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Verve öffnet sein Vault – neue LP-Serie startet mit Jazz-Meilensteinen

Verve Records startet seine neue Vinyl-Reissue-Serie “Verve Vault” mit zwei absoluten Klassikern: Bebop von Dizzy Gillespie und Bossa von Antônio Carlos Jobim.
Verve Vault Serie - Sonny Side Up / The Composer Of Desafinado, Plays
Verve Vault Serie - Sonny Side Up / The Composer Of Desafinado, Plays(c) Verve Records
08.10.2025
Als Norman Granz 1956 Verve Records aus der Taufe hob, konnte er schon auf über zehn Jahre Erfahrung als Jazzimpresario und Produzent zurückblicken. Innerhalb seiner bahnbrechenden Konzertserie Jazz At The Philharmonic hatte er mit Jamsessions die besten Musiker der Swing- und Bebop-Ära in klassischen Konzerthäusern präsentiert. Aufnahmen dieser Künstler brachte er zunächst auf seinen Labels Clef und Norgran heraus. Als es Granz nach langem Ringen endlich gelang, Ella Fitzgerald unter Vertrag zu nehmen, vereinte er die beiden Labels unter dem neuen Namen Verve Records. Mit ihren immens erfolgreichen Songbook-Alben etablierte sich die First Lady of Song neben Charlie Parker, Oscar Peterson und Billie Holiday sofort als eines der Zugpferde des Labels. In den 1960ern setzte Verve, nun unter der Leitung von Creed Taylor, unter anderem mit Bossa-Nova-Aufnahmen von Stan Getz und Soul-Jazz von Jimmy Smith neue musikalische Trends. Die Vielzahl bis heute namhafter Künstler, kommerzieller Hit-Alben und künstlerischer Meisterwerke von ungewöhnlicher stilistischer Vielfalt hat das bis heute aktive Label längst zu einer ikonischen Marke werden lassen.
Neben der zusammen mit dem gleichnamigen audiophilen Label produzierten Verve Acoustic Sounds Serie wird nun ab sofort eine weitere LP-Serie den Verve-Katalog wieder neu auf die Plattenteller bringen. Verve Vault heißt die neue Serie, die mit zwei LP-Veröffentlichungen pro Monat die Herzen von Jazz- und Vinylfans höherschlagen lassen soll. Dafür wird man sich bei dem Label in die hauseigene Schatzkammer = Vault begeben. Obwohl die LPs moderat gepreist sein werden, wird in allen Aspekten auf Qualität geachtet: 
Alle Titel werden von Ryan K. Smith bei Sterling Sound direkt von den analogen Originalbändern geschnitten und gemastert und bei Optimal auf 180-Gramm-Vinyl gepresst. Die ikonischen Artworks werden unverändert und liebevoll faksimiliert, sofern es sich im Original um Gatefold-Hüllen handelte, werden diese beibehalten. Das Repertoire der Serie wird sich aus berühmten Klassikern wie zeitlosen Perlen von Verve und den Schwesterlabels Impulse!, Mercury, Polydor u.a. zusammensetzen.
Dizzy Gillespie, Sonny Stitt & Sonny Rollins – Sonny Side Up
Sportliche Tenorsax-Battles haben im Jazz eine lange Tradition. Ein Tenorist, der dafür bekannt war, besonders wettbewerbsorientiert zu sein, war Sonny Stitt. 1954 lieferte er sich mit Eddie “Lockjaw” Davis eine solche denkwürdige “Tenor-Schlacht”, die als “The Battle of Birdland” in die Jazz-Annalen einging und unter diesem Titel auch als Album veröffentlicht wurde. Diese Fakten waren Dizzy Gillespie, in dessen Big Band Stitt zeitweise gespielt hatte, natürlich bestens bekannt. Und dieses Wissen machte sich der schlitzohrige Trompeter zunutze, als er im Dezember 1957 eine Session mit Stitt und Sonny Rollins plante. Gerüchten zufolge rief er sie vorher an und raunte ihnen zu, der jeweils andere sei “kampfbereit”. Das Resultat war laut Stephen Cook von AllMusic “eine der aufregendsten ‘Jam Session’-Platten im Jazzkatalog”. Den Gipfel erreichen die “Kombattanten” in dem von Stitt geschriebenen “The Eternal Triangle”, das sich über mehr als vierzehn Minuten erstreckt. Einen ebenso großen Anteil am Gelingen des Unternehmens hatten aber natürlich auch der Session-Leader Dizzy Gillespie, der in dem beschwingten Standard ”On The Sunny Side Of The Street” sogar eine Vokaleinlage gibt, sowie  die fantastische Rhythmusgruppe mit Ray Bryant (Piano), Tommy Bryant (Bass) und Charlie Persip (Schlagzeug). Unterm Strich siegten hier dennoch die Musik und der Ideenreichtum der Protagonisten über den rein sportlichen Wettbewerb.
Antônio Carlos Jobim – The Composer Of Desafinado, Plays 
“Selbst wenn die Bossa-Nova-Bewegung nur diese eine Platte hervorgebracht hätte, wäre sie dadurch bereits vollkommen gerechtfertigt gewesen”, hieß es einst im DownBeat über die historische Bedeutung dieses Albums. Obwohl die meisten Bossa-Nova-Hits aus der Feder des damals 36-jährigen Antônio Carlos Jobim flossen, war dies 1963 tatsächlich sein erstes Album unter eigenem Namen. Auf ihm präsentiert Jobim – mal am Klavier, mal auf der Gitarre – Instrumentalversionen von zwölf Kompositionen, die schon bald darauf den Status von Klassikern erhalten sollten. Zu hören sind unter anderem “Desafinado”, “Corcovado”, “Água de Beber”, “Chega de Saudade”, “One Note Samba” und “The Girl from Ipanema”. Einfühlsame Unterstützung erhielt er dabei von George Duvivier (Bass), Edison Machado (Schlagzeug), Leo Wright (Flöte) und Jimmy Cleveland (Posaune) sowie einem von Maestro Claus Ogerman arrangierten Streichorchester. Mit “Desafinado” (vom Album “Jazz Samba”) hatten der Tenorsaxofonist Stan Getz und der Gitarrist Charlie Byrd 1962 den ersten großen Bossa-Nova-Hit in den USA gelandet. Für sein Solo in der Nummer wurde Getz 1963 mit einem Grammy ausgezeichnet. Da Jobim, der das Stück 1958 für João Gilberto komponiert hatte, in den USA noch weitgehend unbekannt war, diente der etwas unelegant wirkende Albumtitel “The Composer of Desafinado, Plays” als nicht sonderlich subtiler Wink mit dem Zaunpfahl. Das Album wurde 2001 in die Latin Grammy Hall of Fame aufgenommen und gilt laut der brasilianischen Ausgabe des Rolling Stone als eines der “100 besten Alben der brasilianischen Musik”.
Die Verve Vault Serie wird mit diesen Veröffentlichungen fortgesetzt:
12. Dezember 2025
Max Roach – Percussion Bitter Sweet (1961)
Archie Shepp – Four For Trane (1964)
9. Januar 2026
Dinah Washington – What A Diff’rence A Day Makes (1959)
Blossom Dearie – Give Him The Ooh-La La (1958)
13. Februar 2026
Sonny Rollins – Brass/Trio (1958)
Stan Getz And The Oscar Peterson Trio (1958)
13. März 2026
Gábor Szabó – Spellbinder (1966)
Pharoah Sanders – Elevation (1974)