Blue Note Classic Vinyl Serie – weit mehr als nur solide
Die in den 1960er Jahren entstandenen Alben “Solid” von Gitarrist Grant Green und “Puttin’ It Together” von Schlagzeuger Elvin Jones gehören zu den spannendsten Aufnahmen beider Musiker.
Blue Note Classic Vinyl Serie - Grant Green / Elvin Jones(c) Blue Note Records
16.10.2025
Die Blue Note Classic Vinyl Serie macht die klassischen Alben des Labels zum attraktiven Preis dauerhaft verfügbar. Die ersten Folgen erschienen bereits 2019 zum achtzigsten Labeljubiläum unter dem Serientitel Blue Note 80. Gemastert werden die LPs von Kevin Gray bei Cohearent Audio in den USA, gepresst in 180g bei Optimal in Deutschland. Original-Coverdesign und cellophanierte Innenhüllen gehören bei dieser Serie zum guten Ton.
Grant Green – Solid
Zwischen 1961 und 1965 fungierte Grant Green quasi als “Hausgitarrist” von Blue Note und war als Bandleader und Sideman auf mehr Alben des Labels zu hören als jeder andere Musiker. In dieser Zeit war er für Blue Note das, was Wes Montgomery zunächst für Riverside und später für Verve war. Aber eine ganze Reihe der Alben, die Grant für das Label einspielte, wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Darunter befand sich kurioserweise auch das Album ”Solid”, das erst 1979 erschien, aber von vielen Jazzkritikern zu den besten Aufnahmen des Gitarristen überhaupt gerechnet wird. Eingespielt hatte er es im Juni 1964 mit einer fantastischen Besetzung, die ganz auf der Höhe der Zeit war: mit Joe Henderson am Tenorsax, James Spaulding am Altsax, Bob Cranshaw am Bass sowie den beiden Coltrane-Begleitern McCoy Tyner und Elvin Jones an Klavier und Schlagzeug. Selten konnte man Grant Green in einem solch herausfordernden Umfeld und mit einem so spannenden Programm zwischen modalem Jazz und raffiniertem Hard Bop hören. Neben einer eigenen Komposition (“Grant’s Tune”) spielt er hier Stücke von George Russell (“Ezz-Thetic”), Joe Henderson (The Kicker”), Duke Pearson (“Minor League”) und Sonny Rollins (“Solid”).
Elvin Jones – Puttin’ It Together
Sechs Jahre lang – bis zu seinem Ausstieg im Frühjahr 1966 – hatte Elvin Jones mit seinem einzigartigen polyrhythmischen Spiel als Motor der Bands von John Coltrane fungiert und war auch ein unverzichtbarer Teil seines legendären Quartetts gewesen. Mit “Puttin’ It Together”, seinem Debütalbum für Blue Note, schlug Jones 1968 ein neues, aufregendes Kapitel in seiner Karriere auf. Es war das erste von zwei spannenden Alben, auf denen sich der Schlagzeuger im pianolosen Trio-Format präsentierte. Mit von der Partie war der Bassist Jimmy Garrison, mit dem Jones natürlich zuvor schon ausgiebig in Coltranes Quartett zusammengespielt hatte. Dritter im Bunde war der Saxofonist und Flötist Joe Farrell, der bis dahin vor allem als Big-Band-Musiker (u.a. im Maynard Ferguson Orchestra und dem Thad Jones/Mel Lewis Orchestra) in Erscheinung getreten war. So ungewöhnlich wie die Besetzung war auch das breit gefächerte Repertoire des Albums. Zum Auftakt interpretierte das Trio mutig “Reza”, ein Stück des damals jungen brasilianischen Komponisten Edu Lobo, das inzwischen als Klassiker der Música Popular Brasileira gilt. Jeder der drei Musiker steuerte auch eine eigene Komposition zu dem Album bei: Jimmy Garrison das verspielte “Sweet Little Maia”, Joe Farrell das energische “Jay-Ree” und Elvin Jones “Keiko’s Birthday March”. Letzteres entwickelt sich nach Elvins Marsch-Intro schnell zu einer spritzigen Bebop-Nummer, in der Joe Farrell auf der Piccoloflöte glänzt und an Roland Kirk erinnert. Abgerundet wurde das Programm durch das bluesige “Village Greene” des Pianisten Billy Greene sowie die beiden etwas obskureren Standards “Ginger Bread Boy” von Jimmy Heath und “For Heaven’s Sake” von Sherman Edwards.