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Kit Downes – Begegnungen in einem traumhaften Ambiente

Nach seinem nahezu im Alleingang auf Kirchenorgeln eingespielten ECM-Debüt “Obsidian” präsentiert sich Keyboarder Kit Downes auf “Dreamlife Of Debris” mit vier Spielpartnern.
Kit Downes
Kit DownesAlex Bonney / ECM Records
24.10.2019
Mit “Dreamlife Of Debris” knüpft Kit Downes an sein letztjähriges ECM-Debütalbum an, erweitert und entwickelt aber zugleich die dort begonnenen Prozesse und Kernideen. Während “Obsidian” (fast ausschließlich) ein Kirchenorgel-Sololbum war, wollte Downes das Instrument diesmal in einem breiteren Kontext präsentieren und auch das Klavier in das größere kompositorische Gesamtbild einbringen. Für das neue Projekt zog der Brite, der 2019 in der DownBeat International Critics Poll zum #1 Rising Star sowohl in der Klavier- als auch Keyboard-Kategorie gekürt wurde, in erster Linie Musiker heran, mit denen er schon seit langem Verbindungen unterhält: Tenorsaxophonist Tom Challenger, Cellistin Lucy Railton und Schlagzeuger Seb Rochford. Zu einer ersten musikalischen Begegnung kommt es hier indes mit dem norwegischen Gitarristen Stian Westerhus.
Das Album (das sowohl auf CD als auch LP erscheint) entstand bei Sessions an zwei historischen Orten in Großbritannien: zum einen in der im 13. Jahrhundert errichteten Church of St. John the Baptist in Snape im ländlichen Suffolk und zum anderen in der St. Paul’s Hall (einer umgebauten Kirche aus dem 19. Jahrhundert) der University of Huddersfield. Die Instrumentalisten treffen sich – wie Kit Downes es formuliert – “in einem Raum ohne singulären Charakter”, in dem durch Overdubs und Collagen ein traumhaftes Ambiente geschaffen wird. Obwohl die Musiker nicht als Ensemble zusammenkommen, beeinflusst ihr Auftreten als Individuen in wechselnden Konstellationen die Richtung der Musik, die durch Downes’ Improvisationen, Arrangements und Kompositionen ständig die Gestalt ändert.
Saxophonist Tom Challenger, der auf “Obsidian” einen Kurzauftritt hatte, trägt diesmal mehr bei: er erweist sich hier nicht nur als eine der wichtigsten Instrumentalstimmen, sondern komponierte zusammen mit Downes auch die Schlussnummer “Blackeye”. Vor der Einspielung von “Dreamlife Of Debris” agierten Downes und Challenger bereits acht Jahre lang als Orgel/Sax-Duo. Bei dem neuen Projekt ist Downes allerdings auch als Pianistzu hören. Der glänzende Auftakt des Openers “Sculptor” läutet diese Veränderung ein, wobei das muntere, perlende Klavier allmählich düsteren Orgeldrohnen weicht.
Lucy Railton, die zuvor mit Kit Downes auf dem ECM-Debüt von Thomas Strønens Ensemble Time Is A Blind Guide (2015) zu hören war, hat mit Tricko, ihrem Duo mit Downes, auch schon einige seiner Kompositionen für Klavier und Cello gespielt. Als ehemaliger Cellist – er selbst spielte das Instrument als Kind – sagt Kit, dass es ein besonderes Vergnügen ist, für Railton zu schreiben. Ein wunderbares Beispiel dafür ist das elegante Stück “Pinwheel”.
Die Verbindung zwischen Seb Rochford und Downes – die hier in “Blackeye” wiederbelebt wird – reicht mehr als zehn Jahre zurück, als Kit gelegentlich mit der rockbeeinflussten Jazzgruppe Acoustic Ladyland auftrat. Rochford war der Schlagzeuger dieser Band, von deren Bassistin Ruth Goller wiederum die eindringliche Komposition “M7” stammt, die Downes hier solo auf der Orgel vorstellt (womit er den Bogen zurück zu “Obidisian” schlägt).
Gitarrist Stian Westerhus wurde für eine letzte Improvisationssession in Huddersfield in das Projekt integriert. Während er sich bei einigen Tracks des Albums auf geheimnisvolle Weise dezent im Hintergrund hält, sprudeln seine Gitarrenklänge in der Mitte des Songs “Bodes” endlich an die Oberfläche.