Pino Palladino & Blake Mills | News | Pino Palladino & Blake Mills - Neo-Exotica mit Ecken und Kanten

Pino Palladino & Blake Mills – Neo-Exotica mit Ecken und Kanten

Auf ihrem zweiten gemeinsamen Album kreieren Bassist Pino Palladino und Gitarrist Blake Mills faszinierend atmosphärische Musik, die einen ganz eigenen Charme besitzt und mit Widerhaken gespickt ist.
Pino Palladino & Blake Mills
Pino Palladino & Blake Mills(c) Justin Daashuur Hopkins
20.08.2025
Pino Palladino und Blake Mills machen keine allzu offensichtliche Musik. Ihre gemeinsamen Stücke bewegen sich mit einer tiefen, unerschütterlichen Kraft voran – selbst wenn der Rhythmus sich manchmal nur schwer fassen lässt – und besitzen eine harmonische Sprache, die ebenso facettenreich wie geheimnisvoll ist. Ihre Musik ist subtil, aber nicht soft. Sie ist präzise, zielgerichtet und auf ruhige Art wagemutig. Mit ihrem zweiten Album “That Wasn’t A Dream” bauen sie auf der Entdeckerfreude auf, die schon ihr 2021 erschienenes Debütalbum “Notes With Attachments” auszeichnete. Es basiert auf der Art von tiefgehender musikalischer Chemie, die spontane Komposition mühelos erscheinen lässt, und bewegt sich zwischen Form und Freiheit.
Während “Notes With Attachments” eine Art Patchwork war, das in der heißen Phase der Corona-Pandemie in verschiedenen Studios und Städten aufgenommen wurde, entstand “That Wasn’t A Dream” über einen Zeitraum von zwei Monaten im legendären Studio A der Sound City Studios, das Mills seit 2018 leitet. Zu den Sessions luden Palladino und Blake diesmal einen kleinen Kreis alter und neuer Mitstreiter ein: den Saxofonisten Sam Gendel, die Schlagzeuger und Perkussionisten Chris Dave, Abe Rounds und Steve Jordan, den Bassisten Rocco Palladino (Sohn von Pino Palladino) sowie den Pianisten und Multiinstrumentalisten Dory Bavarsky. Letztendlich geht es auf diesem Album jedoch um die Vertiefung der Kernbeziehung zwischen Pino Palladino und Blake Mills.
Bei “Notes With Attachments” war es darum gegangen, aus der vielschichtigen Spontaneität einen Zusammenhang zu schaffen. “That Wasn’t A Dream” findet diesen Zusammenhang hingegen durch Zurückhaltung. Wie Palladino erklärt, sind einige der Kompositionen aus harmonisch dichten Ideen entstanden, die später auf das Nötigste reduziert wurden. “Es hat sich gezeigt, dass der Raum zum Mittelpunkt werden kann, wenn wir etwas mit den kleinstmöglichen Zutaten schaffen”, sagt er. Eine frühe Palladino-Skizze, aus der das Stück “What Is Wrong With You?” hervorging, gab Mills erstmals Gelegenheit, mit dem Prototyp eines neuen Instruments zu experimentieren, bei dessen Entwicklung er 2021 dem Gitarrenbauer Duncan Price geholfen hatte: der bundlosen Bariton-Sustainer-Gitarre. Mills hat sie seitdem bei zahlreichen Produktionen sowie bei Auftritten mit Joni Mitchell eingesetzt.
“Die bundlose Bariton-Sustainer-Gitarre kann fast wie eine Kreuzung aus Holzblas-, Blechblas- und Streichinstrument klingen“, sagt Mills. “Es ist ein schwer zu kontrollierendes oder zu definierendes Instrument. Dieser undefinierbare Klang und der spielerische-minimalistische Ansatz gaben den Ton für die restlichen Schreib- und Aufnahmesessions des Albums vor".
“That Wasn’t A Dream” beginnt ausgesprochen entspannt mit dem melodischen Stück “Contour”, das Palladino als schrittweise Einführung in eine Fantasiewelt bezeichnet. Mit ”I Laugh In The Mouth Of The Lion” und “Somnambulista” folgen dann zwei Stücke mit reizvollem brasilianischem Flair, bevor die von westafrikanischen Rhythmen geprägte, minimalistische Funk-Nummer “Taka” andere Akzente setzt. In dem fast 14-minütigen “Heat Sink” gelingt den Musikern das Kunststück, eine gleichzeitig sehr beruhigende und verstörende Klangatmosphäre zu kreieren.  Ausklingen lassen Palladino und Mills das Album mit der träumerischen Duo-Nummer “That Was A Dream“ auf sanfte und stimmungsvolle Weise.
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