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James Francies – Houstons neuester Überflieger

Nach Robert Glasper betritt mit James Francies ein weiterer brillanter Jazzpianist aus Houston die Szene. Auf seinem Debütalbum “Flight” setzt er gleich zu einem Höhenflug an.
James Francies
James FranciesJati Lindsay
18.10.2018
“Er ist nicht einmal alt genug, um legal ein alkoholisches Getränk zu erwerben, stand aber schon mit Now Vs. Now, Jeff ‘Tain’ Watts, Chris Dave und den Roots auf der Bühne”, schrieb Revive Music vor drei Jahren in einem Artikel über James Francies. Der Beitrag erschien unter der Überschrift “Sechs junge Pianisten, die man kennen sollte”. Und Francies hat seitdem alles dafür getan, sich in der Musikszene einen wohlklingenden Namen zu machen. Er schaffte dies u.a. durch Auftritte mit Jazz-Headlinern wie Pat Metheny, Chris Potter, Stefon Harris, Eric Harland und Terrace Martin. Ebenso eindrucksvoll ist aber auch die Liste seiner Credits im Hip-Hop und R&B: auf der Bühne begleitete er bereits Lauryn Hill, José James, Common und Nas, im Studio Chance the Rapper bei der Aufnahme seines Grammy-Albums “No Problem” und Kodak Black. Außerdem ist er in der “Tonight Show Starring Jimmy Fallon” häufig mit seinem Mentor und Freund Questlove und The Roots zu sehen. Nur ein Soloalbum fehlte dem mittlerweile 23-Jährigen bisher in seiner Vita. Das legt er mit “Flight” nun endlich vor.
Mit seinem außergewöhnlichen Debütalbum stößt James Francies in den illustren Kreis der Blue-Note-Familie vor. In elf fesselnden Tracks zeigt er auf “Flight” sowohl seine Versiertheit als Jazzinstrumentalist als auch sein Können als Popmusiker. Zugleich bedeutet das Album für den heute in New York lebenden Pianisten auch eine Art Heimkehr. Denn Francies ist wie die mittlerweile etablierten Blue-Note-Stars Robert Glasper, Jason Moran, Chris Dave und Kendrick Scott ein stolzer “Houstonite” und Absolvent der dortigen High School for the Performing and Visual Arts (HSPVA), die in den letzten Jahren einige der aufregendsten amerikanischen Jazztalente hervorgebracht hat. “Es ist mir eine Ehre, in die Fußstapfen von Herbie Hancock, Bud Powell und all den anderen Künstlern zu treten, die für das Label aufgenommen haben”, sagt Francies. “Aber damit einher geht auch eine große Verantwortung.”
Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, musste er auf dem Album eine geschickte Symmetrie zwischen der Vergangenheit und Zukunft des Jazz herstellen. Auf “Flight” gelingt Francies diese Balance dadurch, dass er mit einigen der besten Musikern seiner Generation zusammenarbeitet – allesamt vertraute Weggefährten und Kollegen, von den einige (wie Gitarrist Mike Moreno, Bassist Burniss Travis II, und Schlagzeuger Jeremy Dutton) zudem wie er aus Houston stammen. In vier Nummern ist der junge aufstrebende Vibraphonstar Joel Ross aus Chicago zu hören, den Francies schon seit acht Jahren kennt. Der moderne Tenorsax-Gigant Chris Potter (laut Francies “ein großartiger Mentor und ein großartiger Bandleader”) gibt sich in drei Stücken die Ehre. Für zusätzliche Glanzlichter sorgen drei sehr individuelle Gesangskünstler, von denen man sicher noch einiges hören wird: YEBBA, Chris Turner und Kate Kelsey-Sugg. Produziert wurde das Album von Derrick Hodge, dem Bassisten des Robert Glasper Experiment: “Wir stehen schon so lange miteinander in Kontakt, dass er eine natürliche Wahl war”, sagt Francies. “Er ist wie ich ein hybrider Musiker – jemand, der zwischen verschiedenen Genres wechseln kann.”
“Ich wollte, dass ‘Flight’ seine eigene klangliche Identität hat, also habe ich elektronisch klingende Sachen mit akustischem Spiel vermischt, ohne die Kompositionen oder die Soli zu kompromittieren.” Tatsächlich klingen Francies' Kompositionen sehr direkt und eingängig, obwohl “Flight” durch raffinierte rhythmische und harmonische Wendungen einen subversiven Touch erhält. Als Hörer taucht man hier in ein Wechselbad der Stimmungen ein, das Freunde von hochkarätigen Jazzimprovisationen und -soli ebenso begeistern wird wie Fans von gutem Pop, Hip-Hop und Rhythm’n'Blues. Neben exzellenten Eigenkompositionen serviert einem Francies auch ein inspiriertes Remake des Chaka-Khan-Hits “Ain’t Nobody”.