ECM Sounds | News | Jack DeJohnette, Ravi Coltrane & Matthew Garrison - "In unserer Musik ist die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft präsent."

Jack DeJohnette, Ravi Coltrane & Matthew Garrison – “In unserer Musik ist die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft präsent.”

Auf ihrem ersten gemeinsamen Album “In Movement” reflektieren Jack DeJohnette, Ravi Coltrane und Matthew Garrison über ein Vielzahl von musikalischen Vermächtnissen.
Ravi Coltrane, Jack DeJohnette, Matthew Garrison
Ravi Coltrane, Jack DeJohnette, Matthew Garrison© ECM Records/Peter Gannushkin
03.05.2016
Nicht nur in der Musik von Jack DeJohnettes neuem Trio schwingt eine Menge Geschichte mit, sondern auch in den Namen der Kollegen, mit denen der Schlagzeuger hier zusammenspielt. 1962 hatte der junge Jack DeJohnette ein einschneidendes Erlebnis. Bei einem Auftritt des John Coltrane Quartet in einem Club in Chicago ergab sich für ihn die Gelegenheit, im letzten Set des Abends für Elvin Jones einzuspringen und bei drei Nummern mit dem ikonischen Saxophonisten, Pianist McCoy Tyner und Bassist Jimmy Garrison zusammenzuspielen. Die einmalige Chance stärkte das Selbstbewusstsein des bis dahin unbekannten Zwanzigjährigen enorm und bedeutete für ihn einen Wendepunkt. Jetzt, mehr als fünfzig Jahre später, hat der mittlerweile 73-jährige ein neues Album mit einem Trio aufgenommen, das er mit den Söhnen von John Coltrane und Jimmy Garrison bildet, die dieselben Instrumente spielen wie einst ihre Väter:
Ravi Coltrane und Matthew Garrison. Auf ihrem ersten gemeinsamen Album “In Movement” reflektieren sie über ein Vielzahl von musikalischen Vermächtnissen, wobei der Ausgangspunkt natürlich das von John Coltrane ist.
Das Album beginnt mit einer markanten Bearbeitung von Coltranes immer noch ergreifender Elegie “Alabama”, die der Saxophonist im Gedenken an die vier Mädchen geschrieben hatte, die 1963 bei einem Bombenanschlag des Ku Klux Klans auf eine afroamerikanische Baptistenkirche in Birmingham/Alabama ums Leben kamen. Dem Trio ist es hier gelungen, die genau richtige Balance zwischen Ehrfurcht vor dem Original und künstlerischer Unabhängigkeit zu finden. Das Trio abstrahiert außerdem den impressionistischen Klassiker “Blue In Green”, der von Miles Davis und Bill Evans komponiert wurde. DeJohnette gehört zu den wenigen Musikern, die in den Bands dieser beiden Legenden spielten. Eine echte Überraschung im Repertoire ist hingegen “Serpentine Fire”, ein 1978er Nummer−1-Hit der Band Earth, Wind & Fire, der als funkige Hommage an den im Februar 2016 verstorbenen Maurice White gedacht ist, mit dem DeJohnette am Anfang seiner Karriere gelegentlich zusammengearbeitet hatte.
Doch kreative Musiker vom Format eines Jack DeJohnette, Ravi Coltrane und Matthew Garrison beschränken sich natürlich nicht darauf, Klassiker aus fremder Feder neu zu interpretieren. Mit eigenen Kompositionen würdigen sie weitere innovative Musiker, die sie musikalisch und auch persönlich geprägt haben: Mit “The Two Jimmys” verbeugen sie sich vor Jimmy Garrison und Jimi Hendrix und mit “Rashied” vor dem 2009 verstorbenen Rashied Ali, der zum inneren Zirkel der Musiker gehörte, mit denen Coltrane in seinen letzten Lebensjahren arbeitete. Doch der Blick dieses Trios ist nicht nur in die “glorreiche” Vergangenheit gerichtet. DeJohnette, Coltrane und Garrison schöpfen auch die klanglichen Möglichkeiten aus, die ihnen das 21. Jahrhundert bietet. 
“Der Sound und die Synergie der Gruppe ergibt sich aus dem Zusammenkommen unserer Stimmen, kollektiv, akustisch und elektronisch”, meint Jack DeJohnette, der nicht nur am Schlagzeug zu hören ist, sondern auch Klavier spielt und – wie Matthew Garrison – elektonische Sound beisteuert.
“Ich bin begeistert von dem, was wir gemacht haben”, zieht Jack DeJohnette stolz Bilanz. “Wir haben einige erstaunliche klangliche Grooves gefunden. Es ist eine Fortführung, eine Vorwärtsbewegung unserer Musik – einer Musik, die nicht in einem Genre eingesperrt ist. Ich bin mir ziemlich sicher, eine solche Kombination noch nie zuvor gehört zu haben. In unserer Musik ist die Vergangenheit und die Gegenwart und die Zukunft präsent.”