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In 80 Grooves um die Welt – Snarky Puppys neuer Geniestreich

Snarky Puppy - "Culcha Vulcha" Foto by Christian Thomas Hynes
Snarky Puppy - "Culcha Vulcha" Foto by Christian Thomas Hynes
29.04.2016
Fusionmusik ist ein Begriff, den Jazzer schon seit langem nur noch mit spitzen Fingern anfassen. Denn nachdem er in den späten 1960er Jahren in Mode gekommen war, wurde er so beliebig und inflationär verwendet, dass er mittlerweile fast bedeutungslos geworden ist. Ursprünglich stand Fusionmusik für eine Kombination aus Jazzimprovisationen mit treibenden Rock- und Rhythm’n'Blues-Rhythmen. Dann aber mutierte sie immer mehr zu einer technokratischen Musik oder gar zu fingerfertiger Nudelei ohne Seele und Herz. Deshalb machen die meisten Jazzer heute auch einen riesigen Bogen um das böse F-Wort. Die Musiker des Kollektivs Snarky Puppy tanzen da allerdings aus der Reihe. Aber das tun sie ja auch sonst ganz gerne. Und deshalb haben sie jetzt mit “Culcha Vulcha” ein neues Opus eingespielt, das man guten Gewissens als Fusionalbum bezeichnen kann.
Der Titel ist eine Verballhornung der Aussprache von “Culture Vulture” und das bedeutet ins Deutsche übersetzt keineswegs “Kultur-Aasgeier”, sondern “Kulturliebhaber” oder, etwas salopper ausgedrückt, “Kulturfanatiker”. Als solche hatten sich die Musiker um Mastermind Michael Legaue schon auf ihren bisherigen neun Alben erwiesen. Auf “Culcha Vulcha” aber, übrigens ihr erstes reines Studioalbum seit 2008 (!), lassen sie ihrem “Fanatismus” für die eigene und viele fremde Kulturen freien Lauf.
“Wir wollten einmal einen anderen Aufnahmeprozess ausprobieren, um zu sehen, ob wir so ein anderes Resultat erzielen”, meint Michael League, der die Musik des neuen Albums so umschreibt: “Dunkler, weniger Feuerwerk, sehr viel reicher, wärmer, verzerrter.” Eine Woche lang zog sich die Band dafür in die abgeschieden gelegenen Sonic Ranch Studios in Tornillo/Texas zurück. Dort stießen zum Kern der Band noch Violinist Zach Brock, den echte Snarky-Puppy-Fans von früheren Alben kennen dürften, und Schlagzeuger Jason “J.T.” Thomas, der bereits mit Roy Hargrove & The RH Factor und Marcus Miller gespielt hat.
Der Groove war bei der Bass- und Percussion-lastigen Abmischung von “Culcha Vulcha” absolut Trumpf! In neun extrem stimmungsvollen Tracks kombinieren Snarky Puppy hier Stile, Rhythmen, Stimmungen und Instrumente aus verschiedenen Kulturkreisen, dass es eine wahre Freude ist. Mal verbinden sie in “Semente” brasilianisches Flair mit Elementen, die an Filmmusiken von Henry Mancini erinnern, dann weben sie in “Palermo” einen komplexen multikulturellen Rhythmusteppich mit Instrumenten aus Südostasien (Angklung), Afrika (Kalimba) und Argentinien (Bombo legüero).
Im Stück “The Simple Life”, das mit einem verzerrtem psychedelisch-rockigen Gitarrensolo endet, reichen sich ein hypnotischer jamaikanischer Reggae-Groove und westafrikanische Highlife-Anleihen die Hände zum Tanz. Bei so viel musikalischem Gehalt ist es erneut fast als Wunder anzusehen, dass Snarky Puppy es auch diesmal wieder schaffen, ihre vielschichtigen Arrangements und vertrackten Rhythmen so leicht klingen zu lassen, dass sie sich schon beim ersten Hören angenehm im Ohr festsetzen. 
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