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Beredt auch ohne Worte – Joshua-Redman-Album erschienen

Auf seinem zweiten Blue-Note-Album präsentiert Saxofonist Joshua Redman ausschließlich eigene Kompositionen. Für Glanzlichter sorgen drei weibliche Gäste.
Joshua Redman
Joshua Redman(c) Jen Rosenstein
18.06.2025
Vor zwei Jahren verschlug Joshua Redman vielen seiner Fans die Sprache, als er sich mit “where are we” auf für ihn ungewohntes Terrain vorwagte. Denn auf dem Album, mit dem er sein gefeiertes Debüt bei Blue Note gab, präsentierte der Saxofonist zum ersten Mal eine Sängerin als Co-Star: die bis dahin relativ unbekannte Gabrielle Cavassa. Auf dem Konzeptalbum interpretierten die beiden mit Unterstützung einer All-Star-Band eine spannende Mischung aus Jazz-, Pop-, Rock- und Folkklassikern, die von amerikanischen Träumen und Mythen, aber auch von der manchmal traurigen Realität handelten. Dass Redman sein Nachfolgealbum nun ausgerechnet “Words Fall Short” (zu Deutsch: “Worte greifen zu kurz”) genannt hat, könnte da leicht missinterpretiert werden. Doch der Titel, darauf legt der Saxofonist großen Wert, soll keinesfalls als ironische Anspielung auf das vorangegangene Album mit Gabrielle Cavassa verstanden werden. 
Tatsächlich ist die Sängerin auch auf “Words Fall Short” wieder zu hören – diesmal aber nur als Gast im elegischen letzten Song des Albums. Ansonsten lässt Joshua Redman hier die Musik für sich selbst sprechen. Mit dem Album ergreift er die Gelegenheit, eine Sammlung von bisher unveröffentlichten Eigenkompositionen vorzustellen, die er mit inspirierenden neuen Mitstreitern zum Leben erweckt hat. 
Alles begann, als vor zwei Jahren die erste Etappe von Redmans “where are we”-Tournee zu Ende ging und der Pianist Aaron Parks, der Bassist Joe Sanders und der Schlagzeuger Brian Blade (die den Saxofonisten auch auf dem “where  are we”-Album begleitet hatten) ihm wegen anderweitiger Verpflichtungen für die zweite Etappe nicht mehr zur Verfügung standen.
Als Ersatz holte Redman drei vielversprechende junge Musiker an Bord, die er kurz zuvor kennengelernt hatte und sehr schätzte: den Pianisten Paul Cornish, der gerade selbst einen Plattenvertrag bei Blue Note unterschrieben hat, den Bassisten Philip Norris und den Schlagzeuger Nazir Ebo. Schon bei den ersten Konzerten spürte Redman, dass sich zwischen ihnen schnell eine besondere Chemie entwickelte. Nachdem sie ein ganzes Jahr zusammen unterwegs gewesen waren, legte Redman ihnen bei einem Soundcheck die Noten einer seiner unveröffentlichten Kompositionen vor, die sie aus dem Stegreif meisterten. “Es klappte einfach wunderbar”, erinnert sich Redman. “Also sagte ich: ‘Lasst uns ein anderes Stück ausprobieren.’ Nachdem wir in zehn Minuten vielleicht drei weitere durchgespielt hatten, war mir klar, dass wir ’bereit’ waren.”
In den acht Stücken von “Words Fall Short” gibt Joshua Redman seinen neuen Mitspielern auch reichlich Gelegenheit, sich als Solisten in Szene zu setzen. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Band in kurzer Zeit einen homogenen, eigenen Sound entwickelt hat, sodass die Musik trotz ihres großen Abwechslungsreichtums wie aus einem Guss klingt. “Sie sind Virtuosen, die die verschiedensten Jazzidiome beherrschen”, schwärmt Redman, “aber sie sind auch großartige Zuhörer und Spielpartner, die wissen, wie sie ihre individuelle Brillanz durch Gruppenimprovisation und kollektive Interaktion ausdrücken können.”
Diese Beschreibung trifft auch auf die drei weiblichen Gäste des Albums zu: Angefangen bei Melissa Aldana, die sich in “So It Goes” ein freundschaftliches Tenorsax-Battle mit Redman liefert, über die erst 19-jährige Trompeterin Skylar Tang, die in der funkigen Nummer “Icarus” zum Höhenflug ansetzt, ohne sich die Flügel zu verbrennen, bis hin zur wieder einmal wunderbaren Gabrielle Cavassa.
 
 
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