ECM Sounds | News | Wunderbar stimmungsvolle Klanglandschaften von Hardangerfiedel und Harmonium

Wunderbar stimmungsvolle Klanglandschaften von Hardangerfiedel und Harmonium

Nachdem sie 2011 ihr erstes ECM-Duo-Album der Musik von Ole Bull gewidmet hatten, melden sich Nils Økland und Sigbjørn Apeland nun auf “Glimmer” mit Stücken westnorwegischer Volkssänger zurück.
Nils Økland
Nils Økland
15.06.2023
Seit dreißig Jahren sind der Violinist Nils Økland und der Harmoniumspieler Sigbjørn Apeland nun schon musikalische Partner. In dieser Zeit haben sie zusammen oft die Schnittstelle von traditioneller norwegischer Musik und Improvisation erkundet. Auch auf “Glimmer”, ihrem neuen außergewöhnlich schönen und bewegenden Album, nehmen sie die norwegische Volksmusik wieder als Ausgangspunkt für ihre fantasievollen Improvisationsausflüge. Die Basis des Repertoires bilden hier von Apeland gesammelte Stücke lokaler Sänger, die dazu beigetragen haben, die Traditionen am Leben zu erhalten. Komplementiert wird das Programm durch sechs Eigenkompositionen der beiden Protagonisten. Die einzigartige Kombination von Øklands Hardangerfiedel und Apelands Harmonium lässt auf diesem Album wunderbar stimmungsvolle Klanglanschaften entstehen.
“Glimmer” ist bereits das sechste ECM-Album, auf dem Nils Økland als Violinist und Hardangerfiedler in Erscheinung tritt. Seine Diskographie für das Label von Manfred Eicher reicht von dem Soloalbum “Monograph” über ein alternatives Ambient-Rock-Album mit der Gruppe Lumen Drones bis hin zu Aufnahmen mit dem Christian Wallumrød Ensemble (“Sofienberg Variations” und “A Year From Easter”). Auch mit Sigbjørn Apeland war er schon auf zwei ECM-Alben zu hören: 2009/10  spielten sie -  ebenfalls als Duo – das von der Kritik gefeierte Album “Lysøen – Hommage à Ole Bull” ein und 2015 trug Apeland auf “Kjølvatn” maßgeblich zur Musik der Nils Økland Band bei. 
Ein Großteil der Musik von “Glimmer” hat auf die eine oder andere Weise einen Bezug zu der Region im Westen Norwegens, in der sowohl Økland als auch Apeland aufgewachsen sind: Nord-Rogaland und Sunnhordland, ein geographisches Gebiet, das auch als Haugaland bekannt ist. Zusätzlich zu den von Sigbjørn gesammelten Stücken hat das Duo auch durch das Studium älterer Transkriptionen und Archivaufnahmen gelernt und  improvisiert hier über dieses musikalische Material.
Zu den auf “Glimmer” präsentierten Eigenkompositionen gehören Stücke, die ursprünglich für den Film “Lysets Vanvidd” (englischsprachiger Titel: “Lars Hertervig – The Frenzy Of Light”, 2013) geschrieben wurden. Der Film, bei dem Karl Johan Paulsen und Pål Øie Regie führten, handelte von dem von Tragik gekennzeichneten Leben Lars Hertervigs, einem großen norwegischen Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts, dessen höchst originelles Werk erst nach seinem Tod internationale Anerkennung fand. Mit seinem Gespür für die Natur und seinem eigenständigen Ansatz, sie in seinen traumartigen Gemälden zu interpretieren, ist Hertervig für norwegische Künstler zu einer wichtigen Symbolfigur geworden. Es gibt nicht wenige, die ihn heute als den “Van Gogh des Nordens” bezeichnen. Wie Økland und Apeland ließ sich auch Hertervig in erster Linie von lokalen Dingen inspirieren. Ein Großteil seines Werks bezieht sich ebenfalls auf Westnorwegen, wo er 1830 auf der Insel Borgøy zur Welt gekommen war. Eine Skizze von Hertervig ziert auch das Cover von “Glimmer”.
Abgerundet wird das Repertoire des Duos von “Valevåg”, das von dem Komponisten Fartein Valen (1887–1952) aus Stavanger beeinflusst ist, dessen Konzepte der atonalen Polyphonie ihrer Zeit voraus waren.
Nils Økland wurde 1961 in Haugesund geboren. Er besuchte das Rogaland Musikkonservatorium und die Norwegische Musikhochschule in Oslo, wo er Violine bei Terje Tønnesen studierte. Darüber hinaus studierte er Hardangerfiedel bei Knut Hamre und Sigbjørn Bernhoft Osa. Ein Stipendium führte ihn an die Budapester Akademie, und in Amsterdam studierte er die Musik von Heinrich Ignaz Franz Biber bei Jan Willem de Vriend. Sechs Jahre lang war er musikalischer Leiter der Ole-Bull-Akademie in Voss., die nach dem norwegischen Geiger und Komponisten des 19. Jahrhunderts benannt ist.
Sigbjørn Apeland wurde 1966 in Sveio geboren, wo er auch aufwuchs. Er arbeitet als Pianist, Organist und Harmoniumspieler mit Musikern verschiedenster Genres zusammen, insbesondere aus dem Bereich der Kirchenmusik, norwegischer Volksmusik, elektronischer und improvisierter Musik. Als Akademiker ist Apeland lehrend, betreuend und schreibend in den Bereichen Musikwissenschaft, Kulturwissenschaft, Kirchenmusik, Theologie und Volkskunde tätig. Als Mitglied der musikwissenschaftlichen Forschungsgruppe an der Grieg-Akademie verfügt er auch über umfangreiche Erfahrungen als Sammler von Volksmusik, wobei er sich vor allem auf Material aus Westnorwegen konzentriert. Neben seiner anhaltenden Zusammenarbeit mit Nils Økland tritt Sigbjørn Apeland häufig mit der Sängerin Berit Opheim auf, mit der er zuletzt auf dem Album “Velsigna Er Dagen” zu hören war, das in der Kirche von Voss aufgenommen wurde.
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