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50 Jahre ECM Records – digitalisierte Raritäten von ECM und JAPO, Teil 2

Erstmals im digitalen Format erscheinen vergriffene ECM-Klassiker von u.a. Wolfgang Dauner, David Holland & Derek Bailey und Robin Kenyatta.
Steve Kuhn
Steve Kuhn
25.07.2019
Zu seinem 40. Jubiläum vor zehn Jahren brachte ECM Records eine ganze Reihe von historischen Einspielungen erstmals im digitalen Format heraus. Viele dieser Alben konnte man davor nur auf speziellen Raritätenbörsen zu Sammlerpreisen oder mit viel Glück als teure Japan-Importe bekommen. Einige der Aufnahmen waren ursprünglich auf dem ECM-Sublabel JAPO (Jazz by Post) erschienen, das zwischen 1971 und 1985 existiert hatte und für das neben Manfred Eicher oft der spätere Konzertagent Thomas Stöwsand (der 2006 verstarb) oder Steve Lake als Produzenten verantwortlich zeichneten. Dieses Jahr feiert das Label sein 50. Jubiläum und wird die Reihe aus diesem Anlass nun mit insgesamt 40 weiteren eAlben fortsetzen.
Wolfgang Dauner – Output (1970 / ECM 1006)
Wolfgang Dauners “Output”, 1970 im Trio mit dem Bassisten Eberhard Weber und Schlagzeuger Fred Braceful eingespielt, zählt bis heute zu den außergewöhnlichsten Alben, die im Laufe von 50 Jahren bei ECM erschienen sind. Das Trio des Pianisten, der später das ungeheuer populäre United Jazz + Rock Ensemble gründete, wartet mit brillanter Musik auf, die zugleich humorvoll und provozierend ist.
Robin Kenyatta – Girl From Martinique (1970 / ECM 1008)
Das einzige ECM-Album des Flötisten, Altsaxophonisten und Perkussionisten Robin Kenyatta war zugleich auch sein experimentellstes. Gemeinsam mit Wolfgang Dauner an Klavier und Clavinet, Bassist Arild Anderson und Schlagzeuger Fred Braceful wagt sich der aus South Carolina stammende Avantgardist teilweise auf psychedelisches Terrain vor und vermischt auf aberwitzige Weise Free Jazz mit groovigem Blues, spirituellen Gospel-Elementen oder karibischen Klängen.
David Holland & Derek Bailey – Improvisations For Cello And Guitar (1971 / ECM 1013)
In seiner zweibändigen Enzyklopädie “Free Jazz and Free Improvisation” bezeichnete der US-amerikanische Jazzjournalist Todd S. Jenkins “Improvisations For Cello And Guitar” 2004 als “ein dunkles, nachhallendes Meisterwerk”. Entstanden war es im Januar 1971 bei einem Live-Auftritt zweier britischer Improvisationsgenies im Little Theatre Club in London. Bassist David Holland, der hier allerdings ausschließlich Cello spielt, und Gitarrist Derek Bailey nehmen den Hörer auf eine außerordentlich abenteuerliche Klangreise mit, bei der Spontaneität und blindes Verständnis die Triebfedern waren.
Double Image – Dawn (1979 / ECM 1146)
Mit der digitalen Wiederveröffentlichung von “Dawn” zollt ECM dem Vibraphonisten und Marimba-Spieler Dave Samuels Tribut, der im April 2019 verstarb. Rund 30 Jahre lang unterhielt er mit seinem Instrumentalkollegen David Friedman das Ensemble Double Image, das seine beiden ersten Alben – darunter “Dawn” – noch mit dem Bassisten Harvie Swartz und Schlagzeuger Michael DiPasqua einspielte, bevor es als reines Mallet-Duo weitermachte. In der Zeit, als sie Double Image gründeten, spielte Samuels auch mit Frank Zappa und war Mitglied der Fusionband Spyro Gyra, während. Friedman Aufnahmen mit George Benson und Billy Joel machte.
John Clark – Faces (1980 / ECM 1176)
Wann immer bei Aufnahmen ein Hornist gebraucht wird, ist John Clark in den USA einer der ersten Ansprechpartner. In den vergangenen rund 45 Jahren machte er Aufnahmen mit Carla Bley, dem Gil Evans Orchestra, Jaco Pastorious, Frank Sinatra, Sting, Joe Lovano und unzähligen anderen Größen. Dass sich seine Bekanntheit dennoch in Grenzen hält, liegt daran, dass er unter eigenem Namen nur einer Handvoll Alben aufgenommen hat. Das vielleicht bekannteste war 1980 “Faces”, auf dem Clark seine Vielseitigkeit im Zusammenspiel mit David Friedman, dem Cellisten David Darling und dem Schlagzeuger Jon Christensen eindrucksvoll unter Beweis stellte.
Steve Kuhn Quartet – Last Year’s Waltz (1982 / ECM 1213)
Eine Stimme nahtlos in den Klang eines Ensembles einzubetten, ist ein Kunstück, das nur wenige Vokalisten beherrschen. Eines der seltenen gelungenen Beispiele ist das Steve Kuhn Quartet mit Bassist Harvie Swartz, Schlagzeuger Bob Moses und der großartigen Sängerin Sheila Jordan. Nachdem das Ensemble 1979 mit “Playground” schon ein gefeiertes Studioalbum vorgelegt hatte, ließ es im April 1981 einen fantastischen Auftritt im Fat Tuesday’s in New York für das Live-Album “Last Year’s Waltz” mitschneiden.
Herbert Joos – The Philosophy Of The Fluegelhorn (1973 / JAPO 60004)
Herbert Joos’ erstes Album für JAPO mag zwar “The Philosophy Of The Fluegelhorn” betitelt sein, präsentiert den Karlsruher Musiker aber als veritablen Multiinstrumentalisten. Denn Joos, der später Mitglied des famosen Vienna Art Orchestra war, ist nicht nur auf dem Flügelhorn zu hören, sondern spielt im Overdub-Verfahren u.a. noch Trompete, Bass, diverse Flöten und Vibraphon. Klanglich bereichert wird die Musik dieses atmosphärischen Albums zudem durch Field Recordings.
Larry Karush & Glen Moore – May 24, 1976 (1976 / JAPO 60014)
Das in den Osloer Talent Studios aufgenommene Album ist Dokument einer faszinierenden Begegnung zwischen dem Pianisten Larry Karush und dem Bassisten sowie Violinisten Glen Moore, einem Gründungsmitglied der bekannten Band Oregon. Auf “May 24, 1976” stellen sich die beiden sowohl als Solisten wie auch als einfühlsames Duo vor. Gemeinsam mit dem Perkussionisten Glen Velez bildeten Karush und Moore in den 1990ern das Trio Mokave.
Contact Trio – New Marks (1978 / JAPO 60024)
Das experimentierfreudige Contact Trio war 1970 von dem Klarinettisten Theo Jörgensmann mit dem Bassisten Alois Kott und Schlagzeuger Michael Jüllich gegründet worden.  Nach nur einem Album ersetzte der Gitarrist Evert Brettschneider den Klarinettisten und sorgte dafür, dass das Contact Trio einen jazzrockigeren Einschlag erhielt. Seine Experimentierlust büßte die Band, wie man auf “New Marks” hören kann, dadurch jedoch keineswegs ein.
Tom van der Geld & Children At Play – Out Patients (1980 / JAPO 60035)
Mit dem Album “Out Patients” schloss der Vibraphonist Tom van der Geld 1980 seinen Aufnahmezyklus bei JAPO ab, den er 1973 mit dem Album “Children At Play” begonnen hatte. Gemeinsam mit dem Holzbläser Roger Jannotta, Bassist Wayne Darling und Drummer Bill Elgart läuft van der Geld hier noch einmal zu Hochform auf.
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