ECM Sounds | News | In satten, strahlenden Farben: Sakrale Tänze und Musik von Barden und Troubadouren

In satten, strahlenden Farben: Sakrale Tänze und Musik von Barden und Troubadouren

Mit “Zartir” legen Levon Eskenian und sein preisgekröntem Gurdjieff-Ensemble ihr bis dato abenteuerlichstes Werk vor, das einem einmal mehr neue Zugänge zur Musik von G.I. Gurdjieff erschließt.
Gurdjieff Ensemble
Gurdjieff Ensemble
23.11.2023
“Georges Gurdjieff komponierte und diktierte Bände von Klaviermusik. Das Gurdjieff Ensemble von Levon Eskenian holt diese Stücke aus den Pariser Salons und führt sie zurück zu ihren Wurzeln im Kaukasus. Sie enthüllen ihre Herkunft und sich selbst.” (David Honigmann, Financial Times)
Mit seinen großartigen Bearbeitungen der Musik von G.I. Gurdjieff (ca. 1877–1949) für volkstümliche armenische Instrumente hat Levon Eskenian in den zurückliegenden fünfzehn Jahren erreicht, dass diese einer grundlegenden Neubewertung unterzogen wurde. Seine Arrangements haben viele neue Einblicke in die Quellen eröffnet, die den in Armenien geborenen esoterischen Lehrer, Philosophen und Komponisten einst inspiriert hatten.
“Zartir”, das dritte Album von Eskenians preisgekröntem Gurdjieff-Ensemble, ist sein bis dato abenteuerlichstes Werk und eröffnet einem gleich mehrere neue Kanäle zur Entdeckung dieser Musik.
In einer Reihe von Stücken, in denen die Stimme in den Fokus gerückt wird, ordnet das Album Gurdjieff in die Tradition der armenischen Aschugs, Barden und Troubadoure ein, darunter Aschug Jivani, Baghdasar Tbir und der legendäre Sayat Nova. Gurdjieffs Vater, ein Aschug, der unter dem Namen Adash auftrat, war Teil dieser Tradition, und sein breit gefächertes Repertoire dürfte den Sohn schon früh mit Musik und Versen unterschiedlichster Herkunft vertraut gemacht haben. Auch die Texte dieser Lieder finden in den zentralen Botschaften Gurdjieffs Widerhall, insbesondere das Titelstück “Zartir” von Baghdasar Tbir (1683–1768).
“Zartir” bedeutet “Wach auf!”, und der Text scheint Gurdjieffs Ansicht vorwegzunehmen, dass die Menschheit schläft und aus ihrer Erstarrung erweckt werden muss.
An anderer Stelle legt Eskenian den Schwerpunkt auf Stücke, die für den sakralen Tanz geschrieben wurden. Ein Höhepunkt wird mit “The Great Prayer” erreicht, einer hinreißenden Zusammenarbeit zwischen dem Gurdjieff-Ensemble und dem National Chamber Choir of Armenia, die sich auf rituelle Musik verschiedener Religionen stützt. “Ich glaube, ‘The Great Prayer’ ist mehr als nur eine ‘Komposition’”, merkt Levon Eskenian an. “Es ist eines der tiefgreifendsten und transformativsten Stücke, die mir in Gurdjieffs Werk begegnet sind.”
Als Referenzen dienten Eskenian bei seiner Arbeit an “Zartir” die Klaviertranskriptionen und symphonischen Vertonungen von Gurdjieffs begabtem Amanuensis, dem in der Ukraine geborenen Komponisten Thomas de Hartmann. Wie bei “Music Of Georges I. Gurdjieff”, dem 2011 erschienenen Debütalbum des Ensembles, wandeln Eskenians Bearbeitungen für die volkstümnlichen armenischen Instrumente das Material jedoch radikal um und geben dem Hörer die Gelegenheit, Gurdjieffs Musik, die hier in ihrem natürlichen Kontext erblüht, in satter, strahlender Farbe zu hören.
“Zartir” wurde 2021 in Eriwan von Tigran Kuzikyan aufgenommen und und im November 2022 in München von Produzent Manfred Eicher und Toningenieur Michael Hinreiner gemischt und fertiggestellt. Das markante Coverbild des Albums stammt aus Sergei Parajanovs allegorischem Kunstfilm “Die Farbe des Granatapfels”, der auf dem Leben von Sayat Nova basiert. Das CD-Booklet enthält Übersetzungen der Liedtexte von Levon Eskenian und einen Begleittext von Steve Lake.