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Von Epidauros ins Hier & Jetzt: Eleni Karaindrou inszeniert “Medea”

Eleni Karaindrou
Eleni Karaindrou© Pepi Loulakaki / ECM Records
17.01.2014
Im Lande der Hellenen ist Eleni Karaindrou fast so etwas wie eine Ikone. Ihre Musik hat sämtliche Filme des griechischen Star-Regisseurs Theo Angelopoulos zwischen 1984 und 2008 weit mehr als nur untermalt, ihre Melodien durchziehen die griechische Theatergeschichte und sind auch außerhalb ihrer Heimat, etwa in Filmen von Jules Dassin und Margarethe von Trotta, zu hören gewesen. Kein Wunder also, dass auch ihre Alben ohne dazu gehöriges Drehbuch stets den Charakter eines Soundtracks tragen, bei dem jedem Hörer spätestens nach zehn Minuten opulente Bilder durch den Kopf gehen.
Und das jetzt, bitte, unter mediterranem Sternenhimmel
Das ist beim aktuellen Album der Griechin, bei “Medea”, kein bisschen anders. Schließlich ist das Werk, wie schon “Trojan Women”, mit dem Theater-Regisseur Antonis Antypas entstanden und dafür gemacht, Performances im antiken Theater von Epidauros zu begleiten. Zu den exotisch anmutenden Ton-Texturen von Instrumenten wie Lyra, Ney, Bendir und Santour kommen die erdigen Stimmen eines 15köpfigen Chores und (leider nicht allzu oft) die Stimme der Eleni Karaindrou. Welch eine phantastische Wirkung das Zusammenspiel aus Antike und Moderne, aus fremdartiger Rhythmik und mediterraner Emphase die Werke der Karaindrou im Süden unter freiem Sternenhimmel haben müssen, lässt sich beim Hören dieser Aufnahme immerhin erahnen.
Eine Reise durch die Poesie des Euripides
In ihren Liner Notes bedankt sich Karaindrou für die Leidenschaft der Musiker: “Während sie mit mir durch die freudlose Welt der Poesie eines Euripides reisten”, so die Komponistin, “haben sie diese Songs ausgebreitet, voller Mitgefühl für die agierenden Personen. Sie übermitteln Sounds des Orients, aber auch solche der modernen, globalisierten Welt. Und sie unterstreichen so zeitgemäß das Drama der barbarischen Medea, die in ihrer Liebe zum Griechen Jason Heimat, Vater und Mutter verrät”. Das allerdings hört sich noch nicht einmal halb so dramatisch und faszinierend an, wie Karaindrous neues Album.