“Tone Poet”-Serie: Boppiger Gypsy-Swing und mitreißender Soul-Jazz
In der audiophilen “Tone Poet”-Vinyl-Reihe von Blue Note erscheinen diesen Monat eine Django-Reinhardt-Hommage von Joe Pass (“For Django”) und ein mit Hits gespicktes grooviges Album von Stanley Turrentine (“Rough 'N Tumble”).
JazzEcho-Plattenteller: Joe Pass "For Django" / Stanley Turrentine "Rough 'n' Tumble" (Tone Poet Vinyl)
10.02.2022
Diese LPs und weitere Folgen aus der Tone Poet-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Die Vinyl-Wiederveröffentlichungen der “Tone Poet”-Reihe präsentieren Klangpoeten, die ihren eigenen Weg gegangen sind, um einige wirklich originelle Sounds zu erzeugen. Inspiriert wurde Blue-Note-Präsident Don Was zu dieser Kollektion durch die außergewöhnlichen audiophilen Vinyl-Wiederveröffentlichungen, die Joe Harley seit Jahren bei dem von ihm mitgegründeten Label Music Matters herausbringt. Der Saxofonist Charles Lloyd verlieh ihm für sein außerordentliches Gespür für die Klangästhetik des LP-Formats den Ehrentitel “Tone Poet”, den Harley heute mit Stolz trägt. Die LPs der Reihe werden mit viel Liebe für Details gefertigt – angefangen bei der Tonqualität und dem Mastering über die hochwertige Pressung auf 180-Gramm-Vinyl bis hin zur Gestaltung der schweren, laminierten Gatefold-Sleeves und der Druckqualität.
Joe Pass – For Django
Der Gitarrist Joe Pass machte eine Karriere wie sie im Buche steht. Allerdings in einem Buch mit dem Titel “Nicht unbedingt zur Nachahmung empfohlen!”. Denn auf seinen Senkrechtstart folgte in den 50er Jahren ein ebenso senkrechter Absturz. Schon mit 14 Jahren hatte der 1929 in New Jersey geborene Joe Pass professionell in bekannten Bands gespielt. Doch dann verlor er durch Drogeneskapaden und Gefängnisaufenthalte ein ganzes Jahrzehnt. Sein Leben und seine Karriere bekam Pass erst in den Griff, nachdem er zweieinhalb Jahre in einem Drogenrehabilitationszentrum in Santa Monica, Kalifornien verbracht hatte. Dort spielte er – bereits 33 Jahre alt - 1962 mit anderen Rekonvaleszenten endlich sein erstes Soloalbum für Pacific Records ein. Für das er in DownBeat prompt als neues “großes Jazztalent” gefeiert wurde.
Danach nahm Pass für das Label von Dick Bock in schneller Folge nahm eine Reihe weiterer Alben auf, darunter im Oktober 1964 “For Django”. Das Album, eingespielt mit dem Rhythmusgitarristen John Pisano, Bassist Jim Hughart und Schlagzeuger Colin Bailey, war eine wunderbare Hommage an sein großes Vorbild Django Reinhardt. Was es vor allem auszeichnete, war, dass Pass sein Vorbild in keinster Weise imitierte, sondern der Musik von Django meisterhaft seinen eigenen Stempel aufdrückte. Neben Stücken, die entweder von Django selbst stammten (u.a. “Nuages” und “Fleur d’Ennui”) oder zu dessen Repertoire gehört hatten (z.B. Earl Hines' “Rosetta” und Paul Misrakis “Insensiblement”), interpretierte er auch zwei Nummern, die Reinhardt gewidmet waren: “Django” von MJQ-Pianist John Lewis und seine eigene Komposition “For Django”. Das Album wurde schnell zu einem Klassiker und beflügelte die weitere Karriere von Joe Pass.
Stanley Turrentine – Rough ‘N Tumble (erscheint am 18. Februar)
Als der Tenorsaxofonist Stanley Turrentine im Juli 1966 das Album “Rough ‘N Tumble” aufnahm, befand sich der 32-Jährige nicht nur im Zenit seines Könnens, sondern auch auf dem Höhepunkt seiner Popularität. Mit zahlreichen eigenen Aufnahmen für Blue Note oder als Partner von u.a. Max Roach, Jimmy Smith, Kenny Burrell, Donald Byrd und seiner damaligen Frau Shirley Scott hatte sich Turrentine längst einen hervorragenden Ruf erspielt.
Und dem wurde er auf dem Album “Rough ‘N Tumble”, das Platz 20 der Soul-Album-Charts von Billboard erreichte, mehr als gerecht. Unterstützt von einem All-Star-Team mit Trompeter Blue Mitchell, Baritonsaxofonist Pepper Adams, Altsaxofonist James Spaulding, Pianist McCoy Tyner, Gitarrist Grant Green, Bassist Bob Cranshaw und Drummer Mickey Roker, blies sich ein inspirierter Stanley Turrentine durch ein grooviges Programm, das Hits von Ray Charles (“What Could I Do Without You”), Sam Cooke (“Shake”), Burt Bacharach und Hal David (“Walk On By”) sowie den durch Nina Simone kurz zuvor bekannt gewordenen Newley/Bricusse-Song “Feeling Good” enthielt. “The Skeptical Audiophile” kam jedenfalls zum Schluss, dass man “diese Art von Lebendigkeit und Energie auf keinem anderen Stanley-Turrentine-Album hören kann”.