Der Titel ist trügerisch schlicht: “Country Music”. Und das Konzept des Albums kommt einem ziemlich bekannt vor: Eine amerikanische Musikikone knöpft sich das Songbook der Country Music vor, um frische Versionen von zeitlosen Klassikern aufzunehmen. Natürlich sollte einen die Tatsache, dass Willie Nelson für diese Art von Kollektionen schon vor über 30 Jahren Maßstäbe setzte, stutzig machen. So wie die Erkenntnis, dass er sich in all den seither verstrichenen Jahren mit der Musik, die das Fundament seiner Karriere bildet, nie in traditioneller Weise auseinandergesetzt hat. Für den Albumtitel liefert Willie Nelson selbst denn auch eine ebenso simple Erklärung: “Das ist meine Definition von echter Country Music.”
1975 stieg Willie Nelson, der die amerikanischen Outlaw-Clichés nicht nur in seinen Liedern besingt, sondern sie lange Zeit auch auslebte, zu einer der Ikonen der Country Music auf. An diesem Status hat sich seitdem auch nichts geändert, obwohl der mittlerweile 77-Jährige der Tradition der Musik, mit der man ihn gemeinhin verbindet, oftmals den Rücken zugewandt hat, um in fremden stilistischen Revieren zu wildern. Auf seinen Alben flirtete er in den zurückliegenden 35 Jahren mit so ziemlich allem, was ihm vor die Flinte kam: Swing, Jazz, Honky-Tonk, Rock’n'Roll, Folk, Blues, Pop und sogar Reggae.
Diesmal aber ist “Country Music” angesagt. Wohlgemerkt: Country Music nach Willie Nelsons Definition. Für dieses Album hat er das Genre aus einer weitgefassten Perspektive betrachtet. Hilfreich zur Seite stand ihm dabei der renommierte Produzent T Bone Burnett (der kürzlich noch auf Elvis Costellos jüngstem Album “Secret, Profane & Sugarcane” glänzte). Er schlug Nelson einige Songs fürs Repertoire vor, die dieser noch gar nicht kannte, etwa den Traditional “Satan, Your Kingdom Must Come Down” oder Bob Willis' “Gotta Walk Alone”.
Wie es sich gehört, wurde “Country Music” in Nashville mit einer erstklassigen Band aufgenommen, deren Musiker Burnett handverlesen hatte. “Die besten Leute, die man dort auftreiben kann”, sagt Willie Nelson über die Band, in der Ronnie McCoury an der Mandoline zu hören ist, Jim Lauderdale als Background-Sänger agiert und Buddy Miller E-Gitarre spielt.
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