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Afrika ist überall – zum Tod von Randy Weston

Im Alter von 92 Jahren ist am 1. September Pianist Randy Weston verstorben, der auf seinen Alben eine Brücke zwischen der afro-amerikanischen und afrikanischen Kultur schlug.
Randy Weston
Randy WestonEmarcy Records
06.09.2018
Es gibt wohl kaum einen anderen schwarzen Musiker, der sich in seiner Karriere so intensiv mit den afrikanischen Wurzeln des Jazz auseinandergesetzt hat wie Randy Weston. Der Pianist und Komponist kam 1926 in Brooklyn zur Welt, jenem Stadtbezirk, der ein ganz eigener kultureller Schmelztiegel innerhalb New Yorks ist. Von seinen Eltern wurde er dort früh an alle Arten von Musik herangeführt. In einem Interview mit dem britischen Telegraph erinnerte sich Weston vor ein paar Jahren an ein besonders einschneidendes Erlebnis: “Als ich sechs Jahre alt war, sagte mir mein Vater: ‘Mein Sohn, du bist ein in Amerika geborener Afrikaner. Die einzige Geschichte, die du jemals hören wirst, ist die über den Kolonialismus und die Sklaverei. Aber du musst etwas über die großen afrikanischen Reiche lernen.’ Also besuchte ich mit meinem Vater ein Museum, in dem Artefakte aus Nubien und Ghana ausgestellt waren. Ich habe als Kind von diesen Dingen geträumt.”
Die Erforschung der Wurzeln seines afrikanischen Erbes stellte er später, und lange bevor es in Mode kam, stets in den Mittelpunkt seines musikalischen Schaffens. Bereits auf seinen ersten Alben in den 1950er Jahren waren die afrikanischen Einflüsse unüberhörbar und spiegelten sich auch in Titeln wie “Zulu” (vom Album “The Randy Weston Trio”/1955) oder “Excerpt from Bantu Suite” (“New Faces At Newport”/1958) wider. Noch dezidierter trat der afrikanische Einfluss in den 1960er Jahren auf Alben wie “Uhuru Afrika”, “Highlife”, “Randy” und “African Cookbook” hervor. Nachdem er schon 1961 und 1963 Nigeria besucht hatte, bereiste Randy Weston mit einer US-amerikanischen Kulturdelegation 1967 auch West- und Nordafrika. Ein Jahr später ließ er sich in Marokko nieder, bevor er dann nach Europa weiterzog. Mitte der 1980er Jahre kehrte er für einige Jahre wieder nach Marokko zurück.
Mit “Blue Moses” gelang Weston 1972 einen Bestseller für Creed Taylors Label CTI. Ähnliche Erfolge erzielte er in den 1990er Jahren dann auch mit Alben wie “The Spirits Of Our Ancestors”, “Marrakech In The Cool Of The Evening” und “The Splendid Master Gnawa Musicians Of Morocco”, die allesamt bei Verve Records erschienen. Neben einem musikalischen Selbstporträt (“Self Portraits: The Last Day”) veröffentlichte er bei dem Label außerdem zwei Alben, die seinen Vorbildern Duke Ellington und Thelonious Monk gewidmet waren. 2001 wurde Randy Weston vom National Endowment for the Arts (NEA), der einzigen staatlichen Kulturfördereinrichtung der USA, für sein Lebenswerk zum NEA Jazz Master ernannt. Weitere hohe Auszeichnungen sammelte er im Laufe seiner einzigartigen Karriere u.a. in Ghana, Marokko, Frankreich und Japan. Seinen 90. Geburstag hatte er der Pianist 2016 noch mit einem Auftritt in der Carnegie Hall gefeiert. Jetzt ist er am Morgen des 1. September 2018 in seinem Haus in Brooklyn im Alter von 92 Jahren verstorben.
In Erinnerung an Randy Weston empfehlen wir, mal wieder seine Meisterwerke wie “The Splendid Master Gnawa Musicians Of Morocco”, “The Spirits Of Our Ancestors”, “Portraits” oder “Volcano Blues” zu hören.