Blue Note Tone Poet Serie – die Sängerin mit dem Millionen-Dollar-Gehör
Wenn man “Flight To Jordan” und “Portrait Of Sheila” hört, wundert man sich unwillkürlich, dass dies die einzigen Soloalben der miteinander verheirateten Künstler für Blue Note waren.
Blue Note Tone Poet Serie - Duke Jordan / Sheila Jordan(c) Blue Note Records
06.11.2025
Die erste audiophile LP-Serie von Blue Note Records ist ein weltweiter Erfolg. Kuratiert wird sie von Joe Harley, genannt der „Tone Poet“, vom renommierten amerikanischen Vinyl-Label Music Matters. Die Fertigung erfolgt mit rein analogen Produktionsschritten vom Erste-Generation-Masterband bis zur 180g-Pressung bei Record Technology Incorporated (RTI) in den USA. Den luxuriösen Rahmen bilden laminierte Tip-On-Gatefold-Sleeves und wattierte Innenhüllen.
Duke Jordan – Flight To Jordan
Als Mitglied des legendären Quintetts von Charlie Parker, zu dem auch Miles Davis, Tommy Potter und Max Roach gehörten, stand der Pianist Duke Jordan in den Jahren 1947/48 an vorderster Front der Bebop-Revolution. Bekanntheit erlangte der gebürtige New Yorker 1959 zudem als Komponist der Musik für den französisch-italienischen Skandalfilm “Les Liaisons Dangereuses”, die von Art Blakeys Jazz Messengers auch für ein gleichnamiges Album eingespielt wurde. Das populärste Stück des Soundtracks, “No Problem”, nahm Jordan im folgenden Jahr unter dem Titel “Si-Joya” auch für sein einziges Blue-Note-Album “Flight To Jordan” auf. Zu hören ist er darauf mit einem klassischen Hard-Bop-Quintett: Dizzy Reece an der Trompete, Stanley Turrentine am Tenorsax, Reggie Workman am Bass und Art Taylor am Schlagzeug. Scott Yanow gab dem Album in seiner AllMusic-Rezension die Höchstwertung von fünf Sternen und stellte fest: “Die Musik hat viele starke Melodien und ist abwechslungsreich. Dies ist eine von Duke Jordans besseren Aufnahmen und sehr unterhaltsam.”
Sheila Jordan – Portrait of Sheila
Die junge aufstrebende Sängerin Sheila Jeanette Dawson wurde zur glühenden Bebop-Anhängerin, als sie das Charlie Parker Quintet erstmals bei einem Konzert in ihrer Heimatstadt Detroit erlebte. Sie scherzte oft, dass sie Parkers Pianisten Duke Jordan, der sie 1952 zu Sheila Jordan machte, nur geheiratet habe, um ihrem Idol näher sein zu können. Parker war von den Improvisationskünsten der Vokalistin, die sogar aus dem Stegreif reimen konnte, so beeindruckt, dass er sie “die Sängerin mit dem Millionen-Dollar-Gehör” nannte. Auch den Produzenten Alfred Lion, der sich seit der Gründung von Blue Note im Jahr 1939 zum Grundsatz gemacht hatte, keine Alben von Jazzsängerinnen auf seinem Label zu veröffentlichen, konnte sie überzeugen. 1962 machte er eine seltene Ausnahme von seiner Regel und produzierte ihr Debütalbum “Portrait Of Sheila”. Darauf interpretierte Jordan, die und am 11. August 2025 im Alter von 96 Jahren verstarb, in ihrem unnachahmlichen Stil ein Dutzend Jazzstandards, nur begleitet von einem Trio mit dem Gitarristen Barry Galbraith, dem jungen Bassisten Steve Swallow und dem Schlagzeuger Denzil Best. Einer der Höhepunkte des Albums, das bei AllMusic ebenfalls fünf Sterne erhielt, ist eine brillante Duo-Version von Bobby Timmons’ Hard-Bop-Klassiker “Dat Dere” mit Steve Swallow am Kontrabass.