Mit “Changing Places” gab das Trio des norwegischen Pianisten Tord Gustavsen 2003 einen beeindruckenden Einstand bei ECM Records. Jetzt erscheint das bahnbrechende Album in der “Luminessence”-Reihe erstmals als Doppelalbum auf Vinyl.
Diese LP und weitere der Luminessence Serie und von ECM finden Sie im JazzEcho-Store.
Als “Changing Places” im Jahr 2003 erschien, schrieb Richard Lehnert in Stereophile, dass Tord Gustavsen “mit seinem ersten Album als Bandleader auf Anhieb einen Klassiker geschaffen” habe. Lehnert bezeichnete den Norweger zudem als einen “Meister pianistischer Kontrolle und Zurückhaltung” – Eigenschaften, die Gustavsen schon damals in höchster Vollendung beherrschte und seither bei ECM in wechselnden Kontexten konsequent weiterentwickelt hat. All die Qualitäten, die Tord Gustavsens kompositorische Stimme so einzigartig – und rückblickend betrachtet auch einflussreich – machen, waren auf “Changing Places” bereits vollständig ausgebildet. Dies ist Musik, die singt, zugleich sanft und kraftvoll. Gustavsen schreibt Stücke, die wie zukünftige Standards klingen. Es sind lyrische, sofort einprägsame Songs, Lieder von ansprechender Frische, die sich jedoch auf raffinierte Weise mit der Melodielinie auseinandersetzen. Von Anfang an ließ sich Gustavsen von Gospelmusik und Chorälen inspirieren und verband diese Traditionen auf organische Weise, während das Trio mit Flair und Originalität innerhalb der Strukturen frei improvisierte. Nun erscheint das Album im Rahmen der “Luminessence”-Reihe zum ersten Mal auf Vinyl und wird als Doppel-LP in einem Tip-On-Gatefold-Cover veröffentlicht.
“Manche seiner Stücke hätten auch französische Chansons oder raffinierte Blues-Balladen werden können – wenn sie Texte hätten”, schrieb Roland Spiegel in Abendzeitung über das ECM-Debüt des Trios. “So einprägsam ist Jazz sonst so gut wie nie, noch dazu in dieser Besetzung. Die puristischste aller Kombinationen hat der Norweger Tord Gustavsen gewählt – Klavier, Bass und Schlagzeug – und damit jetzt eine CD vorgelegt, die beste Chancen hat, ein Hit weit übers Fachpublikum hinaus zu werden. Jazz-kammermusikalischer Ohrenbalsam höchster Güte sind Gustavsens elf Eigenkompositionen auf dieser Platte. […] Sie verbinden melodische Unmittelbarkeit mit einer fast soghaften atmosphärischen Kraft. Aber im eng verzahnten Trio-Zusammenspiel von Gustavsen mit dem Bassisten Harald Johnsen und dem Schlagzeuger Jarle Vespestad gehen die Stücke auch feine improvisatorische Verästelungen ein: Die Schönheit ist nicht nur hehr und sanft, sondern – bei allem Leisen, zu dem diese Musiker fähig sind – auch voller Intensität.”
“Tord Gustavsen liebt die Melodien. Ihnen wendet er sich zu, als müsse er sie auf seinem Klavier nicht spielen, sondern singen”, meinte in der Süddeutschen Zeitung wiederum Thomas Steinfeld. “Diese Musik ist sparsam und unspektakulär bis zum Äußersten, sie verweigert sich dem Gemälde, und widmet sich der Strichzeichnung, sie ist extrem kammermusikalisch. […] Keine Melodie kommt so konventionell daher, dass sie nicht irgendwann doch noch ins Schräge, ja Gespensterhafte abgleiten würde. Die Spannung beziehen die Kompositionen von Tord Gustavsen aus der Kunst der minimalen Abweichung, mit der sie zu sanften, seltsam irrealen Kreaturen werden, beglückend und unheimlich zugleich.”