Billie Holiday | Offizielle Biografie

Biografie Billie Holiday

Billie Holiday
Billie Holiday
“Ich halte es nicht aus, ein und denselben Song an zwei auf einander folgenden Nächten auf dieselbe Weise zu singen, geschweige denn zwei oder zehn Jahre lang”, soll die Sängerin Billie Holiday einst gesagt haben und fügte dann spottend hinzu: “Wer dazu in der Lage ist, macht nicht Musik. Sowas ist militärischer Drill oder Exerzitien oder Jodeln oder sonstwas, aber keine Musik.” Kein Wunder also, dass Billie Holiday als eine der ganz großen Individualistinnen in die Jazzgeschichte eingegangen ist.

Auch 50 Jahre nach ihrem Tod ist die Biographie Billie Holidays noch ein fast so großes Mysterium wie zu ihren Lebzeiten. Das Rätselraten beginnt schon, wenn man sich mit den scheinbar simpelsten Fakten ihres Lebens beschäftigt: Wann, wo und unter welchem Namen wurde sie geboren? Der letzte Stand der Billie-Holiday-Forschung besagt, dass sie am 7. April 1915 im Philadelphia General Hospital als Elinore Harris zur Welt kam. So soll es zumindest in der offiziellen Geburtsurkunde stehen, auch wenn viele Holiday-Biographen ihren Geburtsnamen wahlweise mit Eleanora Fagan, Eleanora Gough, Eleanora Fagan Gough, Eleanora Gough McKay oder Eleanora Gough Harris angeben.

Noch mehr im Dunkeln liegt ihre zunächst in Baltimore und danach in New York zugebrachte Jugendzeit. Geprägt war diese von bitterer Armut in katastrophalen sozialen Verhältnissen. So heißt es, dass sie als Zehnjährige vergewaltigt wurde, eine Zeitlang in einer Erziehungssanstalt verbrachte und sich später in New York mit 15 Jahren vorübergehend als Prostituierte über Wasser hielt.

Licht – und dies im wahrsten Sinne des Wortes – kommt in Billie Holidays Geschichte erst, nachdem sie John Hammond in einem obskuren New Yorker Nachtclub entdeckt hatte. Hammond, ein wohlhabender Jazzliebhaber mit Verbindungen zu Plattenfirmen, ermöglichte Holiday 1933 ihre erste Plattenaufnahme. Als Band stellte er ihr ein kleines, von Benny Goodman geleitetes Ensemble zur Seite. Danach machte sie weitere Aufnahmen mit Teddy Wilson (der damals Goodmans Pianist war), Buck Clayton und Lester Young, von dem sie ihren Spitznamen “Lady Day” erhielt. 1937 tourte sie mit dem Count Basie Orchestra und im darauffolgenden Jahr – als erste schwarze Sängerin eines weißen Orchesters – mit Artie Shaws Band.

1943 nahm sie das Plattenlabel Decca unter Vertrag und produzierte eine Reihe kommerziell sehr erfolgreicher Alben, die ihr wirkliches Gesangstalent allerdings nicht zur Geltung brachten. Schon im Umfeld der Bigbands von Count Basie und Artie Shaw hatte sich Holiday nie wirklich wohlgefühlt. Jetzt umgaben sie ihre Produzenten mit großen Streichorchestern, die ihr Fesseln anlegten und keine Improvisationsausflüge gestatteten. Unzufrieden flüchtete sie sich in Alkohol- und Drogenexzesse sowie heillose Liebeleien. Es sollte nicht lange dauern und ihre Karriere entwichkelte sich zur Achterbahn: auf Höhenflüge folgten Abstürze, diverse Verhaftungen wegen Drogenbesitz, Entziehungskuren, aber auch immer wieder großartige Platten.

Ihre besten Alben gelangen Billie Holiday, wenn sie von ihren Produzenten nicht in ein Korsett gezwängt wurde. “Ich glaube nicht, dass ich singe”, meinte sie einmal. “Ich improvisiere mit meiner Stimme wie auf einem Instrument, wie Lester Young, Louis Armstrong oder sonst jemand, den ich bewundere. Es kommt alles, wie ich’s fühle. Ich hasse es, ein Lied so zu singen, wie es auf dem Papier steht. Ich muss eine Melodie so ändern, dass sie zu mir passt. Das ist alles, was ich weiß.”

1952 begann sie dann die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem legendären Produzenten Norman Granz. Innerhalb von fünf Jahren machte sie für dessen Label Verve Records über einhundert Aufnahmen. Obwohl ihre Stimme durch den Alkohol- und Drogenmißbrauch schon etwas unsteter geworden war, machte sie in dieser Zeitspanne einige ihrer besten Aufnahmen. Zu verdanken war dies dem Umstand, dass Norman Granz Billie Holiday die Musiker zur Seite stellte, mit denen sie arbeiten wollte. So konnte sie mit kleinen Ensembles, deren Musiker zur Crème de la crème der damaligen Jazzszene gehörten, endlich die Aufnahmen machen, die ihr immer vorgeschwebt hatten.

Am 17. Juli 1959 starb Billie Holiday im Alter von nur 44 Jahren in New York an einer Leberzirrhose.
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