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Keith Jarrett & Charlie Haden: Reifes Statement zweier Jazz-Eminenzen

Mit ihrem Duo-Album “Jasmine” verzauberten Keith Jarrett und Charlie Haden die Jazzwelt. Belegt wird dies durch eine kleine Presseschau.
Keith Jarrett © by Jimmy Katz
Keith Jarrett © by Jimmy Katzby Jimmy Katz
30.06.2010
“Es kann ernüchternd sein, Musikern beim Älterwerden zuzuhören. Im Fall von Keith Jarrett und Charlie Haden hat es Charme. Die beiden Stars des Geschäfts haben sich auf das besonnen, was den Kern der Musik ausmacht. In acht Song-Episoden konzentrieren sie sich auf die Kunst des Erzählens, umkreisen vielgespielte Standards, wie ‘Body And Soul’ und ‘For All We Know’ auf der Suche nach der ‘ursprünglichen Botschaft des Songs’ (Jarrett). Für den Hörer ist diese selbstverordnete Reduktion der Mittel ein Gewinn. Kompakt und klar schöpft Jarrett aus seinem Reservoir der gestalterischen Erfahrungen, bringt Phrasen auf den Punkt, spitzt Motive zu. Volltönend und pointiert kontert Haden, mit spartanischen Linien, ein Rhapsodie mit dem Hang zum versteckten, hintergründigen Witz. So entsteht eine gute Stunde Musik ohne Anspruch auf Höchstleistung, die aber gerade dadurch immense Kraft gewinnt. Ein reifes Statement zweier Jazz-Eminenzen, das man keinem jungen Hüpfer glauben würde.” (Ralf Dombrowski, SONO)
“Manche behaupten ja, dass man bei Keith Jarretts Klavierspiel die Musik sehen kann. Hier der Beweis: man kann. Jeder aus dem Klavier herausgetupfte Ton auf dem Album ‘Jasmine’ schwebt sanft wie an einem Fallschirm durchs Zimmer. Bis auf dem Boden ein Teppich aus Tönen liegt, durch den man mit nackten Füßen gehen will, während es von oben weiter Klänge schneit. So schön sind diese Jazzstandards gespielt.” (Stern)
“Früher, ja früher… aber lassen wir die alten Geschichten. Auch wenn Keith Jarrett und Charlie Haden sicher so manche Erinnerung haben aufleben lassen, als sich die beiden Improvisationsgenies 31 Jahre nach ihrer letzten Zusammenarbeit nun wieder im Studio trafen. Und sich auch musikalisch des Gestern entsannen und Klassiker aus dem American Songbook zu neuem Leben erweckt haben: voller Gefühl und Melodienseligkeit, so gar nicht verkopft oder sich am eigenen Klang abarbeitend wie zuletzt in so manchem Konzert des Pianisten. Nein, Jarrett scheint die Lebensfreude neu entdeckt zu haben, erzählt wie sein ‘Helfer’ am Bass wunderbare, sehnsuchtsvolle Geschichten ohne Worte. So wie früher, als Fingerfertigkeit nur Mittel zum Zweck war und die Menschen noch Sinn für Balladen hatten.” (Christoph Forsthoff, Financial Times Deutschland)
“…'Jasmine', die neue CD von Jarrett, Standards aus dem Real Book, eingespielt mit dem Bassisten Charlie Haden, still, schön und so bescheiden, dass die Soli nie wie Soli wirken, sondern wie ein selbstverständlicher Teil der Songs. Als spazierten die Melodien nach all den Jahrzehnten einfach weiter, um zu schauen, was hinterm letzten Akkord liegt.” (Alex Rühle, Süddeutsche Zeitung)
“Sie sind ein perfektes Paar. Keith Jarrett zelebriert langsam und würdevoll Melodien, und Charlie Haden grundiert mit wenigen, effektiv gesetzten Basstönen. Es ist, als philosophierten sie gemeinsam, illustrierten ihre Gedanken mit Anekdoten und verschmitzt eingestreuten Witzen. Dass sie Themen mit Verve anpacken können, haben beide bereits bewiesen. 2007 entstanden diese intimen Zwiegespräche in Jarretts Privatstudio. Zu seinem 65. Geburtstag präsentiert sich der Pianozauberer Jarrett altersweise und gelassen.” (Werner Stiefele, Stereoplay)
“Die Improvisationsteile sind vergleichsweise geradlinig ausgefallen, ohne aberwitzige Ideen oder querliegende Auflösungen, einfach nur großes, songdienliches Handwerk von einer unspektakulären und doch atemberaubend schlüssigen Ästhetik. Diese Platte ist weniger um neue interpretatorische Erkenntnisse bemüht, sondern Ausdruck eines musikalischen Destillationsprozesses. Doch gerade dadurch eröffnet sie neue Sichtweise auf die Stücke – ein für den Jazz nicht untypisches Paradox. Die schöngeistige Tiefe dieser so herrlich schlicht anmutenden Aufnahmen jedenfalls, deren Tiefe nicht in erster Linie der Technik entspringt, ist ein Ereignis von berührender Intimität.” (Volker Doberstein, Jazz Podium)
“Die beiden müssen nichts mehr beweisen: Pianist Jarrett und Bassist Haden schrieben Jazzgeschichte. Freilich nur einmal zusammen in einer Band – vor über 30 Jahren mit dem Saxophonisten Dewey Redman und dem Drummer Paul Motian. Nun trafen sie sich wieder zum entspannten Zusammenspiel. Schön und schnörkellos.” (Hans Hielscher, KulturSpiegel)
“… ein wunderbar entspanntes und entspannendes Bekenntnis zur Liebe mit Standards und Jazzklassikern wie ‘For All We Know’ und ‘Body And Soul’. Mit ‘Don’t Ever Leave Me’ endet das intime Werk. Eine Ballade von Jerome Kern und Oscar Hammerstein, die Jarrett bereits einmal solo und auch mit seinem Trio interpretiert hat, aber noch nie so eindringlich wie hier. Die Aufnahmen entstanden im eigenen Homestudio, in dem Jarrett so kontemplative Werke wie ‘Spirits’ und ‘The Melody At Night, With You’ solo eingespielt hat. Mit dem programmatischen Titel ‘Jasmine’ zelebrieren die beiden Schönheit und Zerbrechlichkeit der Liebe auch als Statement gegen Hektik und Oberflächlichkeit unserer Zeit. (Reiner H. Nitschke, Fono Forum)
”Keith Jarrett wurde am 8. Mai1945 in Allentown, Pennsylvania, geboren. Dass Jarrett am ‘Tag der Befreiung’ geboren wurde, ist ein schöner Zug der Geschichte. Pünktlich zum Festtag ist ‘Jasmine’ erschienen, ein Duoalbum mit dem Bassisten Charlie Haden, der in den Siebzigern Mitglied von Jarretts epochalem American Quartet war. Jarrett und Haden haben ein Repertoire von Standards wie ‘Body And Soul’ oder ‘For All We Know’ ausgewählt und ohne längere Proben im Frühjahr 2007 spontan in Jarretts Heimstudio eingespielt, nachdem sie zuletzt 1976 miteinander gearbeitet hatten. Offenbar funktionierte die alte Chemie noch sehr gut, das sehr bekannte Material wird aufs Essenzielle reduziert und sehr innig und bescheiden erkundet. Auf diesem ausgesprochen ruhigen Album zählt buchstäblich jeder Ton. Haden überzeugt wie gewohnt als großer Melodiker. Was trotz aller Intensität und Magie geradezu provozierend unprätentiös daherkommt, ist allerdings Jarretts erste Studioeinspielung seit immerhin 12 Jahren – eine Begegnung zweier Meister." (Stuttgarter Zeitung)
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