Real World | News | Absolut elektrifizierend: U. Srinivas' karnatische Musik von auf der Mandoline

Absolut elektrifizierend: U. Srinivas' karnatische Musik von auf der Mandoline

Zum 30-jährigen Jubiläum der Aufnahme von “Rama Sreerama” erscheint dieses atemberaubende Meisterwerk des indischen Mandolinen-Virtuosen U. Srinivas jetzt neu auf Doppel-Vinyl.
U. Srinivas - Rama Sreerama (Real World Records)
U. Srinivas - Rama Sreerama (Real World Records)
24.03.2022
Diese LP und weitere von Real World Records finden Sie in unserem JazzEcho-Store.
Shrinivas (das U. steht für Upalappu) galt als Wunderkind der karnatischen Musik, einem Subgenre der südindischen Klasssik. Bereits mit sechs Jahren beherrschte er zahlreiche Stücke aus dem immens (umfang)reichen Repertoire dieser Musik. Und dies auf der Mandoline, einem Instrument, das bis dahin in der südindischen Klassik unbekannt gewesen war und das er selbst erst ein Jahr zuvor spielen gelernt hatte. In seiner viel zu früh jäh beendeten Karriere – U. Srinivas starb 2014 mit nur 45 Jahren – führte er dieses Instrument in atemberaubender Geschwindigkeit auf einzigartige Höhen. Das Album “Rama Sreerama”, das nun als Doppel-Vinyl wieder aufgelegt wird, enthält den Mitschnitt einer exquisiten Live-Performance, die er im August 1992 in den von Kerzenlicht stimmungsvoll erleuchteten Real World Studios gab. Zur Seite saßen ihm dabei drei weitere Meister der karnatischen Musik: Sikkil R. Bhaskaran (Violine), Thiruvauru Bhakthavathsalam (Mridangam) und E. M. Subramaniam (Ghantam). Wenn man die schier unglaublichen Darbietungen hört, mit denen U. Srinivas bei dieser Session glänzte, weiß man sofort, weshalb ihn der Gitarrenvirtuose John McLaughlin ein paar Jahre später in seine Band Remember Shakti holte.
Begonnen hatte U. Srinivas auf einer akustischen Mandoline, wechselte aber später zu einem elektrischen Instrument, das er für seine Zwecke noch  zusätzlich modifizierte. Er lernte, die schwierigen karnatischen Ragas mit einer solchen Leichtigkeit und Geschicklichkeit auf der Mandoline zu spielen, dass sein Name in Indien schnell zum Synonym für das Instrument selbst wurde und er von den Leuten einfach nur noch “Mandolinen-Srinivas” genannt wurde. Einer seiner frühesten westlichen Fans war der vormalige Beatles-Gitarrist George Harrison gewesen. Mit dreizehn Jahren trat U. Srinivas beim Jazzfest Berlin auf und begeisterte das Publikum so sehr, dass er von ihm zu einer einstündigen Zugabe angepeitscht wurde. Selbst den gestandenen Jazzmusikern (u.a. Miles Davis und Don Cherry), die vor und nach ihm auftraten, verschlug es die Sprache. Der Ruf, den er sich durch diesen Auftritt erwarb, eröffnete ihm auch zahlreiche Möglichkeiten, sich auf der Bühne oder im Studio mit westlichen Musikern unterschiedlichster Provenienz auszutauschen: darunter der kanadische Gitarrist Michael Brook (der auch “Rama Sreerama” für Real World produzierte), der französische Bassvirtuose Dominique di Piazza, King-Crimson-Gitarrist Trey Gunn, der brasilianische Perkussionist Naná Vasconcelos, der britische Pianist Michael Nyman, Klassikviolinist Nigel Kennedy und natürlich der bereits erwähnte John McLaughlin, in dessen Band Remember Shakti U. Srinivas ab 1999 eine tragende Rolle spielte.