Den unverwechselbaren Klagegesang von
Sokratis Sinopoulos’ Lyra konnte man schon auf
ECM-Einspielungen von
Charles Lloyd mit
Maria Farantouri (“Athens Concert”) und
Eleni Karaindrou (“The Weeping Meadow”, “Elegy Of The Uprooting”, “Medea”) hören. Sokratis trug maßgeblich dazu bei, in seiner Heimat Griechenland ein neues Interesse für dieses antike Instrument zu wecken. Und dies nicht nur im Kontext traditioneller Musik, sondern auch bei Künstlern, die zeitgenössischer ausgerichtet sind. Wenn man ihn das erste Mal in einem Konzert erlebt, kann man kaum glauben, welche Bandbreite an Emotionen er seiner Lyra zu entlocken vermag.
Mit “Eight Winds” bringt Sinopoulos nun sein erstes Album unter eigenem Namen bei ECM heraus. Und es ist zugleich auch das Debütalbum seines 2011 gegründeten Quartetts. Bei den besinnlichen Kompositionen und schmachtenden Balladen des Albums übernahm natürlich die Lyra die melodische Hauptrolle. Einfühlsam unterstützt wird Sokratis Sinopoulos durch den Pianisten Yann Keerim, Bassist Dimitris Tsekouras und Schlagzeuger Dimitris Emanouil.
“Ich spiele ein Instrument, das mit einer bestimmten Tradition assoziiert wird”, sagt Sinopolous. “Und ich lebe in einem Land mit einer starken Tradition. Eine starke Tradition hat viele Vorteile. Es ist fast so, als hätte man eine Zeitmaschine, die einen ins Mittelalter zurücktransportieren oder auf eine Reise durch die Geschichte Griechenlands, des Balkans und vieler anderer Länder schicken kann. Und ich habe all die Jahre genossen, in denen ich dazu beitragen konnte, diese Traditionen zu erhalten. Das schließt auch die Volksmusiktraditionen des östlichen Mittelmeerraums ein. Aber in letzter Zeit entwickelte sich auch etwas anderes, das meinen ganzen musikalischen Background mit etwas, sagen wir, ‘Universalem’ zusammenbrachte.” Eine Begegnung mit dem 1979 geborenen Pianisten Yann Keerim, einem ähnlich aufgeschlossenen Musiker, führte 2011 dazu, dass Sokratis Sinopoulos sein Quartett gründete: “Ich spürte, dass ich mit Yannis eine Verbindung hatte, die über das Musikalische hinausging. Es war mehr eine persönliche Verbindung. Wir fühlen ähnlich.”
“Wir ‘fusionieren’ gar nichts”, sagt Sinopolous über die Musik seines Quartetts. “Jeder von uns hatte eine Menge Wissen und Erfahrungen in den unterschiedlichsten Stilen sammeln können, bevor wir uns über den Weg liefen. Der Geist dieser Aufnahmesession war, auch dank
Manfred Eichers Regie, sehr frei. In der Nacht vor der ersten Aufnahmesession sagte ich den anderen Musikern: 'Wenn ihr, besonders bei den Soli, feststellt, dass ihr etwas spielt, das man leicht als ‘Jazz’ oder ‘Folk’ oder ‘Klassik’ beschreiben könnte, dann versucht bitte, dies zu vermeiden. Lasst uns stattdessen die gemeinsamen Wurzeln unseres Improvisierens finden.”