanzig Jahren in Deutschland hatte.
Durch seine Talkshow “Willemsens Woche” verhalf er Michel Petrucciani, der dort immer wieder gastierte, in Deutschland zu erstaunlicher Bekanntheit abseits des reinen Jazz-Zirkels. Den französischen Pianisten, mit dem er eng befreundet war, widmete sich Willemsen auch in seinem Dokumentarfilm “Non Stop – Eine Reise mit Michel Petrucciani”, der international gefeiert wurde. In anderen Sendungen interviewte und portraitierte Willemsen unter anderem Herbie Hancock, Chick Corea und Quincy Jones. Mit dem Thema Jazz setzte er sich auch immer wieder in Zeitungsbeiträgen und Radiosendungen auseinander. Etwa in der Reihe "Roger Willemsen legt auf – Klassik trifft Jazz "bei NDR Kultur, in der er jeweils ein Stück aus Klassik und Jazz einander gegenüberstellte. Und er stellte auch selber einige CD-Compilations mit Jazz zusammen. In der 2007 erschienenen Box “99 x Jazz” erteilte er eine kurzweilige dreistündige Lektion in Sachen Jazz, die nicht nur für Einsteiger in diese Musik interessant war, sondern auch gestandenen Jazzfans neue Einblicke und Erkenntnisse vermittelte. “Wer heute noch wissen will, was Freiheit in der Musik sein kann”, schrieb Roger Willemsen im Booklet dieser Box, “der wird nicht ohne den Jazz auskommen können, und wer sich auf ihn eingelassen hat, wird nicht weitermachen wollen ohne ihn”.