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Rollins und Reich

31.01.2007
Die ersten nennenswerten Auftritte und Aufnahmen hatte Sonny Rollins 1949 im New Yorker Umkreis des ausklingenden Bebops der frühen Generation. Beeinflusst von Coleman Hawkins, im Ton und dem musikalischen Gestus deutlich bluesgeprägt, gelang es ihm, die Höhenflüge des Parker-Gefolges zu erden und zuzuspitzen, bis daraus ein neues Stil, der so genannte Hardbop sich entwickelte. Mitte der Fünfziger gehörte Rollins bereits zur ersten Garde der Saxophonisten, zog sich daraufhin zurück, um 1962 mit dem berühmten Album “The Bridge” erneut eine melodieorientierte Deutung der jazzenden Moderne zu präsentieren. Während der Siebziger und Achtziger zählte Rollins zu den Eminenzen im Hintergrund der Trends, im Gefolge der Revival-Bewegung des Neotraditionalismus jedoch rückte er wieder in den Mittelpunkt des Interesses der internationalen Jazzszene. Rollins ist mit 76 Jahren weiterhin weltweit auf den Bühnen der großen Festivals unterwegs und hat eben mit “Sonny, Please” ein hoch geschätztes Studio Album vorgelegt. So war es für die Jury des schwedischen Polar Music Prize eine klare Entscheidung, einer der letzten Legenden der Pionierjahre des Jazz die diesjährige Auszeichnung für ihr Lebenswerk zuzusprechen.
Der 1989 vom früheren Manager der Popgruppe ABBA Stig Anderson ins Leben gerufene Polar Music Prize zählt international zu den wichtigsten Awards der Musiklebens. Er wird am 21. Mai 2007 im Rahmen einer Gala-Veranstaltung in der Stockholmer Concert Hall von König Carl XVI Gustaf von Schweden persönlich an die Honoratioren überreicht. Denn neben Rollins wird noch eine zweite Koryphäe des internationalen Musiklebens geehrt: Der Komponist Steve Reich gehört zu den Miterfindern des “Minimalismus” und sieht sich selbst als Glied einer sich ständig verändernden  musikalischen Entwicklung: “Wir leben im Zeitalter der Vereinfachung. Als ich groß wurde und anfing, die Musik um mich herum wahrzunehmen, waren Künstler wie Stockhausen im Mittelpunkt des Interesses.

Es entstanden Kunstwerke von immenser Komplexität, für die Harmonie oder Melodien nicht von Bedeutung waren. Aber das ist zu Ende, ähnlich wie bei Bach damals. Er schuf eine Musik von enormer Vielgestaltigkeit und seine Söhne führten sie weiter, indem sie sie vereinfachten. Insofern bin ich auch ein Komponist der Simplifizierung, indem ich Ideen, die zu meiner Jugendzeit den Stand der Dinge darstellte, wieder einfacher und damit für viele Leute zugänglich gemacht habe.” Im vergangenen Jahr feierte Reich seinen 70. Geburtstag, im Mai wird auch er in Stockholm mit einem Polar Music Prize für sein Lebenswerk geehrt.