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Deutsche Schallplattenkritik – Theo Bleckmanns “Elegy” in der Vierteljahresbestenliste

Seit rund 30 Jahren verblüfft Theo Bleckmann die Musikwelt mit seinen einzigartigen Gesangskünsten. Auf seinem ECM-Debütalbum “Elegy” lief er zu besonderer Hochform auf.
Theo Bleckmann
Theo Bleckmann© Caterina di Perri / ECM Records
17.05.2017
Zwischen Potenzial haben und Potenzial erfüllen liegen Welten. Der aus Dortmund stammende Sänger Theo Bleckmann hat diese Welten mit Siebenmeilenstiefeln durchschritten. 21 Jahre alt war er, als er am 6. Januar 1988 beim Premierenkonzert des Bundesjazzorchester in Bonn erstmals ein größeres Publikum mit seiner Stimme verblüffte (in der Broschüre, die 2013 zum 25-jährigen Jubiläum der Band erschien, wird er trotzdem sträflicherweise als Teo Blackmann geführt!). Doch lange sollte er der von Peter Herbolzheimer geleiteten Talentschmiede nicht erhalten bleiben. Von kreativer Neugier getrieben verließ Bleckmann das heimische Nest mit 23 Jahren, um sich kopfüber in die turbulente New Yorker Jazz- und Improvisationsszene zu stürzen. In Sheila Jordan fand er dort eine großartige Mentorin und in Pianist Kirk Nurock, Gitarrist Ben Monder und Perkussionist John Hollenbeck schnell musikalische Partner, die ebenso experimentierfreudig waren wie er. Auf seinen eigenen Alben, aber auch bei Kollaborationen mit u.a. Jordan, Meredith Monk, Steve Coleman, Laurie Anderson, Dave Douglas, Anthony Braxton oder Ambrose Akinmusire erwies sich Bleckmann seitdem als kühner stilistischer Grenzgänger, der niemals der Versuchung erlag, irgendwelchen modischen Trends zu folgen. Wohl nicht zuletzt deshalb pries ihn DownBeat einmal als “verrücktes Genie”, während das Magazin Jazziz, dessen jüngstes Cover er ziert, ihn “einen der erfindungsreichsten und kreativsten Vokalisten der modernen Musik” nannte. Mit seinem ECM-Debütalbum “Elegy” legte Bleckmann im Januar 2017 ein neues Meisterwerk vor. Jetzt wurde das Album, auf dem Bleckmann mit seinen langjährigen Gefährten Ben Monder und John Hollenbeck sowie Pianist Shai Maestro und Bassist Chris Tordini zu hören ist, in die aktuelle Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik aufgenommen.
“Er ist ein Meister des Atmosphärischen”, meint Bert Noglik in der Begründung des Jury. “Der Wahl-New Yorker Sänger und Komponist Theo Bleckmann gestaltet mit ‘Elegy’ Räume, die die Zuhörenden auf magische Weise in sich hinein ziehen. Der Begriff ‘ambient’ bekommt hier eine andere, tiefere Bedeutung, als Absage an die Beliebigkeit wabernder Sounds. So wird die Umgebung zu einem Bezugsfeld innerer Auseinandersetzungen. Mit seiner charismatisch klaren und zugleich wandlungsfähigen Gesangsstimme widmet sich Bleckmann existentiellen Fragestellungen, er reflektiert Tod und Hinübergleiten, ohne einen Anflug düsterer Sentimentalität. Sparsame Textvertonungen und von Vokalisen durchzogene Instrumentalstücke fügen sich zu einem leuchtenden Zyklus, den er mit einem kleinen Ensemble Gleichgesinnter realisiert. Wie in einem Zen-Gedicht werden Fragen zu Antworten, weitergetragen auf den Wellen des Klanges.”