Verve Acoustic Sounds Serie – entspannte Sessions mit alten Freunden
Für “All Or Nothing At All”, Billie Holidays letztes Album für Verve Records, hatte der Produzent Norman Granz der Sängerin eine siebenköpfige Traumband mit erstklassigen Solisten zusammengestellt. Das Ergebnis begeisterte sogar den kritischen Miles Davis
Verve Acoustic Sounds: Billie Holiday "All Or Nothing At All"
23.05.2025
Mit der Verve Acoustic Sounds Serie bietet Verve Vinyl-Fans in Zusammenarbeit mit dem bekannten amerikanischen Acoustic-Sounds-Label seine erste audiophile LP-Serie. Die Fertigung erfolgt mit rein analogen Produktionsschritten vom Erste-Generation-Masterband bis zur 180g-Pressung bei Quality Record Pressings in den USA. Den luxuriösen Rahmen bieten laminierte Tip-On-Gatefold-Sleeves und wattierte Innenhüllen. Auch Alben von Verve-Schwesterlabels wie Impulse!, Mercury und Emarcy finden sich in der hochwertigen Serie wieder.
“All Or Nothing At All” – was für ein passender Titel! Denn für Billie Holiday, deren Karriere sich im Sinkflug befand, ging es in gewisser Weise wirklich um alles oder nichts. Es war das letzte Album, das Norman Granz 1958 auf seinem Label Verve von ihr veröffentlichte. Wie die Zukunft der charismatischen Sängerin aussehen würde, stand damals in den Sternen. Denn nicht wenige Kritiker waren der Ansicht, dass sie ihren Zenit längst überschritten habe. Dass dem nicht so war, bewies sie auf dem Album “All Or Nothing At All”, für das sie ein Dutzend klassische Standards von Irving Berlin, Duke Ellington, George Gershwin, Kurt Weill und anderen interpretierte.
Vier der Aufnahmen des Albums (“I Wished On The Moon”, “But Not For Me”, “Say It Isn’t So” und “Love Is Here To Stay”) waren im August 1956 entstanden, die restlichen im Januar 1957 bei denselben Sessions wie die Holiday-Albumklassiker “Body And Soul” und “Songs For Distingué Lovers”. Beide Male stellte Granz ihr eine Band mit exzellenten Jazzinstrumentalisten zur Seite, die nicht nur zuverlässige Studiomusiker und gewandte Improvisatoren waren, sondern auch Solisten mit ausgeprägter Persönlichkeit. Harry “Sweets” Edison, dessen oft mit Dämpfer gespielte Trompete ein wesentliches Element dieser Aufnahmen ist, war mit ihr befreundet, seit sie 1937 in der Band von Count Basie zusammengearbeitet hatten. Der Pianist Jimmy Rowles war in den 1950er Jahren oft Holidays musikalischer Partner und ebenfalls ein enger Freund. Und dann ist da noch der Tenorsaxofonist Ben Webster, ein weiterer alter Freund, der sich zu einem der Größten des Jazz entwickelt hatte. Komplettiert wurde die Besetzung durch den Gitarristen Barney Kessel (der 1956 und 1957 die DownBeat Readers Poll in seiner Instrumentenkategorie gewann), die Bassisten Joe Mondragon (1956) und Red Mitchell (1957) sowie den Schlagzeuger Alvin Stoller.
Eine absolute Traumband! Miles Davis, der sonst nicht zögerte, Kollegen harsch zu kritisieren, ließ seinerzeit verlauten, dass “All Or Nothing At All” eines von Billie Holidays effektivsten Alben war, da die Sängerin das vorgetragene Repertoire “besser denn je verstand und beherrschte”.