ECM Sounds | News | Zum 80. Geburtstag von Jack DeJohnette: A Jack of all Trades and Grooves

Zum 80. Geburtstag von Jack DeJohnette: A Jack of all Trades and Grooves

Am 9. August hat der legendäre Schlagzeuger (und gelegentliche Pianist) Jack DeJohnette seinen 80. Geburtstag gefeiert. In über fünf Jahrzehnten hat er für ECM mehr Zeit als jeder andere Musiker im Studio verbracht.
Jack DeJohnette
Jack DeJohnette
09.08.2022
Seinen Einstand bei ECM hatte Jack DeJohnette 1973 mit dem Album “Ruta & Daitya” gegeben, das er zwei Jahre zuvor im Duett mit dem Pianisten und Keyboarder Keith Jarrett eingespielt hatte. Beide gehörten zum Zeitpunkt der Aufnahme noch der elektrifizierten Band von Miles Davis an, hatten davor aber auch schon im Quartett des Saxophonisten Charles Lloyd zusammengespielt. An der Seite von Jarrett machte DeJohnette danach noch unzählige Aufnahmen für ECM, von denen die bekannstesten natürlich jene mit dem überaus populären “Standards Trio” sind, das von dem Bassisten Gary Peacock komplettiert wurde und über drei Jahrzehnte hinweg (von 1983 bis 2014) neue Maßstäbe für das Format setzte.
Doch auch mit seinen eigenen Bands prägte Jack DeJohnette das musikalische Profil von ECM: zunächst ab 1975 mit Directions, danach mit New Directions und in den 1980ern mit Special Edition. Die Aufnahmen von Special Edition (zu deren Besetzung Musiker wie David Murray, Arthur Blythe, Chico Freeman, John Purcell, Howard Johnson und Baikida Carroll gehörten) wurden 2012 in der ECM-Reihe “Old & New Masters” in einer vier CDs umfassenden Box wiederveröffentlicht, die von der Kritik großen Beifall erntete.
Darüber hinaus unterhielt Jack DeJohnette gemeinsam mit Gitarrist John Abercrombie und Bassist Dave Holland das Trio Gateway, das bei ECM zwischen 1976 und 1996 vier Alben herausbrachte: “Gateway”, “Gateway 2”, “Homecoming” und “In The Moment”. Ein oftmaliger musikalischer Partner von Jack war auch der britische Saxophonist und Keyboarder John Surman, mit dem er auf den beiden Duo-Alben “The Amazing Adventures of Simon Simon” (1981) und “Invisible Nature” (2002) sowie auf “Free And Equal” (2003) und “Brewster’s Rooster” (2009) zu hören ist. DeJohnettes einzigartiges Soloalbum “Pictures” (1977), auf dem bei drei Nummern John Abercrombie als Gast mitwirkte, ist ein Klassiker unter den frühen ECM-Aufnahme. Das Album präsentiert ihn auch als Pianisten und Organisten, ist aber vor allem ein Musterbeispiel für Jacks malerische Spielweise auf Trommeln und Becken. “Ich betrachte mich selbst als einen Farbgeber und nicht per se als Schlagzeuger”, meinte DeJohnette einmal.
“Ich stimme meine Trommeln so, dass, egal was ich spiele, was auch immer ich anschlage, dabei eine Melodie herauskommt. Und das bringt mich dazu, anders zu denken, es bringt mich dazu, melodischer zu denken.” Darüber hinaus wirkte Jack DeJohnette bei zahlreichen ECM-Sessions von u.a. Kenny Wheeler, Collin Walcott, John Abercrombie, Pat Metheny, George Adams, Jan Garbarek, Terje Rypdal, Gary Peacock, Bill Connors, Ralph Towner, Mick Goodrick und Anouar Brahem mit.
Zuletzt veröffentlichte Jack als Bandleader bei ECM die Alben “Made In Chicago” und “In Movement”, auf denen der Schlagzeuger sich mit seiner musikalischen Vergangenheit auseinandersetzt und gleichzeitig in die Zukunft blickt. Auf “Made In Chicago” feierte er 2015 Wiedervereinigung mit alten Freunden. Vor mehr als 50 Jahren waren DeJohnette, Roscoe Mitchell und Henry Threadgill allesamt Klassenkameraden am Wilson Junior College in Chicagos Southside gewesen, die ihre Energien und ihren Enthusiasmus in Jamsessions bündelten. Kurze Zeit später trat Jack Muhal Richard Abrams’Experimental Band bei.
Schon bald darauf folgten ihm dorthin auch Roscoe und Henry. Als Abrams 1965 die Association for the Advancement of Creative Musicians (AACM) mitbegründete, waren DeJohnette, Mitchell und Threadgill von Anfang an dabei. Sie gaben Konzerte und arbeiteten unter dem Dach der AACM miteinander und mit anderen Musikern. Jack ging dann 1966 nach New York, um Mitglied des Charles Lloyd Quartet zu werden, kehrte aber auch regelmäßig nach Chicago zurück, um die Kontakte aufrechtzuerhalten.
Als junger Schlagzeuger hatte Jack DeJohnette Mitte der 1960er Jahre auch die einmalige Gelegenheit, in der Gruppe von John Coltrane mitzuspielen. Auf dem Album “In Movement” stellte DeJohnette 2016 ein neues Trio mit Coltranes Sohn Ravi am Saxophon und Matthew Garrison, dem Sohn des Coltrane-Bassisten Jimmy Garrison, an der Bassgitarre vor. Das Album unterstrich sein lebenslanges Engagement für kreatives Musizieren und die Fortführung der Tradition.
Es bleibt nur zu wünschen, dass er das noch lange tun kann. Alles Gute zum Geburtstag, Jack, und auf viele weitere!