Verve Vault Serie – Kooperationen der besonderen Art
In der zweiten Staffel seiner neuen Verve Vault Serie befördert das Label mit Alben von Stan Getz und Jimmy Smith & Wes Montgomery zwei besondere Juwelen aus seiner Schatzkammer wieder zutage.
Verve Vault Serie - "Focus" / “Jimmy & Wes: The Dynamic Duo”(c) Verve Records
13.11.2025
Zwei erste LPs aus der neuen Verve Vault Serie sind bis dato erschienen. Vinyl-Fans fragen sich da natürlich: wie ist es um die Fertigungsqualität bestellt? Das MINT Magazin hat sich eine der beiden Premieren aus der Serie, Antonio Carlos Jobims Klassiker „The Composer Of Desafinado, Plays“ ganz genau angehört und meint im aktuellen Heft: “Die Klangqualität ist nicht weniger als außergewöhnlich. Jedes Instrument sitzt an seinem Platz, das leiseste Klackern der Percussion wird plastisch wiedergegeben. Dem steht die Qualität der Fotos auf dem Cover und im Innersleeve sowie der Druck in nichts nach”. Volle Punktzahl also für Verve Records, die jetzt zwei weitere Folgen nachlegen.
Auch diesmal wird obwohl die LPs moderat gepreist sind, wird in allen Aspekten auf Qualität geachtet: Alle Titel werden von Ryan K. Smith bei Sterling Sound von den analogen Originalbändern geschnitten und gemastert und bei Optimal auf 180-Gramm-Vinyl gepresst. Die ikonischen Artworks werden unverändert und liebevoll faksimiliert, sofern es sich im Original um Gatefold-Hüllen handelte, werden diese beibehalten. Das Repertoire der Serie setzt sich aus berühmten Klassikern sowie zeitlosen Perlen von Verve und den Schwesterlabels Impulse!, Mercury, Polydor u.a. zusammen.
Stan Getz – Focus
Das 1961 entstandene Album “Focus” ist eines der außergewöhnlichsten und zugleich auch besten Werke in der Diskografie von Stan Getz. Dort präsentiert sich der Tenorsaxofonist mit einem Trio – Steve Kuhn (Piano), John Neves (Bass) und Roy Haynes (Schlagzeug) – sowie einem Streichorchester unter der Leitung von Hershy Kay. Es zeigt Getz als meisterhaften Grenzgänger zwischen klassischer Musik und Jazz. Die atemberaubenden Kompositionen und Arrangements, die sich deutlich von den sonst im Jazz üblichen Streicherarrangements abhoben, stammten von dem relativ unbekannten, aber exzellenten Eddie Sauter. Die siebensätzige kammermusikalische Jazz-Suite, die Sauter ursprünglich für den klassischen Violinisten Jascha Heifetz geschrieben hatte, entfaltet sich in vielschichtigen harmonischen Landschaften und orchestralen Strukturen. In seinen Arrangements ließ Sauter Freiräume, die Getz ohne jegliche melodische Vorgaben zum Improvisieren nutzte. Die Hälfte seiner Solo-Parts spielte Getz live mit den Streichern im Studio ein, die restlichen nahm er im Overdub-Verfahren hinterher auf. Beeinduckend sind vor allem der melodische Einfallsreichtum und die emotionale Klarheit, mit der sich Getz durch die vorkomponierten Rahmen bewegt. Vier Jahre später arbeiteten Getz und Sauter bei der Aufnahme des Soundtracks des Neo-Noir-Krimis “Mickey One” erneut erfolgreich zusammen.
Jimmy Smith & Wes Montgomery – Jimmy & Wes: The Dynamic Duo
Als der Produzent Creed Taylor im September 1966 den Hammond-B3-Organisten Jimmy Smith und den Gitarristen Wes Montgomery zu ihrer ersten und einzigen gemeinsamen Aufnahmesession ins Studio holte, befanden sich die beiden Jazzgiganten auf dem Gipfel ihrer Popularität. Das Zusammentreffen war so ergiebig, dass über drei Tage hinweg Aufnahmen für gleich zwei Alben mitgeschnitten wurden: “Jimmy & Wes: The Dynamic Duo”, das noch im gleichen Jahr erschien, und “Further Adventures Of Jimmy And Wes”, das 1968 veröffentlicht wurde. Wie der Titel bereits andeutet, zeigte sich das Duo auf dem ersten Album von seiner dynamischen Seite. Zusätzlich befeuert wurden die beiden Virtuosen dabei von einem nicht minder dynamischen 13-köpfigen Bläsersatz (mit u. a. Phil Woods, Clark Terry und Melba Liston) unter der Leitung des Meisterarrangeurs Oliver Nelson und einer erstklassigen Rhythmusgruppe mit dem Schlagzeuger Grady Tate, dem Bassisten Richard Davis und dem Congalero Ray Barretto. Montgomerys melodische Gitarrenlinien und Smiths feurige Orgel-Grooves werden von Nelsons straffen, druckvollen Arrangements gerahmt, die reich an harmonischen Farben und rhythmischem Drive sind. Das Programm mischt Originale und Standards, darunter Smiths bluesiges “James and Wes” und eine neue Version von “Baby, It’s Cold Outside”. Richard S. Ginell gab dem Album bei AllMusic die Höchstwertung von fünf Sternen und schrieb: “Das Ergebnis ist mitreißend – ein nahezu ideales Treffen von Yin und Yang. Smith geht einen mit großen Attacken und Bluesläufen frontal an, während Montgomery mit runderen, sanfteren Oktaven und Single-Notes antwortet, die immer noch viel Feuer vermitteln. Sie sind ein erstaunliches Paar – zwei Musiker, die sich gegenseitig ergänzen und antreiben, indem sie ihre Bop- und Blues-Wurzeln nutzen, um sie zu einem Sound zu verschmelzen.”