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Blue Note Tone Poet Serie: Big in Japan

Nach einer triumphalen Japantournee bedankte sich der Pianist Horace Silver beim dortigen Publikum mit dem inspirierten Album “The Tokyo Blues”. Der Altsaxofonist Jackie McLean präsentierte auf “Jacknife” hingegen eine junge, aufregende neue Band.
Blue Note Tone Poet Serie - Horace Silver "The Tokyo Blues" / Jackie McLean "Jacknife"
Blue Note Tone Poet Serie - Horace Silver "The Tokyo Blues" / Jackie McLean "Jacknife"
31.07.2025
Die erste audiophile LP-Serie von Blue Note Records ist ein weltweiter Erfolg. Kuratiert wird sie von Joe Harley, genannt der „Tone Poet“, vom renommierten amerikanischen Vinyl-Label Music Matters. Die Fertigung erfolgt mit rein analogen Produktionsschritten vom Erste-Generation-Masterband bis zur 180g-Pressung bei Record Technology Incorporated (RTI) in den USA. Den luxuriösen Rahmen bilden laminierte Tip-On-Gatefold-Sleeves und wattierte Innenhüllen.
 
Horace Silver – The Tokyo Blues
Horace Silvers erste Japantournee im Januar 1962 hinterließ bei dem Pianisten einen tiefen Eindruck. Bei den Auftritten mit seinem Quintett – bestehend aus dem Trompeter Blue Mitchell, dem Tenorsaxofonisten Junior Cook, dem Bassisten Gene Taylor und dem Schlagzeuger John Harris Jr., der kurzfristig für den erkrankten Roy Brooks eingesprungen war – fiel ihm auf, dass das japanische Publikum besonders begeistert auf die Latin-Stücke in seinem Programm reagierte. Das brachte ihn auf eine Idee. Kaum wieder zu Hause, machte er sich daran, einige Songs zu komponieren, in denen er versuchte, “ein japanisches Gefühl in den Melodien mit einem lateinamerikanischen Gefühl in den Rhythmen” zu verbinden. So entstanden “Too Much Sake”, “Sayanora Blues”, “The Tokyo Blues” und die komplexe Schlussnummer “Ah! So”, die als einzige keinen Latin-Beat erhielt.
Passend ergänzt wurde das Repertoire durch die von dem Pianisten Ronnell Bright komponierte wunderbare Ballade “Cherry Blossom”. Noch im Juli desselben Jahres ging Silver mit dem gleichen Quintett, das ihn auf der Japantournee begleitet hatte, ins Studio von Rudy Van Gelder, um das Album “The Tokyo Blues” aufzunehmen. Und natürlich widmete er es seinen glühenden neuen Fans in Japan. “Was auch immer Horace motiviert haben mag, seine vier Originale sind auf jeden Fall attraktiv und eignen sich gut zum Improvisieren”, schrieb Harvey Pekar in einer Rezension des Albums für die JazzTimes. “Der unterschätzte Cook spielt durchdachte und melodische Soli, ebenso wie Mitchell, der zu den besten Post-Bop-Trompetern gehört. […] Horace selbst soliert mit einer schönen Kombination aus Zurückhaltung, Lyrismus und Funk.”
 
Jackie McLean – Jacknife
Das Album “Jacknife” zählt zu den übersehenen Juwelen in der umfangreichen Blue-Note-Diskografie von Jackie McLean. Seit sein Debütalbum “New Soil” 1959 bei Blue Note erschien, hatte der Altsaxofonist in schneller Folge elf Alben bei dem Label herausgebracht, darunter so bahnbrechende Werke wie “Capuchin Swing”, “Jackie’s Bag”, “Bluesnik”, “One Step Beyond” und “Destination… Out!”.
Für die Aufnahme von “Jacknife” versammelte McLean, der mit seinen 34 Jahren selbst beileibe kein “alter Mann” war, im September 1965 eine Band überwiegend junger, aber durchweg hochkarätiger Musiker um sich: die Trompeter Lee Morgan und Charles Tolliver, der Pianist Larry Willis, der Bassist Larry Ridley und der Schlagzeuger Jack DeJohnette, für den dies – so heißt es – die erste Plattensession überhaupt war. Als musikalischer Mentor ermutigte McLean seine Mitspieler, eigene Kompositionen zum Repertoire beizusteuern. Aus der Feder von Tolliver stammen der über 12-minütige modale Opener “On The Nile” und das Titelstück. Von DeJohnette stammt “Climax”, von Morgan “Soft Blue” und von McLean selbst die Schlussnummer “Blue Fable”, in der DeJohnette verschmitzt einige Calypso-Beats einschmuggelt. Entsprechend frisch und vielseitig geriet das Album, das von Blue Note allerdings erst zehn Jahre später zum ersten Mal veröffentlicht wurde.