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Benedikt Jahnels Trio-Partner – eine Konstante in einer Phase der Veränderung

Mit seinem dritten Album “The Invariant” feiert das international besetzte Trio des Berliner Pianisten Benedikt Jahnel sein zehnjähriges Jubiläum.
Benedikt Jahnel Trio
Benedikt Jahnel Trio© Arne Reimer /ECM Records
12.01.2017
Als “Invariante” oder “Konstante in einer Phase der Veränderung” bezeichnet Pianist Benedikt Jahnel sein Trio mit dem spanischen Bassisten Antonio Miguel und dem kanadischen Schlagzeuger Owen Howard. Deshalb hat er sein neues Album, das kurz vor dem zehnjährigen Jubiläum der Formation erscheint, auch treffend “The Invariant” betitelt.
“Ich mag es sehr, mit denselben Leuten zu interagieren und mich jedes Mal mehr in die musikalische Konversation zu vertiefen”, sagt Jahnel. “Man hat diesen energetischen Input und diese intensive Zeit, in der man zusammenarbeitet. Ich glaube, die Musik entwickelt sich sogar, wenn wir getrennt sind. Wenn wir dann wieder zusammenkommen, kann ich den Fortschritt, der inzwischen stattgefunden hat, in den Stücken hören.”
Die natürliche Evolution mag das Ihre zur Entwicklung der Musik beitragen. Aber das tun auch die Eingriffe des Pianisten und Komponisten, für den die fortlaufende Revision seiner Stücke Teil des kreativen Prozesses ist. “Die Version irgendeines Stücks, das man auf dem neuen Album hört, könnte die fünfte oder zehnte Version des Ursprungsmaterials sein. Wir gehen mit der Musik auf Tournee und passen sie dort an, manchmal ziemlich stark. Selbst im Studio bearbeite ich häufig noch Stücke. Und im Laufe dieses Prozesses integriere ich ständig Ideen, die vom Bass und Schlagzeug aufgeworfen werden.” Jahnel ist ein produktiver Komponist, und auf “The Invariant” präsentiert er nun die besten der vielen Stücke, die er in den letzten fünf Jahren geschrieben hat, wobei er die dynamischen Antworten seiner Trio-Partner gleich in den Stoff des Materials eingearbeitet hat.
Die erste Nummer, “Further Consequences”, knüpft dort wieder an, wo das Trio auf dem von der Kritik hochgelobten Album “Equilibrium” den Faden fallen gelassen hatte. Mit der Fortsetzung von Ideen über pianistische Gestaltung und strukturelles Spiel. Wie so viele von Jahnels Liedern ist es ein Stück mit einem ungewöhnlichen Metrum, enthält aber auch Swing-Elemente, wenn der Pianist auf die Implikationen von Owen Howards Schlagzeugspiel reagiert. “Für mich ist dies ein Neuaufbruch. Ich neige eher zu geraden Achtelnoten. Owen ist stark in der ganzen Jazztradition verwurzelt, und die Art, wie er an dieses Stück heranging, zog mich, im Solo-Teil, hin zur Welt der Swing-Phrasierung…” Dieses Swing-Feeling durchdringt auch “The Circuit”. Von Jahnel als leichtatmendes Lied inmitten von stärker arrangierten Stücken entworfen, ist es in seiner Form dennoch leicht unorthodox, mit einem Solo, das dem Thema des Liedes vorausgeht, und am Ende einem betörenden Feature für Antonio Miguels Bass über das sanft pulsierende Klavier und die mit Besen gespielten Trommeln.
Mit neuneinhalb Minuten ist “Mirrors” das längste Stück des Albums. Es ist eine von mehreren Kompositionen, die Jahnel, so sagt er, “aus einer sehr pianistischen Perspektive” geschrieben hat. “Das Stück hat viele Teile, ist stark durcharrangiert, und selbst der ‘freie’ Teil hat Strukturen.” In der Ballade “Monolake” wiederum “definieren innere Stimmen im Klavier das Stück. Ich habe versucht, es so zu entwerfen, dass die harmonischen Anker etwas abseits von den Punkten ausgeworfen wurden, an denen man sie erwarten würde.”
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