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Der weiße Charlie Parker – Ein Nachruf auf Phil Woods

Phil Woods
Phil Woods
02.10.2015
Vor kurzem noch haben wir berichtet, dass Altsaxophonist Phil Woods bei einem Auftritt in Pittsburgh seinen endgültigen Abschied von der Bühne verkündete. Aufgrund eines Lungenemphysems litt er unter chronischer Atemnot und konnte sein Instrument nur noch unter großer Anstrengung spielen. Nun ist Woods am 29. September in East Stroudsburg/Pennsylvania im Alter von 83 Jahren der Krankheit zum Opfer gefallen.
Bei seinem Auftritt in Pittsburgh hatte Woods mit Mitgliedern des dortigen Sinfonieorchesters und einem lokalen Jazztrio seine Interpretation des klassischen Albums “Charlie Parker With Strings” präsentiert. Darin könnte man eine ironische Schlusspointe zu Phil Woods Leben sehen, denn es war Charlie Parker, der schon früh einen langen Schatten auf die Karriere von Phil Woods geworfen hatte, aus dem er erst im Laufe der Zeit langsam heraustrat. Woods tauchte ein Jahr vor Parkers Tod auf der Szene auf und handelte sich schnell den Ruf ein, der “neue Parker” zu sein (nicht sehr viel anders erging es allerdings auch anderen Altsaxophonisten jener Zeit wie Sonny Stitt oder Cannonball Adderley). Auch die Tatsache, dass er 1955 ausgerechnet Chan Parker, die Witwe Charlie Parkers heiratete, half ihm nicht gerade dabei, sich von seinem “Vorbild” zu lösen.
Im Laufe seiner 60 Jahre umspannenden Karriere nahm Woods rund 50 Alben für renommierte Labels wie Prestige, Candid, Verve, Impulse!, Muse und Concord auf, von denen vier mit einem Grammy ausgezeichnet wurden. Stilistisch spannte er den Bogen auf diesen Alben von Bebop über Hard-Bop und Crossover bis Neo-Bop. Eine gewisse Popularität außerhalb des Jazzzirkels erlangte der Altsaxophonist in den 1970er Jahren durch die Zusammenarbeit mit Popstars wie Steely Dan, Billy Joel und Paul Simon. Unvergesslich ist vor allem sein markantes Saxophonsolo in Joels Hit “Just The Way You Are”. 2007 wurde  Phil Woods vom National Endowment for the Arts (NEA), der einzigen staatliche Kulturfördereinrichtung der USA, zum “Jazz Master” geadelt.