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J.S. Ondara – Lieder von amerikanischen Träumen und Albträumen

Auf seinem Debütalbum “Tales Of America” erweist sich der aus Kenia stammende J.S. Ondara als ebenso fesselnder wie ungewöhnlicher Singer-Songwriter.
J.S. Ondara
J.S. OndaraVerve
14.02.2019
Das Erste was J.S. Ondara aus der Masse der Konkurrenz hervorstechen lässt, ist seine glasklare, bestechend helle Stimme. Aufs zweite Hören nehmen einen dann die Songs des in Kenia geborenen und heute in Minneapolis lebenden Künstlers gefangen. Die sind unverschämt eingängig und erzählen mit tiefem Gefühl und aus ungewöhnlicher Sicht vom amerikanischen Traum. Sein Debütalbum “Tales Of America” ist jetzt erschienen.
“Wizelatsa, isedenja, hiwiana, entatena”, sang J.S. Ondara als Jugendlicher im Brustton der Überzeugung mit, wenn Nirvanas Grunge-Klassiker “Smells Like Teen Spirit” aus seinem winzigen Kofferradio plärrte. Heute weiß der in Nairobi geborene Sänger, Songwriter und Gitarrist natürlich längst, dass es eigentlich “With the lights out, it’s less dangerous, here we are now, entertain us” hätte heißen müssen. Es war nicht der einzige Irrtum, der Ondara auf seinem kuriosen Weg zu einer internationalen Musikkarriere unterlief. Folgenschwerer war für den jungen Rockfan eine verlorene Wette mit einem Klassenkameraden. Denn der behauptet bei einer Diskussion über Ondaras damalige Lieblingsband Guns N' Roses doch glatt, dass deren Hit “Knockin' On Heaven’s Door” gar nicht von Axl Rose und Co. stammte, sondern von einem Typen namens Bob Dylan. “Seine Überzeugtheit war mir ein Rätsel”, erinnert er sich zurück, “also wettete ich mit ihm um 100 Kenia-Schillinge. Hundert Schillinge später fand ich heraus, dass ich falsch gelegen hatte. Aber so entdeckte ich immerhin Bob Dylan.”
An Dylan faszinierte J.S. Ondara vor allem, wie ungeschliffen und auf das Wesentliche reduziert dessen Musik klang. Schnell stieß er danach auch auf andere legendäre und zeitgenössische Songwriter wie Neil Young, Ray LaMontagne, Damien Rice und Ryan Adams, die eine ähnliche Linie wie Dylan verfolgten. Das war genau sein Ding. Nur war Nairobi beileibe nicht der Ort, um mit solcher Musik eine Karriere zu starten. So verschlug es ihn 2013 nach Minneapolis, wo er bei einer Tante unterschlüpfen konnte. Nach einiger Zeit gelang es ihm, sich in der lokalen Musikszene zu etablieren. Mit Liedern, in denen er das beschrieb, was er an diesem Ort fern seiner Heimat sah, fühlte und erlebte.
Auf seinem brillanten Debütalbum “Tales Of America” hat J.S. Ondara diese sehr persönlichen Eindrücke von seiner neuen Heimat auf poetische Weise verarbeitet. In elf fesselnden Songs wirft er dabei einen liebevollen, aber auch kritischen und mit leiser Ironie getönten Blick auf den amerikanischen Traum, der ihn selbst einst in die USA gelockt hatte. “Der in Nairobi geborene Singer-Songwriter”, schwärmte der amerikanische Rolling Stone, “betrachtet das Versprechen und die Versäumnisse dieses Landes aus einer neuen Perspektive.” Zwischen Blues, Folk und Rock wandelnd, bewegt er sich dabei in den Fußspuren von inspirierenden Vorbildern wie eben jenem Bob Dylan oder Neil Young, bereichert die Musik zugleich aber auch dezent um einige afrikanische Elemente.
“Es ist im Grunde genommen eine Dokumentation meiner Zeit in Amerika”, erklärt Ondara, “eine Reflexion über die Gegenwart und meine Suche nach Erkenntnis und dem amerikanischen Traum.” Produziert wurde das Album, das ausschließlich mit akustischen Instrumenten eingespielt wurde, von Mike Viola, der für seine Zusammenarbeit mit Künstlern wie Ryan Adams und Jenny Lewis  bekannt ist. Während die Texte allesamt aus Ondaras Feder stammen, arbeitete er bei der Musik mit namhaften Kollegen aus der amerikanischen Indie-Folk-Rock-Szene zusammen, etwa Andrew Bird, Taylor und Griffin Goldsmith von Dawes und Joey Ryan von The Milk Carton Kids.
 
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