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Drummer-LPs 2. Teil – Blue Note haut auf die Pauke

In seiner LP-Serie stellt Blue Note zum zweiten Mal “Drummer Leaders” in den Mittelpunkt, diesmal Art Taylor, Elvin Jones und Brian Blade.
Blue Note Drummer Leaders Vol. 2
Blue Note Drummer Leaders Vol. 2
11.03.2020
Die aus insgesamt sechs Alben bestehende “Drummer Leaders”-Kollektion innerhalb Blue Notes LP-Reissue-Serie stellt großartige Musiker in den Fokus, die – hinter ihrem Schlagzeug sitzend – als treibende Kräfte ihre Bands anführten und oft auch den Löwenanteil zum gespielten Repertoire beisteuerten. Nach den bereits erschienenen LPs von Art Blakey, Tony Williams und Pete La Roca folgen nun richtungsweisende Einspielungen von Art Taylor, Elvin Jones und Brian Blade. Sämtliche Aufnahmen wurden wie immer neu von den analogen Originalbändern gemastert und in 180-Gramm-Vinyl gepresst.
 
Art Taylor – AT’s Delight (1960)
Als Art Taylor 1995 mit 65 Jahren verstarb, schrieb Peter Watrous in einem Nachruf in der New York Times, dass er “ein führender Jazzschlagzeuger und Bandleader gewesen war, der viele junge Musiker unterrichtet und inspiriert hat” sowie “zusammen mit Art Blakey, Max Roach und Philly Joe Jones in den 1950er Jahren dazu beigetragen hat, den Sound des modernen Jazzschlagzeugs zu definieren.” Obwohl er im Studio und live mit Größen wie Charlie Parker, John Coltrane, Bud Powell, Coleman Hawkins, Miles Davis, Thelonious Monk, Donald Byrd und Sonny Rollins gearbeitet hatte, nahm Taylor in seiner gesamten Karriere nur fünf Alben unter eigenem Namen auf. Sein einziges für Blue Note entstand 1960 mit einer All-Star-Band, die sich aus Tenorsaxophonist Stanley Turrentine, Pianist Wynton Kelly, Bassist Paul Chambers, Congaspieler Carlos “Patato” Valdes und Trompeter Dave Burns zusammensetzte. Dargeboten wird ein hochprozentiger Musik-Cocktail aus Calypso (Taylors Eigenkomposition “Cookoo And Fungi”), sprtzig interpretierten boppigen Standards wie Monks “Epistrophy”, Denzil Bests “Move”,  Kenny Dorhams “High Seas” und “Blue Interlude”sowie John Coltranes berückendem “Syeeda’s Song Flute”.
 
Elvin Jones – Mr Jones (1973)
Es kommt nicht von Ungefähr, dass Elvin Jones einmal scherzhaft als John Coltranes Minister für kreative Perkussion bezeichnet wurde. Von 1960 bis 1966 war der Schlagzeuger eine treibende Kraft im legendären Quartett des Saxophonisten. Jones fungierte als eine Art Bindeglied zwischen der Hard-Bop-Szene und der aufkommenden Avantgarde; er verstand es frei zu spielen und dabei dennoch in moderner Weise kraftvoll zu swingen. Auch auf seinen eigenen Alben erwies er sich stets als innovativer Musiker, der dennoch nie die Tradition aus den Augen verlor. Das 1973 erschienene Album “Mr. Jones” spielte der Schlagzeuger mit einer wirklich atemberaubenden Band ein, zu der u.a. der Mahavishnu-Orchestra-Keyboarder Jan Hammer, die Saxophonisten Dave Liebman, Steve Grossman, George Coleman, Pepper Adams und Joe Farrell, Flügelhornist Thad Jones, Bassist Gene Perla und Perkussionist Carlos “Patato” Valdes gehörten. Die sechs Nummern des Albums (darunter zwei aus der Feder von Jones und Tadd Damerons großartiges “Soultrane”) spannen stilistisch einen Bogen von Post-Bop bis Latin-Jazz.
 
Brian Blade Fellowship (1998)
Als “Jazz Americana” bezeichnete der amerikanische Kritiker Will Friedwald im Wall Street Journal die Musik, die Brian Blade mit seiner Band Followship spielt. Als der Schlagzeuger und Songwriter das Ensemble 1997 gemeinsam mit dem Keyboarder Jon Cowherd gründete, stießen sie in eine musikalische Nische, die damals kaum von anderen Künstlern besetzt war. Gleich auf dem ersten Album für Blue Note machte der für seine Arbeit mit Norah Jones, Joni Mitchell und Wayne Shorter bekannte Schlagzeuger deutlich, dass er den Konventionen des Jazz nicht folgen wollte. Schon die Besetzung mit Keyboarder Cowherd, zwei Saxophonisten (Myron Walden und Melvin Butler), zwei Gitarristen (Dave Easley und Jeff Parker von Tortoise) sowie Bassst Chris Thomas war ungewöhnlich. Zudem stieg Produzent Daniel Lanois (Bob Dylan, Peter Gabriel, Robbie Robertson, U2) noch als Gitarrist bei den Sessions ein. Gespielt wurden ausschließlich Originale, die ihre melodiösen Wurzeln in der folkigen Americana-Tradition hatten, aber mit jazzigem Einfühlungsvermögen und viel Improvisationslust interpretiert wurden. Die Band erlangte in der Szene schnell einen Kultstatus, der in etwa mit dem vergleichbar war, den das Charles Lloyd Quartet in der zweiten Hälfte der 1960er Jahren genossen hatte.
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