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Der Einstein der Musik – Vijay Iyer mit seinem Album Mutations

Auf seinem ersten ECM-Album “Mutations” setzt der Pianist und Komponist Vijay Iyer musikalische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft.
Vijay Iyer
Vijay Iyer© Bart Babinski / ECM Records
28.02.2014
Er lernte von klein auf Violine, studierte später Mathematik und Physik. Wer weiß, vielleicht hätte Vijay Iyer ein zweiter Einstein werden können. Doch anders als das Jahrhundertgenie entschied sich Iyer gegen eine Karriere als theoretischer Physiker und für eine musikalische Laufbahn. Was für die Physik ein Verlust sein mag, ist für die Musikwelt definitiv ein Gewinn. Denn so wie Einstein mit seinen Theorien einst die Physik revolutionierte, tut es Iyer, der sich nach 15 Jahren klassischem Violinenunterricht autodidaktisch Klavierspielen beibrachte, heute mit seinen komplexen Kompositionen und atemberaubenden Improvisationen in der Musik. Mit “Mutations” legt der 42-Jährige, der von der Harvard University gerade zum Professor für Musik bestellt wurde, nun sein erstes Album für das Münchner Label ECM Records vor.
Im Zentrum steht das Opus “Mutations I-X”, eine zehnteilige Suite für Streichquartett, Klavier und Elektronik, die Iyer 2005 im Auftrag des New Yorker Ensembles ETHEL schrieb und damals auch mit diesem uraufführte. Das großformatige Stück besteht aus verschiedenen Zellen und Fragmenten und mäandert durch viele unterschiedliche Stimmungen. Mal drängt es von einem Moment auf den anderen vorwärts, dann wieder ist es lyrisch und leuchtend und entwickelt so eine ganz eigene Schönheit. Wie der Name der Suite bereits besagt, geht es hier um Wandel. Iyer misst dem Konzept der “Mutationen” in dieser Musik einen besonderen Wert bei und tritt in ihr mal als Interpret  notierter Elemente auf, mal als Improvisator und dann wieder als “eine Art Laptop-Künstler, der Lärm und andere Geräusche einmischt” – und ermutigt so die transformativen Prozesse.
Die Suite wird von drei Solo-Statements eingerahmt: “Spellbound And Sacrosanct, Cowrie Shells And the Shimmering Sea” ist die Solofassung einer frühen Iyer-Komposition,“Vuln, Part2” und “When We’re Gone” wiederum sind Stücke, die im Sommer 2013 entstanden. Die neueren Stücke setzt der Pianist in kontrapunktische Bezüge mit elektronisch generierten Rhythmen und Texturen, die die Aura der Suite aufgreifen – wodurch der Spannungsbogen des gesamten Albums wie eine Reise über wechselndes Terrain erscheint.
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