Various Artists | News | Abschied von Mr. Supersax

Abschied von Mr. Supersax

Supersax
Supersax
20.03.2014
Wir befinden uns im Jahre 1972 n.Chr. Die ganze Jazzszene ist von Jazz-Rockern und Fusionmusikern besetzt… Die ganze Jazzszene? Nein, eine von unbeugsamen Jazzern bevölkerte Band hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Und diese Band hört auf den Namen Supersax. Zugegeben: es ist vielleicht ein wenig übertrieben, das 1972 von dem Altsaxophonisten und Arrangeur Med Flory zusammen mit dem Bassisten Buddy Clark gegründete neunköpfige Ensemble als das einzige zu bezeichnen, das den damaligen Trends im Jazz Paroli bot. Aber Supersax eroberte seinerzeit schnell ein größeres Publikum und gewann gleich für sein erstes Album “Supersax Plays Bird” einen Grammy. Während z.B. Herbie Hancock mit “Headhunters”, Weather Report mit “Sweetnighter” und Billy Cobham mit “Spectrum” leer ausgingen. Das musikalische Rezept von Supersax war zugleich simpel und alles andere als einfach gewesen: Die hochkarätig besetzte Band spielte Songs aus dem Repertoire von Charlie Parker. Soweit nichts Neues. Der Clou war jedoch, dass die oft schwindelerregenden Parker-Soli vom fünfköpfigen Saxophonsatz der Band (daher auch der Name Supersax) notengetreu nachgespielt wurden. Der kluge Kopf hinter diesem Konzept war Med Flory, der sein Handwerk in den Bands von u.a. Woody Herman und Claude Thornhill gelernt hatte, bevor er Mitte der 1950er nach Los Angeles ging. Dort gehörte er bald zur Speerspitze der Cool-Jazz-Bewegung. Noch cooler war, dass Flory neben seiner Tätigkeit als Jazzmusiker auch noch Zeit fand, eine zweite Karriere zu starten: als Schauspieler wirkte er in annähernd 100 Fernsehserien und Kinofilmen mit. Zwischen 1972 und 1990 nahm Flory mit Supersax zehn Alben auf, darunter zwei für das deutsche Label MPS Records, die 2012 zusammen auf der CD “Chasin’ The Bird/Dynamite!!” wiederveröffentlicht wurden. In den 1990ern zog sich Flory weitgehend aus der Musikszene zurück, um seine an Alzheimer erkrankte Frau zu pflegen. Er selbst hatte in den letzten Jahren immer wieder mit Herzproblemen zu kämpfen. Nun ist Med Flory am 12. März in seinem Haus in North Hollywood verstorben.