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Melody D’amour

28.05.2008
Melody Gardot – Live am 23.5.2008 im Stage Club, Hamburg: “Musik aus Schmerz geboren” steht über der Anzeige zu diesem Konzert. “Das tut weh”, meint ein Besucher. Schade, dass man bei Melody Gardot bisher mehr über ihren Fahrradunfall, den Krankenhausaufenthalt und die Folgen lesen kann, als über die außergewöhnliche Stimme und die sagenhaften Songs der 23-jährigen aus Philadelphia. Doch weder die schmerzbefreiten Vorankündigungen, noch zu wenige Sitzplätze, eine ebenso laute wie ineffektive Klimaanlage und die durch Säulen eingeschränkte Sicht auf die Bühne dämpfen die erwartungsfrohe Stimmung im ausverkauften “Stage Club”. Das Publikum ist angenehm gespannt, als Melody Gardot die Bühne betritt.
Sie schreitet zum Mikrophon – am Stock, aber elegant – und singt einen Blues. A cappella, ganz langsam, ganz ruhig, und nur mit einem sanften Schnipsen auf der Eins. Ihre Stimme ist nicht besonders voluminös; der warme, tiefe Klang und dieses kehlige Schnurren beim Notendehnen ziehen die Zuhörer unmittelbar in ihren Bann. Schon nach ein paar Takten schnippen die meisten andächtig mit. Auch als die Band dazu kommt – der Bassist mit dem Rabbinerbart, der Drummer mit dem Stirnband um den hochgebundenen Blondschopf und der lockige Trompeter im Anzug – steigen weder das Tempo noch der Druck. Gemächlich und genüsslich schleichen Melody und ihre Band durch eigenes und fremdes Liebesleid, von ihren “Sweet Memories” oder dem rollenden “Love Me Like A River Does” über Bill Withers “Ain’t No Sunshine” bis zu einem ziemlich anregenden “Somewhere Over The Rainbow” als Bossa-Blues.

Das Publikum ist begeistert, auch weil die angeblich Unnahbare, dieses zauberhafte, modelschlanke Elfenwesen mit der großen, dunklen Brille und der weich wallenden blonden Mähne, immer wieder Humor beweist. Als sie zum Beispiel das erste Mal zur Gitarre greift, merkt sie nach ein paar Tönen, dass ihr Armreif im Weg ist. “Können sie den vielleicht für mich aufbewahren?”, fragt sie einen Herrn in der zweiten Reihe. Als der sofort fangbereit aufsteht und sie schon dramatisch ausholt, zögert sie den Moment noch ein wenig heraus. “Drumroll please”, sagt sie.

Weil keiner reagiert, macht sie den Trommelwirbel eben selbst: “Drrrrrrrrrrr” – und wirft. “Gut gefangen”, lobt sie. “Aber ich bin eben auch wirklich eine gute Werferin.” Sogar ihre ständigen kleinen Seitenhiebe gegen Boys und Men und die Liebe an sich (“Ich kann mich sehr gut verlieben. Aber verliebt zu bleiben gelingt mir noch nicht.”) kommen bestens an. Nach der letzten Zugabe, einem gelungen getuneten “Caravan”, tobt der Applaus. Die Andacht ist vorbei, die schmerzhaften Vorgeschichten sind vergessen. Was bleibt ist dieser schöne Klang, ganz sorglos und herzlich.
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