Nach seinem exaltierten Furioso auf dem 2007 eingespielten Album “Live At Belleville” kehrt der norwegische Bassist mit seinem Trio nun zurück zur intensiven Ballade.
Ein energischer und manchmal muskulöser Bass, ein expressives Tenor-Saxophon und ein Schlagzeuger, der für die Ballade beinahe zärtlich zu schwärmen scheint – auch wenn Andersen für die meisten Stücke von “Mira” als Komponist verantwortlich zeichnet, so haben seine Mitstreiter dem Werk doch hörbar ihre ganz persönliche Handschrift beigefügt. Aufgenommen im Osloer Rainbow Studio, glänzt “Mira” als Energieleistung eines perfekt eingespielten Trios, welches seine überreichen Talente in seelenvollen Balladen und freien durch mal karge, dann wieder liebliche Landschaften mäandernden Sound-Expeditionen erprobt.
Neue Räume für ein kreatives Zusammenspiel
Zwar hat Bandleader Andersen in seiner nun schon über vier Jahrzehnte währenden Karriere bereits in fast jeder denkbaren Art von Jazz-Ensemble gespielt, als Teil eines Trios wie jenem mit Vinaccia und Smith allerdings zeigt er noch einmal mehr seine herausragenden Fähigkeiten und eine pointierte Musikalität. Wer seine Laufbahn schon länger verfolgt, wird sich vielleicht gar an Andersens Alben wie etwa “Triptykon” mit Jan Garbarek in den frühen Siebzigern erinnert fühlen. Die Abwesenheit eines “Harmony Instrument” eröffnet den Musikern hier neue Räume für ein kreatives Zusammenspiel. Bei dem bleiben dann manchmal und überraschend auch nur zwei Akteure übrig, wenn etwa Smith das Saxophon abstellt, zur Shakuhachi greift und einen improvisierten Dialog mit Vinaccia beginnt.
Niemals dem Mittelmaß auch nur nahe gekommen
Arild Andersen, geboren 1945 in Oslo, darf zu den ECM-Künstlern der ersten Stunde gezählt werden, schon 19 Alben hat er als Leader oder Co-Leader für das Label eingespielt und dabei mit dem Who is Who der Szene kooperiert: Neben Jan Garbarek waren dies Terje Rypdal, Don Cherry, Sonny Rollino, Chick Corea, Sam Rivers, Nils Petter Molvaer oder Keith Jarrett, um nur eine kleine Auswahl zu memorieren. Mit dem Italiener Paolo Vinaccia und dem Schotten Tommy Smith ist ihm nun mit “Mira” ein Album gelungen, das sich im oberen Drittel eines Oeuvres einsortiert, dessen unteres Drittel doch niemals Gefahr lief, Bekanntschaft mit dem Mittelmaß zu machen.