Die Musik von Andy Sheppards neuem Album “Surrounded By Sea” ist so unberechenbar und launenhaft wie das Meer, um das es thematisch in diesen nachdrücklich atmosphärischen Aufnahmen geht. Meist ist es zwar meist ruhig. Aber wie aus dem Nichts können Sturmböen aufkommen und es aufpeitschen. Als Inselbewohner hat Sheppard ein feines Gespür für solche plötzlichen Wetterumschwünge entwickelt: “Ich bin in England mit dem Bewusstsein aufgewachsen, vom Meer umgeben zu sein.” Für “Surrounded By Sea”, sein drittes ECM-Album, hat der Saxophonist sein gefeiertes Trio Libero (mit Bassist Michel Benita und Schlagzeuger Sebastian
Rochford) durch den norwegischen Gitarristen Eivind Aarset (der schon 2008 auf Sheppards ECM-Debüt “Movements In Colour” zu hören war) zum Quartett erweitert.
“Ich betrachte das Quartett als den nächsten Schritt”, sagt Sheppard. “Wir begannen Libero als ein improvisierendes Trio. Ein Großteil des Materials basierte auf Improvisationen und wurde dann in Stücke umgewandelt. Auf dem neuen Album wollte ich diese Musikalität beibehalten, aber die Dinge durch Harmonien und subtile Grooves in eine neue Richtung bewegen.” Die Hinzunahme eines vierten Musikers eröffnet der Musik paradoxerweise mehr Freiräume. Eivinds subtil überlagerte Gitarre- und Elektronikklänge scheinen Sheppard mehr Bewegungsfreiheit und zugleich ein harmonisches Fundament zu geben.
Auf “Surrounded By Sea” spielt das Quartett vor allem neue lyrische Kompositionen des Saxophonisten und freie Improvisationen, interpretiert aber auch ein Stück von
Elvis Costello (“I Want To Vanish”) und die
gälische Folkballade “Aoidh, Na Dean Cadal Idir”, die in gleich drei Variationen auftaucht und gewissermaßen als roter Faden des Albums fungiert.
Am 25. April wird das Andy Sheppard Quartet die Musik des neuen Albums im Rahmen der ECM-Labelnacht bei der Jazzahead-Messe in Bremen erstmals live präsentieren. Die Bühne des Sendesaals von Radio Bremen teilt die Band an diesem Abend mit dem Trio des dänischen Gitarristen Jakob Bro, dem Mathias Eick Quintet aus Norwegen und dem Trio des italienischen Pianisten Giovanni Guidi.