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Internationales Solodebüt: die neue Stimme Malis

Auf ihrem ersten weltweit erscheinenden Album “Bamanan” arbeitete die malische Sängerin Rokia Koné eng mit dem irischen Star-Produzenten Jacknife Lee zusammen.
 Rokia Koné & Jacknife Lee: BAMANAN (Real World Records)
Rokia Koné & Jacknife Lee: BAMANAN (Real World Records)
17.02.2022
Diese LP und weitere von Real World Records finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Rokia Konés reine, klare und unverfälschte Stimme schwebt auf “Bamanan” über einem flirrenden Klangteppich, der von blubbernden Minimoog-Bässen und sphärischen Synthesizern, traditionellen westafrikanischen Perkussionsinstrumenten und hypnotisierend groovigen Mande-Gitarren gewebt ist. Es ist eine Stimme, die in Mali, wo Rokia liebevoll die “Rose von Bamako” genannt wird, jeden sofort in ihren Bann zieht und mittlerweile auch immer mehr Hörer/innen fern von Westafrika. Auf ihrem internationalen Debütalbum “Bamanan” hat sich die 38-jährige Rokia Koné mit dem in Irland geborenen und in Kalifornien lebenden Rockproduzenten Jacknife Lee zusammengetan, um die Klänge Malis auf ebenso unkonventionelle wie bahnbrechende Weise kreativ neu zu interpretieren.
Eigentlich wollte Rokia Koné bei dem Album mit Valérie Malot zusammenzuarbeiten. Die Französin hatte sie vor ein paar Jahren entdeckt und in die feministische Supergruppe Les Amazones d’Afrique geholt, wo Rokia an der Seite von malischen Größen wie Angélique Kidjo, Oumou Sangaré, Mariam Koné, Mamani Keita, Mariam Doumbia und Kandia Kouyaté glänzen konnte. “Rokias Musik basiert auf Improvisation”, sagt Malot. "Sie ist sehr instinktiv und leidenschaftlich. Sie gibt alles, wenn sie singt. Aber um das zu tun, muss sie sich verletzlich machen, und das erfordert Vertrauen. Sie bat mich, ihr zu helfen, eine eigene Platte zu machen, die ein Publikum über Mali hinaus ansprechen könnte."
Dann aber kam Valérie Malot die Arbeit am zweiten Album von Les Amazones d’Afrique dazwischen. Und ein glücklicher Zufall führte dazu, dass Jacknife Lee das bereits angefangene Projekt übernehmen und ihm einen etwas anderen Dreh verleihen konnte. Ausschlaggebend dafür war die Gitarre von Sountoucoumba Salif Koné, die Lee auf dem ersten Album von Les Amazones d’Afrique gehört hatte. “Ich wollte unbedingt mehr über den Gitarristen erfahren, und so brachte mich Real World mit Valérie in Verbindung”, sagt Lee. “Sie erzählte mir, dass sein Name Salif ist und dass er der Leadgitarrist einer malische Sängerin namens Rokia Koné sei. Dann sagte sie, dass sie ein Album begonnen hatten, aber Hilfe brauchten, um es fertigzustellen.”
So begann eine ungewöhnliche transatlantische Zusammenarbeit, bei der Rokia Koné mit Sountoucoumba Salif Koné und anderen malischen Musikern und Sängerinnen in einem Studio in Bamako die grundlegenden Aufnahmen der Tracks machte und diese dann über den großen Teich an Jacknife Lee nach Kalifornien schickte. In seinem Studio in Topanga Canyon nahm der wiederum weitere Tonspuren mit Gitarre, Keyboards und Schlagzeug auf und mischte schließlich alles mit viel Fingerspitzengefühl zusammen.
Jacknife Lee arbeitet normalerweise als Produzent und Remixer mit Berühmtheiten wie U2, R.E.M., Blur und The Killers. Für seine Mitwirkung an Taylor Swifts millionenfach verkauftem Album “Red” erhielt er 2014 einen Grammy. Seine Spezialität sind also Rock- und Pop-Stars, die große Arenen füllen und beschallen müssen. Doch auf “Bamanan” hebt Lee sehr einfühlsam und subtil die raue Schönheit von Rokias Stimme hervor. Und zwar so,  dass man jede Nuance, jeden Atemzug, jede melismatische Improvisation von ihr klar und deutlich hört.
In Jacknife Lee, so scheint es, hat Rokia Koné einen überraschenden Seelenverwandten gefunden, einen musikalischen Partner, der ihren Songs mit exquisiten Arrangements, die  ebenso zeitlos wie modern sind, andere Dimensionen erschließt. “Ich liebe diese neue Farbpalette”, sagt Rokia Koné überglücklich. “Wir haben zusammen etwas Frisches erschaffen. Etwas, das hervorsticht.”