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Terence Blanchard: Black Operas Matter

Am 27. September wird in der berühmten Metropolitan Opera von New York erstmals eine Oper eines schwarzen Komponisten aufgeführt: “Fire Shut Up In My Bones” von Terence Blanchard.
Auf Streife Im Netz: Terence Blanchard (c) Cedric Angeles // The Metropolitan Opera
Auf Streife Im Netz: Terence Blanchard (c) Cedric Angeles // The Metropolitan Opera
09.09.2021
“Die Tatsache, dass ‘Porgy And Bess’ – geschrieben von drei Weißen, den Gershwin-Brüdern und DuBose Heyward – als Quintessenz der schwarzen amerikanischen Erfahrung bekannt wurde, ist sowohl ein Symbol für den systemischen Rassismus, der in der gesamten Kunst zu finden ist, als auch für die besondere Langsamkeit, mit der sich der Opernkanon modernisiert”, schrieb die New York Times 2019 in einem Artikel über “Opern von schwarzen Komponisten, die lange Zeit ignoriert wurden”.
Diese Zeiten, so ist zu hoffen, sind nun endlich vorbei. Denn am 27. September wird Terence Blanchards zweites Opernwerk “Fire Shut Up In My Bones” die neue Konzertsaison der weltberühmten Metropolitan Opera in New York eröffnen. Und damit Geschichte schreiben. Denn “Fire Shut Up In My Bones” ist die erste Oper aus der Feder eines schwarzen Komponisten, die in der beinahe 140-jährigen Met-Geschichte dort auf die Bühne gelangt.  Terence Blanchard ist sich dieser außergewöhnlichen Bedeutung durchaus bewusst. “Für mich ist es eine große Ehre, der erste Afroamerikaner zu sein, von dem ein Stück an der Met aufgeführt wird”, erzählte er dem Opera News Magazine, in dem er auch über seine eigene ambivalente Beziehung zu “Porgy And Bess” sprach. Gleichzeitig räumte er aber ein: “Ich weiß allerdings nur zu gut, dass ich nicht der erste bin, der die Qualifikation dafür besitzt.” Als Beispiele nennt er selbst Duke Ellington (dessen Oper “Queenie Pie” unvollendet blieb und von anderen Komponisten mehrfach adaptiert wurde), Coleridge-Taylor Perkinson und seinen ehemaligen Lehrer Roger Donald Dickerson. Nicht weniger qualifiziert waren oder sind sicherlich auch andere schwarze Komponisten aus dem Jazzbereich, die Opern zu Papier gebracht haben: angefangen bei Scott Joplin und James P. Johnson über Anthony Davis, Leroy Jenkins und Anthony Braxton bis hin zu Wayne Shorter, dessen erste Oper Iphingenia (mit einem Libretto von Esperanza Spalding) im Oktober ihre Premiere erleben wird.
Terence Blanchard zweite Oper “Fire Shut Up In My Bones” basiert auf den gleichnamigen Memoiren des New-York-Times-Kolumnisten Charles Blow. Seine Uraufführung erlebte das Werk im Sommer 2019 am Opera Theatre of Saint Louis, wo 2013 auch schon Blanchards erste Oper “Champion” ihre Premiere hatte. In “Fire Shut Up In My Bones” geht es um Rassenfragen, Gewalt, Sexualität und Lernprozesse. Und erneut möchte Blanchard sein Werk nicht als Jazzoper verstanden wissen, sondern vielmehr als eine “Oper im Jazz”. Dass  “Fire Shut Up In My Bones” nun ab dem 27. September an der weltbekannten Met zu erleben sein wird, verleiht dem Jazztrompeter und eifrigen Filmkomponisten Terence Blanchard die höheren Weihen, die allen anderen schwarzen Opernkomponisten bislang verwehrt war. Wer weiß, vielleicht signalisiert dies endlich den Aufbruch in eine neue Opern-Epoche?
Terence Blanchards aktuelles Jazzalbum “Absence” erschien kürzlich auf Blue Note Records und zollt seinem Vorbild Wayne Shorter Tribut (wir berichteten). 
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