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ECM-Jahresrückblick 2021, Teil 2: Zwischen zeitlos und zeitgenössisch

Im 2. Teil des ECM-Jahresrückblicks gibt es Kritikerstimmen u.a. zu neuen Alben von Enrico Rava und dem Marcin Wasilewski Trio sowie zu einer nie zuvor veröffentlichten Live-Aufnahme von Eberhard Weber.
ECM Records
ECM Records
06.12.2021
Michael Mantler: Grenzgänger zwischen avanciertem Jazz-Vokabular und Mitteln der Neuen Musik
Für “Coda – Orchestra Suites” hat der Komponist und Trompeter Michael Mantler Musik aus mehreren Phasen seiner Karriere neu arrangiert und zu vollkommen neuen Orchestersuiten umgestaltet. Im Fokus standen Kompositionen, die er zwischen 1975 und 2010 in sehr unterschiedlicher Form für die WATT-Alben “13 & 3/4” und “Alien” sowie die ECM-Alben “Cerco Un Paese Innocente”, “Hide And Seek” und “For Two” aufgenommen hatte. Eingespielt wurden diese Suiten mit einem Orchester überwiegend klassischer Musiker, zu dem sich als jazzige Solisten der Pianist David Helbock, Gitarrist Bjarne Roupé, Vibraphonist Maximilian Kanzler und Mantler selbst gesellten. Das Album wurde als “Grenzgänger” in die vierteljährlich erscheinende Bestenliste des “Preis der Deutschen Schallplattenkritik” aufgenommen. In der Begründung für die Jury schrieb Christoph Irrgeher: “Nicht vielen Österreichern ist es vergönnt, in der amerikanischen Jazz-Szene Fuß zu fassen. Michael Mantler, Trompeter und Komponist, ist einer davon. 1962 in die USA übergesiedelt, hob er mit Carla Bley das Jazz Composer’s Orchestra aus der Taufe. Das vorliegende Album präsentiert den heute Achtundsiebzigjährigen als einen Grenzgänger, der sich vom Free Jazz abgewandt und ein avanciertes Jazz-Vokabular mit den Mitteln der Neuen Musik verbunden hat: In düsteren Orchesterwerken, dirigiert von Christoph Cech, treffen aufgepeitschte Dissonanzen auf tonale Inseln, knackige Streicherrhythmen auf abstrakte Soli, süße Holzbläser auf eine herbe E-Gitarre.”
Marc Johnson: Der Zen-Meister des Solo-Bassspiels
Soloaufnahmen von Bassisten haben bei ECM eine lange Tradition. Das erste nahm 1977 Dave Holland unter dem Titel “Emerald Tears” auf. Ihm folgten seitdem weitere Bass-Soloalben von Barre Phillips, Eberhard Weber, Gary Peacock, Miroslav Vitouš, Björn Meyer und zuletzt Larry Grenadier. Zu dieser illustren Gilde hat sich jetzt Marc Johnson mit seinem fünften ECM-Album “Overpass” gesellt, auf dem er neben eigenen Kompositionen im Alleingang auch Stücke von Miles Davis, Eddie Harris und Alex North interpretiert. “Die Zeit der Experimente hat Johnson mit diesem wunderbaren Album hinter sich gelassen”, verkündete Alexander Preuss in Jazzpodium. “Hier gibt es keine Suche mehr nach Fingersatzkapriolen, Klangeffekten oder Rhythmusallüren. Hier ist alles schon da, auf eine selbstverständliche Art und Weise. Durchdacht, durchfühlt – durchlebt. Es ist ein melancholisches Album geworden. Nicht im Sinne von traurig, eher wehmütig. Fast alle Stücke unterfüttert Johnson mit Ostinati, die dem Album als Ganzes einen geerdeten, meditativen Charakter verleihen. Zwei Stücke stehen exemplarisch dafür: In ‘Samurai Fly’ arbeitet Johnson mit mehreren Tonspuren. In Oktaven erklingt ein von Leichtigkeit getragenes Thema, das sich über eine Rhythmus gebende Pizzicatolinie zu luftigen Flageollett-Klängen aufschwingt. Der tiefe Glockenklang eines Tempels scheint ‘Yin and Yang’ einzuleiten, er trifft einen tief und zieht sich durch das ganze Stück, in dem wieder auf einer anderen Tonspur eine chinesische Spießgeige zu erklingen scheint. Marc Johnson: der Zen-Meister des Solo-Bassspiels? Muss man hören!”
Andrew Cyrille Quartet: Der Schlagzeuger als Poet, Minimalist und virtuoser Klangmaler
Nach seinem im Trio-Format aufgenommenen Album “Lebroba” ist der Schlagzeuger Andrew Cyrille auf “The News” wieder zur Quartettbesetzung seiner ersten ECM-Aufnahme “The Declaration Of Musical Independence” zurückgekehrt. Mit von der Partie sind erneut Gitarrist Bill Frisell und Bassist Ben Street. Nur für den kurz vor der Aufnahme erkrankten (und 2020 verstorbenen) Keyboarder Richard Teitelbaum sprang der junge Kubaner David Vireilles ein. Im Bayerischen Rundfunk meinte Bernhard Jugel: “Der Schlagzeuger als Poet, der einer Komposition ein Gedicht voranstellt, als Minimalist, der die wenigen Variationen eines Beats zum Ereignis macht, als virtuoser Klangmaler, der ein dichtes Rhythmusgespinst über die Klänge seiner Mitmusiker legt – all das und noch viel mehr bietet das neue Album des Andrew Cyrille Quartet, das mit Bassist Ben Street, Keyboarder David Virelles und Gitarrist Bill Frisell exzellent besetzt ist und immer wieder für Überraschungen gut ist. Da wird ein Stück zum Beispiel langsam immer schneller…oder Andrew Cyrille deckt sein Schlagzeug mit Zeitungen ab, verändert dadurch den Klang und nennt das so entstandene Stück dann ‘The News’. Zwischen solch abstrakter Programmmusik und virtuos hingetupftem Swing bewegt sich das Spektrum dieses Albums. Unaufgeregt und sehr virtuos wird hier jenseits des Mainstreams eine sehr feine, sehr freie, sehr nuancierte Spielart des Jazz entwickelt, die durch unübliche Spieltechniken verblüfft, genaues Hinhören erfordert – und selbst das Zusammenknüllen einer Zeitung zum Klangereignis werden lässt.”
Marcin Wasilewski Trio: Klang als stilprägendes Mantra
“En Attendant”, dass mittlerweile siebte Album des Marcin Wasilewski Trios, entstand im August 2019 in den Studios La Buissonne in Südfrankreich, unmittelbar bevor Marcin Wasilewski, Slawomir Kurkiewicz und Michal Miskiewicz an selber Stelle mit Tenorsaxophonist Joe Lovano “Arctic Riff” einspielten. Das vielseitige polnische Trio befand sich zu diesem Zeitpunkt in nachdenklicher, forschungsfreudiger Stimmung und leuchtete ein besonders breitgefächertes Spektrum an Musik aus. “Waren es in der Vergangenheit Songs von Prince, Björk oder The Police, die einen ganz neuen, lyrischen Jazztrio-Anstrich bekamen, so ist es auf ‘En Attendant’ ‘Riders On The Storm’ von den Doors”, bemerkte Holger True im Hamburger Abendblatt, “und erneut fällt die Bearbeitung so geschmackvoll und klug aus, dass sie zu einer Hymne auf das Original wird. Damit der Klassiker aber nicht genug, auch ein Part aus Bachs Goldberg-Variationen und Carla Bleys ‘Vahskar’ werden mit sanfter Melancholie überzogen, hinzu kommen vier Eigenkompositionen, die das hochklassige Zusammenspiel des Trios einerseits ausstellen, andererseits aber von nobler Zurückhaltung geprägt sind. Ein Genuss vom ersten bis zum letzten Ton.” In Jazzpodium meinte wiederum Alexander Drčar: “Der Klang macht die Musik – bei Wasilewski und seinen Mitstreitern wird das gleichsam zum stilprägenden Mantra. Die feine Anschlagskultur an den Tasten findet ihre gleichwertige Entsprechung im runden Basston von Kurkiewicz und den gleichermaßen präzisen wie flexiblen Beats von Miśkiewicz. Die Sensibilität, wie die drei Musiker miteinander agieren ist ein Erlebnis für sich.”
Craig Taborn: Ein Pianist mit einem poetischen, assoziativen Ansatz
Zehn Jahre nach seinem brillanten ECM-Debüt “Avening Angels” hat Craig Taborn unter dem Titel “Shadow Plays” ein neues Solo-Klavier-Album für das Label eingespielt. Es enthält ein atemberaubendes Live-Recital, das am 2. März 2020 im Mozart-Saal des Wiener Konzerthauses aufgezeichnet wurde."Taborns Ansatz ist ein poetischer, assoziativer", berichtet Karl Lippegaus in Fono Forum, “der Pianist entwickelt die Dinge aus dem Moment heraus und nennt es ‘die weite Klangwelt, die ich ständig höre.’ Jedes Detail, jede Phrase, jeder Inspirationsschub haben Katalysatorwirkung für das große Ganze, und wie dies alles organisch ineinanderfließt, ist schier unglaublich. Formsinn, Dynamik, Anschlag, Eloquenz, Logik und Präzision sind frappierend.” In Jazzthing schrieb Rolf Thomas: “Das Album ist komplett improvisiert und demonstriert Taborns erstaunliche Fähigkeiten, sein Material zu strukturieren. Der über eine Viertelstunde dauernde Opener ‘Bird Templars’ spielt mit minimalistischen und impressionistischen Motiven, bei denen man zeitweilig vergisst, dass Taborn an einem Flügel sitzt. An anderen Stellen des Albums, beispielsweise in ‘Conspiracy Of Things’, kommt er wesentlich kantiger daher. Anklänge an das historische Stride-Piano werden mit avantgardistischen Waghalsigkeiten kombiniert.”
Mathias Eick: Durchzogen von dunklen Mirakeln und einer faszinierenden lyrischen Grundhaltung
Auf seinem Album “Ravensburg” hatte der Trompeter Mathias Eick 2017 seine eigene Biografie in den Vordergrund gerückt, indem er einen liebevollen Blick auf seine norwegischen und süddeutschen Familienwurzeln warf. Mit dem Ensemble, das auf “Ravensburg” zu hören war, hat Eick auch sein jüngstes Album “When We Leave” eingespielt. Ergänzt wird es diesmal nur durch den Pedal-Steel-Gitarristen Stian Carstensen, der an der Seite von Eick zuletzt auf dessen ECM-Debüt “The Door” (2008) zu hören war. “Ein hoffentlich nur vorläufiger Höhepunkt seines Werks”, meinte Ulrich Steinmetzger in Jazzpodium. “Das Besondere wächst hier schon aus der Komposition der Band. Eicks melodiös-melancholischer Trompetenton ergänzt sich vorzüglich mit der Violine von Håkon Aase. […] Die beiden Schlagzeuger Torstein Lofthus und Helge Andreas Norbakken bleiben detailscharf, vieldimensional und unaufdringlich im Hintergrund, von dort seufzt gelegentlich Stian Carstensens Pedal Steel-Gitarre in die Ereignisse, die von dunklen Bassläufen Audun Erliens und fein gesponnenen Pianolinien Andreas Ulvos getragen und gelenkt werden. Eins geht hier aus dem anderen hervor, sodass sich die sieben Eigenkompositionen Eicks wie zu einer folgerichtigen Suite fügen. Das ist durchzogen von dunklen Mirakeln und einer lyrischen Grundhaltung, die umgarnt, fasziniert und in ihren Bann zieht mit reicher Melodik und unbedingter Ausgewogenheit.”
Jorge Rossy Trio: Zauberhaft offenes improvisatorisches Wechselspiel
Auf Jakob Bros jüngstem Trio-Album “Uma Elmo” war Jorge Rossy Anfang des Jahres an der Seite des dänischen Gitarristen und des norwegischen Trompeters Arve Henriksen noch als einfühlsamer Schlagzeuger zu hören. Tatsächlich aber konzentriert sich der vielseitige katalonische Musiker, der zwischendurch auch schon als Pianist reüssierte, seit geraumer Zeit mehr auf das Spielen zweier anderer Instrumente: Vibraphon und Marimba. Mit ihnen präsentiert er sich auch auf “Puerta”, seinem Solo-Debütalbum für ECM Records. Gemeinsam mit seinen Trio-Partnern – Bassist Robert Landfermann und Schlagzeuger Jeff Ballard – gestaltet er hier ein ungemein abwechslungsreiches musikalisches Programm, das aus neun Eigenkompositionen und einem Original des Saxophonisten Chris Cheek besteht. “Den dreien gelingt (fast ausschließlich über Eigenkompositionen Rossys) ein zauberhaft offenes improvisatorisches Wechselspiel”, meinte Peter Rüedi in der Weltwoche “Viel Freiheit bei größtmöglicher gegenseitiger Einfühlung. Vorschläge statt Behauptungen. Eine scheinbar skizzenhafte Unbekümmertheit, bei der im Lauf der CD erst spürbar wird, welch fragile Gleichgewichtskunst hier gelingt. Mit viel Kalkül und viel Gespür. Eine Musik wie die schönsten von Alexander Calders Mobiles.” In Stereoplay schrieb Wolf Kampmann: “Rossy sieht sich selbst als Geschichtenerzähler, und seine Stories brauchen Zeit und Platz. Beides gibt der Spanier ihnen reichlich. Er entfaltet eine Poesie auf dem Vibrafon, die man so noch nicht gehört hat. Mit Bassist Robert Landfermann und Drummer Jeff Ballard hat er zwei Co-Piloten an Bord, die seinen Fabeln Flügel verleihen.”
Ayumi Tanaka Trio: Asketische Musik ohne einen Anflug lyrischer Schwelgerei:
Die seit geraumer Zeit in Norwegen lebende japanische Pianistin Ayumi Tanaka kennt man hier spätestens seit den beiden hochgelobten Alben “Lucus” (2018) und “Bayou” (2021), die sie mit Thomas Strønens Ensemble Time Is A Blind Guide für ECM eingespielt hat. Mit “Subaqueous Silence” hat Tanaka nun ihr erstes eigenes Album bei ECM herausgebracht. “Es liegt etwas Asketisches in dieser einfachen Musik, die mit ein paar Noten, ein paar Akkorden und dem Rascheln der Besen auf den Trommelfellen erstaunliche Landschaften suggeriert”, schrieb Jean-Claude Vantroyen in Le Soir. “Stücke wie ‘Black Rain’, ‘Zephyr’, ‘Towards The Sea’ und ‘Subaqueous Silence’ lassen uns in eine Ästhetik des aufmerksamen Zuhörens, der Kontemplation und Meditation eintauchen. Das ist schön. Von einer Schönheit, die nicht mitreißend ist wie Swing oder Bop, sondern uns fasziniert und in ihren Bann zieht wie ein Bild von Yves Tanguy oder Caspar David Friedrich.” Im Deutschlandfunk meinte Michael Engelbrecht: “Seltsam roh und feinnervig zugleich, widerstehen diese asketischen Stücke jedem Anflug lyrischer Schwelgerei. Stattdessen werden kleinste melodische Motive auf eine Art erkundet, dass sie sich in nahezu puren Sound verwandeln. Der Raum zwischen Noten und Geräuschen wird von fast unheimlicher Stille erfüllt. Alles Ruhige ist trügerisch: die extreme Dynamik dieser ECM-Produktion sorgt dafür, dass allem Erkunden entlegener, anscheinend stillster Räume, auch etwas Explosives innewohnt.”
Eberhard Weber: Orchestral und intim zugleich
Als Eberhard Weber Mitte der 1980er Jahre damit begann, Solokonzerte zu geben, eilte ihm bereits der Ruf voraus, einer der ganz wenigen Bassisten zu sein, die über eine unverwechselbar eigene Stimme auf ihrem Instrument verfügten. Die Solokonzerte kulminierten 1993 in der Aufnahme von Webers einzigem reinen Solo-Bass-Album “Pendulum”. Einige Monate nach der Veröffentlichung begab sich Weber mit seinem abenteuerlichen Solo-Programm erneut auf eine ausgedehnte Tournee, in deren Verlauf der Mitschnitt für “Once Upon A Time – Live In Avignon” entstand. “Der deutsche Bassist Eberhard Weber zählt zu den Poeten seines Fachs”, konstatierte Manfred Papst in der NZZ am Sonntag. “Stilbildend hat er gewirkt, indem er sein Instrument mit origineller Phrasierung und elektronischen Erweiterungen zu einem Klangkörper machte, der nicht nur dunkel vor sich hinbrummte, sondern farbige Welten entfaltete […] Zum Glück für uns gibt es diese großartige Solo-Aufnahme: 1994 spielte Weber in Avignon mithilfe von Live-Samples Stücke aus seinen Erfolgsalben ‘Orchestra’ und ‘Pendulum’” Begeistert äußerte sich auch Michael Engelbrecht im Deutschlandfunk: “Und was für eine Freude muss es für die Zuhörer gewesen sein, im August 1994, diesen Solo-Exkursionen zu folgen, die so orchestral und intim zugleich anmuten können! Das notengetreue Nachspiel eigener Stücke war nie Webers Sache, und so hält er die Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt gefangen, in freizügigen Auslegungen von Stücken seiner vorrangig basssolistischen Unternehmungen ‘Orchestra’ und ‘Pendulum’, aber auch, wenn er einmal mit einer gewitzten wie gefühlvollen Version von ‘My Favourite Things’ eine Spur legt zu Rodgers & Hammerstein, und zu John Coltrane.”
Enrico Rava: Frei und doch voller Lyrismen, kultiviert und ebenso spontan
Die für ihn typische, extrovertierte Performance, die Enrico Rava 2019 beim “Jazz Middelheim”-Festival in Antwerpen hinlegte, täuscht leicht darüber hinweg, dass der Trompeter zu diesem Zeitpunkt schon 80 Jahre alt war. Der Doyen des italienischen Jazz war in jenem Sommer in bester Spiellaune, als er auf einer ausgedehnten Tournee zwischen den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Bestehen von ECM Records und denen seines eigenen runden Geburtstags hin- und herpendelte. Sein damaliges Quartett (mit Gitarrist Francesco Diodati, Bassist Gabriele Evangelista und Schlagzeuger Enrico Morello) hatte er eigens für diese Jubiläumskonzerte um den Pianisten Giovanni Guidi und den Tenorsaxophonisten Francesco Bearzatti zur Edizione Speciale erweitert. “Schon in der Besetzung wird auch die Stellung des in einem Vorort von Genua Lebenden als bedeutender Mentor des italienischen Jazz klar”; bemerkte Ulrich Steinmetzger in der Freien Presse. “Und so präsentiert sich Rava auch inmitten seines neuen Livealbums ‘Edizione Speciale’ als einer der großen Trompeter unserer Zeit. Routine scheint es für ihn noch immer nicht zu geben, auch nichts windschnittig Beliebiges. Und immer wieder überträgt sich auch auf seinem 18. Album für das Label ECM dieses engagiert intensive Agieren im Kontext der Band, die er zu seiner Spielwiese macht, deren Mitglieder er mit seiner Präsenz befeuert und zu einem großen Ganzen werden lässt. […] Vieles ist möglich in dieser abwechslungsreichen und doch stringenten Einspielung: Präzises Miteinander, fesselnde solistische Ausbrüche, das Schwelgen in Melodien und das dramaturgisch kluge Voranschreiten. […] Über allem schwebt und swingt dieser markante Trompetenton, frei und doch voller Lyrismen, kultiviert und ebenso spontan. In der Summe ergibt das ein faszinierend schillerndes Ganzes aus Spielfreude, Disziplin und Spontaneität, das zu einem Fest der Kurzweil wird.” Im Deutschlandfunk Kultur meinte Ulrich Habersetzer: “Alles ist da drin, was Rava und seine viel jüngeren Mitmusiker auszeichnet: Mut zum Risiko, völlige musikalische Offenheit, eine musikantische Leidenschaft und eine unbedingte Liebe zur Melodie. Diese Musik ist nie glatt, aber auch nie zu sperrig, sie ist eine durchgehende Einladung zum lustvollen Genießen dieser Klänge, die größte Lebendigkeit ausstrahlen. Enrico Ravas ‘Edizione Speziale’, das Jazzalbum des Jahres? Kann gut sein!”