Erstmals auf Vinyl erhältlich: Meisterwerke der zeitgenössischen Improvisationsmusik
Mit Vinyl-Editionen von sieben aktuellen Alben, die es bisher nur auf CD und im Digitalformat gab, wird ECM Records Fans von Jazz und improvisierter Musik den Herbst vergolden.
06.10.2022
Wenngleich ECM Records bis zum Jahresende noch einige hochkarätige CD-Neuveröffentlichungen im Programm haben wird, gilt ein Fokus des Labels in den kommenden Wochen den Vinyl-Erstausgaben von Alben, die zunächst nur auf CD und im digitalen Format erhältlich waren. Los geht es diese Woche mit Mark Turners jüngster Quartett-Einspielung “Return From The Stars”, die als Vinyl-Doppelalbum herauskommt, und Avishai Cohens fünftem ECM-Album “Naked Truth”. Ebenfalls als Doppel-Vinyl folgt schon am 14. Oktober Keith Jarretts “Bordeaux Concert”, bevor es im November mit dem Duo-Album “The Song Is You” von Enrico Rava und Fred Hersch, John Scofields erstem Gitarrensoloalbum “John Scofield”, “Opening” vom Tord Gustavsen Trio und Oded Tzurs “Isabela” weitergeht.
Mit “Lathe Of Heaven”, seinem in Quartett-Besetzung eingespielten Solodebütalbum für ECM, hatte der Tenorsaxophonist Mark Turner 2014 seinen Ruf unterstrichen, einer der kreativsten Köpfe des zeitgenössischen Jazz zu sein. Auf “Return From The Stars” knüpfte er dort mit einem gleich instrumentierten, aber beinahe komplett neu besetzten Quartett wieder an. In DownBeat schrieb Ed Enright zu dem Album: “‘Return From The Stars’ dokumentiert Turners Kunstfertigkeiten als erstklassiger Saxophonist, konzeptioneller Denker und Bandleader, der eine visionäre Rolle in der sich schnell entwickelnden, ständig expandierenden Jazzszene von heute spielt.”
Einer der Musiker, die Mark Turner bei der Aufnahme von “Lathe Of Heaven” begleitet hatten, war der israelische Trompeter Avishai Cohen, der 2016 mit “Into The Silence” selbst bei ECM debütierte. Für Cohen ist “Naked Truth” bereits das fünfte Soloalbum für das Label von Manfred Eicher. “Der Trompeter und Komponist Avishai Cohen macht eine der enigmatischsten, schönsten und absolut interessantesten Musiken des modernen Jazz”, meint Michael Toland in The Big Take-Over. “Auf den ersten Blick scheint die Musik von ‘Naked Truth’ – seinem fünften Album für ECM, dem perfekten Label für seine Vision – in der Tradition der grüblerischen Balladen von Miles Davis und Chet Baker zu stehen. Aber lassen Sie sich nicht täuschen. Wer genauer hinhört, erkennt, dass hier mehr – viel mehr – vor sich geht.”
Keith Jarretts “Bordeaux Concert” ist nach “Munich Concert” und “Budapest Concert” nun schon das dritte Album, das 2016 auf der letzten europäischen Solo-Konzerttournee des Pianisten mitgeschnitten wurde. Und in der weltweiten Presse wird es derzeit als eine seiner absolut besten Solo-Aufnahmen überhaupt gefeiert und oft mit seinen bahnbrechenden und nach wie vor immens populären Solo-Live-Alben der 1970er Jahre verglichen: dem “Köln Concert” und “Solo Concerts: Bremen/Lausanne”. “Der Meister der Solo-Klavierimprovisation bewies bei diesem Auftritt im Jahr 2016, dass seine spontane Alchemie so faszinierend wie immer war”, urteilt John Fordham im Guardian.
