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Blue Note Classic Vinyl Edition – unter dem Radar hindurchgesegelt

JazzEcho-Plattenteller: Johnny Coles "Little Johnny C" // Dizzy Reece "Star Bright" (Blue Note Classic Vinyl)
JazzEcho-Plattenteller: Johnny Coles "Little Johnny C" // Dizzy Reece "Star Bright" (Blue Note Classic Vinyl)
20.04.2023

Diese LPs und weitere Folgen aus der Blue Note Classic Vinyl-Serie finden Sie in unserem JazzEcho-Store. 

 
Mit seiner “Blue Note Classic Vinyl Series” knüpft Blue Note an die gefeierte “Blue Note 80 Vinyl Reissue Series” an, mit der das von Don Was geleitete Traditionslabel 2019 sein 80-jähriges Jubiläum beging. Wie in der Vorläufer-Serie werden sämtliche Aufnahmen von Kevin Gray (Cohearent Audio) von den analogen Originalbändern neu gemastert, bei Optimal in Deutschland auf hochwertiges 180-Gramm-Vinyl gepresst und in Standardverpackungen angeboten.
Diesmal gibt es in der “Blue Note Classic Vinyl Edition” zwei versteckte Juwelen aus dem Katalog des Labels: “Star Bright” von Trompeter Dizzy Reece und “Little Johnny C” von dessen Instrumentalkollegen Johnny Coles.
Dizzy Reece – Star Bright
Es gibt wohl nur wenige hochtalentierte Musiker, die es so wie der Trompeter Dizzy Reece geschafft haben, über sieben Jahrzehnte hinweg weitestgehend unter dem Radar des Publikums und der Kritik hindurchzusegeln. Der gebürtige Jamaikaner ging 1948 mit 17 Jahren nach London, wo er sich in den folgenden zehn Jahren den Ruf erspielte, “das Enfant terrible des britischen Jazz” (Melody Maker, 1957) zu sein.
Parallel arbeitete er in diesen Jahren auch oft mit US-amerikanischen Kollegen in Paris zusammen. Noch in London nahm er 1958 sein Blue-Note-Debütalbum “Blues In Trinity” auf, bevor er – ermutigt durch Zuspruch von Miles Davis und Sonny Rollins – nach New York umzog (wo der mittlerweile 92-Jährige noch heute lebt). Zwischen November 1959 und Juli 1960 spielte er in Rudy Van Gelders Studio in Englewood Cliffs noch drei weitere Alben für das Label von Alfred Lion ein. Das erste war “Star Bright”, eine erstklassige Hard-Bop-Platte, bei der ihn vier Musiker begleiteten, die damals allesamt zum illustren Zirkel von Miles gehörten: Tenorsaxophonist Hank Mobley, Pianist Wynton Kelly, Bassist Paul Chambers und Schlagzeuger Art Taylor. “‘Star Bright’ ist unglaublich vielversprechend”, schrieb Marc Davis auf All About Jazz über das Album. “Dies ist ein Trompeter, der ein Star hätte werden können. Obwohl er im Gegensatz zu diesem anderen Typen namens Dizzy kein Innovator war, erwies sich Reece dennoch als ein wirklich guter Bopster.”
 
Johnny Coles – Little Johnny C
Die Alben, die der in Philadelphia aufgewachsene Trompter Johnny Coles
(1926–1997) unter seinem Namen aufgenommen hat, kann man im wahrsten Sinne des Wortes an den Fingern einer Hand abzählen. Was umso erstaunlicher ist, da Coles in den 1950er und 1960er Jahren mit Größen wie Gil Evans, Charles Mingus, Herbie Hancock, Grant Green, James Moody, Duke Pearson und sogar Astrud Gilberto im Studio und auf der Bühne tätig war. Nachdem der Trompeter 1961 mit dem Album “The Warm Sound” bei Epic debütiert hatte, gab ihm Alfred Lion 1963 die Chance, “Little Johnny C” für Blue Note aufzunehmen. Es sollte bedauerlicherweise sein einziges eigenes Album für das Label bleiben. Das aber hatte es in sich! Denn zu hören war Coles hier im Zusammenspiel mit einigen der progressivsten Musiker jener Zeit: Tenorsaxophonist Joe Henderson, Altsaxophonist Leo Wright, Pianist Duke Pearson, Bassist Bob Cranshaw sowie die Schlagzeuger Walter Perkins und Pete La Roca. Interpretiert wurden bei dieser Gelegenheit erfrischende Originale aus der Feder von Duke Pearson und Joe Henderson. “Die für eine Blue-Note-Aufnahme typische beeindruckende Besetzung geht das unbekannte Material mit kreativem Einfallsreichtum an”, notierte Scott Yanow bei AllMusic. “Am denkwürdigsten sind der einprägsame Titelsong und die traurige Ballade ‘So Sweet My Little Girl’. Obwohl Coles spröde Trompete hier durchgehend im Mittelpunkt steht, ist auch der junge Joe Henderson bereits auf Anhieb erkennbar.”
 
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