Blue Note Classic Vinyl Edition: Im Fahrwasser von Ornette Coleman
In der Vinyl-Reihe mit Blue-Note-Klassikern erscheinen diesmal Alben von zwei kühnen musikalischen Grenzgängern: dem Altsaxophonisten Jackie McLean und dem Kornettisten Don Cherry.
20.01.2022
Diese LPs und weitere aus der Blue Note Classic Vinyl Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.Jackie McLean – Destination… Out! Jackie McLean hatte es in seiner langen Karriere meisterhaft verstanden, mit einem Bein stets fest in der Jazztradition verwurzelt zu bleiben, während er sich mit dem anderen Bein mutig auf neues Klangterrain vorwagte. Schon früh hatte sich der Altsaxophonist von seinem Mentor und Vorbild Charlie Parker gelöst und zu einem unverwechselbar eigenen Sound gefunden, der kraftvoll, schneidend, bluesig und kantig war und eher an einen Tenorsaxophonisten erinnerte. In den frühen 1960ern orientierte McLean sich auf Blue-Note-Alben wie “Let Freedom Ring”, “One Step Beyond” und “Destination… Out!” am sogenannten “New Thing” Ornette Colemans. Aber er tat dies – natürlich! – auf seine eigene Weise. Auf AllMusic gab Thom Jurek dem Album “Destination… Out!” die Höchstwertung von fünf Sternen und schrieb: “Wie Eric Dolphy vor ihm versuchte Jackie McLean eine Art avantgardistischen ‘Kammerjazz’ zu erschaffen, der immer noch das Blues-Feeling und – gelegentlich – den Groove des Hard-Bop besaß, wenn auch mit abgerundeten, stimmungsvolleren Kanten. ‘Destination… Out!’ ist das Album, auf dem ihm dies gelungen ist.” Eingespielt hatte es McLean am 20. September 1963 mit dem Posaunisten Grachan Moncur III, der zudem als Komponist für drei der vier Originale verantwortlich zeichnete, dem Vibraphonisten Bobby Hutcherson, Bassist Larry Ridley und Schlagzeuger Roy Haynes. Zu einer persönlichen Begegnung zwischen Jackie McLean und Ornette Coleman (an der Trompete!) sollte es dann übrigens1967 auf dem Blue-Note-Album “New And Old Gospel” kommen.Don Cherry – Where Is Brooklyn?
Eine sehr viel engere Verbindung zu Ornette Coleman besaß der Kornettist Don Cherry. Als Mitglied des Quintetts und Quartetts des texanischen Altsaxophonisten hatte er an der Einspielung einer Reihe von Alben mitgewirkt, die die Jazzwelt in ihren Grundfesten erschütterten: darunter Ornette Colemans Solodebüt “Something Else!!!!” (1958), “The Shape Of Jazz To Come” (1959) und “Free Jazz: A Collective Improvisation” (1960). Gemeinsam mit John Coltrane nahm er für Atlantic Records 1961 außerdem das Album “The Avant-Garde” auf. Seinen ersten Plattenvertrag erhielt Don Cherry dennoch erst 1965 von Blue Note Records. “Where Is Brooklyn?”, aufgenommen im November 1966, war sein drittes und zugleich letztes Album für das Label. Zu hören ist der Kornettist hier mit fünf sehr freien Eigenkompositionen, die er im Quartett mit Tenorsaxophonist Pharoah Sanders, Bassist Henry Grimes und dem Schlagzeuger Ed Blackwell aufnahm, mit dem er zuvor schon im Ornette Coleman Quartett zusammengespielt hatte. Im Guardian bezeichnete John Fordham das Album als einen “unbeirrbar schrulligen Klassiker” und schrieb: “Es ist ein Quartett-Programm, das stark vom melodischen Ansatz Colemans beeinflusst ist, sich aber durch die wilde tonale Abstraktion ziemlich von Colemans verspieltem Lyrismus unterscheidet.”
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